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gebraucht, um von 6° N-Br bis zum Aequator, welcher am 11. Mai in 92,8°0-Lg
geschnitten wurde, zu gelangen. Auf südlicher Breite war der Fortgang zunächst
ein etwas rascherer; man traf westlichen, zu Zeiten in Böen ganz frisch wehenden
Wind; dazu lief jetzt auch die Strömung nach südöstlicher Richtung. Am
17. Mai gelang es in 5,9° S-Br und 92,8° O-Lg in das Gebiet des SE-Passats
einzudringen, in welchem gleich Kurs für die südliche Spitze Afrika’s gesteuert
wurde, Man kreuzte auf demselben 10° S-Br in 88,8° O-Lg am 20. Mai,
20° S-Br in 74,2° O-Lg am 25. Mai und 30° S-Br in 38,0° O-Lg am 12. Juni.
Den Meridian von 60° Ost passirte das Schiff am 1. Juni in 23,2° S-Br und den
von 30° Ost am 16. Juni in 33,6° S-Br. Der Passat, welcher nur für kurze Zeit
in mässiger Stärke geherrscht hatte, hörte in 25,5° S-Br und 52° O-Lg zu wehen
auf; doch waren die später angetroffenen Winde noch immer vorherrschend
günstig; bis man am 18. Juni in 34,5° S-Br und 27° O-Lg den ersten schweren
Weststurm antraf, den gleichzeitig auch der nur etwa 80 Sm in südwestlicher
Richtung entfernte „Willy Rickmers“ durchmachte. Beide Schiffe hatten auch
fernerhin noch unter dem überaus stürmischen Wetter zu leiden, und gebrauchte
der „Kaiser Wilhelm“ in Folge dessen.nicht weniger als 16 Tage, um von 24°
nach 20° O-Lg zu kommen. Am 9. Juli erblickte man das Feuer des Kaps der
Guten Hoffnung. Aber auch von hier ab war es noch nicht erheblich leichter,
nach NW hinzugelangen. Erst am 14. Juli setzte günstiger südlicher Wind ein,
mit welchem am 15. Juli in 11,4° O-Lg der Parallel von 30° S überschritten
wurde. Das Schiff hatte sich nicht weniger als 33 Tage südlich von demselben
befunden.
Die Zone des SE-Passats erreichte der „Kaiser Wilhelm“ am 23. August
in 22,8° S-Br und 7,5° O-Lg. In 20° S-Br und 3° O-Lg wurde man noch wieder
mehrere Tage durch Mallung und Stille aufgehalten, ehe frischer Passat einsetzte,
welcher, nachdem 10° S-Br in 12° W-Lg am 4. August gekreuzt worden war,
das Schiff bis zum 9. August, 3 Tage früher als den „Willy Rickmers“, in
22° W-Lg an den Aequator führte.
Frisch wehend ging in 4,6° N-Br und 24° W-Lg der SE-Passat in den
südwestlichen Monsun über. Noch nördlicher, als für den „Willy Rickmers“,
erstreckte sich für „Kaiser Wilhelm“ das Gebiet des SW-Monsuns. Erst in
16,2° N-Br und 26° W-Lyg setzte der NE-Passat ein, dessen Zone sich wieder
bis 28,5° N-Br in 35° W-Lg ausdehnte. Es wurde 20° N-Br in 31,8° W-Lg
am 22, August und 30° N-Br in 35° W-Lg am 29. August geschnitten. Hier
in letzterer Breite herrschte eine mehrere Tage anhaltende Windstille, auf
welche veränderliche Winde folgten, die anhielten, bis man 40° N-Br am 9. Sep-
tember in 30° W-Lg überschritten hatte. Am 14, September in 47,5° N-Br
und 16,5° W-Lg wurde die Führung des meteorologischen Journals eingestellt.
5. Reise der Rostocker Brigg „Hermann Friedrich“, Kapt. F. Niejahr.
Von Yarmouth aus unternahm am 29. Juni 1878 die Brigg „Hermann
Friedrich“ eine Reise nach dem am Weissen Meere gelegenen Hafen Onega.
Mit veränderlichen Winden segelte das Schiff nordwärts und erreichte, nachdem
60° N-Br in 1,4° O-Lg am 8. Juli gekreuzt worden war, am 16, Juli in 10° O-Lg
den Polarkreis. Von günstigen westlichen Winden geführt, wurde der noch
vorliegende Theil der Reise dann in kurzer Zeit zurückgelegt; am 19. Juli
passirte man die Länge des Nordkaps und am 23. Juli segelte die Brigg in das
Weisse Meer ein. Am 26. Juli wurde nach 28tägiger Reise auf der Rhede von
Onega geankert.
Am 31. August trat das beladene Schiff die Rückreise nach Leith an.
Das Weisse Meer, in welchem jetzt vorherrschend ganz leichte nördliche Winde
wehten, verliess man am 10, September, und am 15. September wurde der
Meridian des Nordkaps wieder erreicht. In dessen Nähe überstand das Schiff
einen sehr schweren Weststurm, während dessen Dauer der Luftdruck bis zu
730,5 mm abnahm. Nachdem der Sturm sich gemässigt hatte, kamen günstige
Winde durch, mit ihnen konnte man am 21. September in 5° O-Lg den Polar-
kreis überschreiten. Am 30. September wurde schliesslich nach einer Reise,
deren Dauer 30 Tage betrug, im Bestimmungshafen geankert.