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nach NO zu bis an den Eingang des Norderneyer-Seegats. Andere gefährliche
Untiefen, darunter die Brander-Platen, sperren bis zum Buse-Tief hin, östlich
von Juist jegliche Fahrt. Bei Niedrigwasser sieht man im Süden der Insel nur
Watt bis südlich vom Dorfe. Von dem letzteren aus erstreckt sich die Juister-
Balje mit Tiefen. von 4 bis sogar zu 10 und 12m nach dem Westende von Juist
hin. Nach dieser Balje führt ausser der bereits bei der Oster-Ems angeführten
Stechbakenreihe über das Nordland noch eine zweite Reihe Stechbaken östlich
des letzteren, welche, wenn man von Norderney bezw. Norddeich kommt, den
kürzesten Weg nach Juist bezeichnet. Juist und Borkum sind die beiden einzigen
der Ostfriesischen Inseln, welche vom Festlande aus nicht zu Fuss erreicht
werden können, ;
NORDERNEY, die grösste und wohl in jeder Beziehung die bedeutendste
der Ostfriesischen Inseln, hat eine Längenausdehnung von ca 7,5 Sm, während
die grösste Breite nur 1 Sm beträgt. Eine ziemlich hohe Dünenreihe zieht sich
an der Nordseite dieser Insel vom Westende bis fast zum Ostende derselben
hin; nur der letzte Theil des Ostendes ist ganz niedrig. Am höchsten sind die
Dünen in dem östlichen Theile und zeichnen sich diese durch ihre blendend
weisse Farbe aus, weshalb sie den Namen die „weissen Dünen“ tragen.
Von See aus treten diese letzteren deutlich hervor und erscheinen fast aus
allen Richtungen als nur zwei Dünen, Das Dorf liegt auf dem Westende
der Insel.
Die Missweisung beträgt hier für September 1878: 15° 20,4‘ West.
Die Insel Norderney unterscheidet sich von den übrigen Inseln gleich
durch ihre weithin sichtbaren Landmarken. Von diesen sind besonders hervor-
zuheben:
Der Leuchtthurm, auf dem östlichen Ende der grossen Düne, südöstlich
von den weissen Dünen, in
53° 42‘ 39“ N-Br
7° 13' 47,6 O-Lg.
Seine Höhe über dem Erdboden beträgt 53,75m, über Hoch - Wasser 59,6m.
Der Thurm ist achteckig aus rothen Ziegelsteinen im Rohbau aufgeführt mit
einem viereckigen Unterbau; südwestlich desselben befindet sich das mit rothen
Ziegeln gedeckte Wohnhaus für die Wärter, Auf dem Thurm brennt seit 1874
ein weisses Funkelfeuer mit Blicken von 10 zu 10 Secunden den ganzen Horizont
beleuchtend,
Die Bake steht nahe dem Westende der Insel auf einer 15m hohen Düne.
Sie ist 11,75m hoch über dem Erdboden aus rothen Ziegeln im sechseckigen
Unterbau aufgeführt. Darüber befindet sich ein schwarz gestrichenes Lattenwerk,
welches, aus nördlicher bezw. südlicher Richtung gesehen, als ein mit der Spitze
nach unten, aus westlicher bezw. östlicher Richtung gesehen, als mit der Spitze
nach oben gerichtetes Dreieck erscheint.
Die Kirche, von welcher von See aus nur der Kirchthurm zu sehen ist,
ist im Jahre 1878 neu erbaut und steht mitten im Dorfe. Die Höhe des Thurmes,
mit dem nach oben spitz verlaufenden, 12m hohen Dachreiter, beträgt 35,6 m
äber dem Erdboden.
Ausser diesen Landmarken befinden sich noch auf dem Westende von
Norderney mehrere durch ihre Lage und Grösse besonders hervortretenden
Bauten, wozu die Mühle, die sogenannten Bremer-Häuser, der Pavillon, das
Strand-Hotel, das Konservationshaus und Logirhaus zählen. Einzelne dieser
Häuser werden später bei der Einsegelung erwähnt werden.
Auf Norderney sind zwei Rettungsboot-Stationen, wovon die eine auf dem
Westende, südwestlich der Kirche, die zweite nahe dem Ostende, 1,5 Sm östlich
des Leuchtthurms sich befindet; ausserdem ist auf Norderney noch ein Mörser-
apparat vorhanden. Die Insel hat Post- und Telegraphen-Verbindung mit dem
Festlande. Sturmwarnungs-Signale werden von dem an der Nordseite der Insel
— NO vom Kirchthurm — errichteten Mast gezeigt. Norderney ist als Seebad
das bedeutendste der deutschen Nordseeküste; es weist bequeme und grossartige
Einrichtungen auf und bietet den anderen deutschen Nordseebädern gegenüber
den Vortheil, dass es auf die mannigfachste Art zu erreichen ist, Aus drei
verschiedenen Richtungen treffen während der Bade-Saison täglich Dampfschiffe
ein, und zwar von Geestemünde bezw. Wilhelmshaven, von Emden bezw. Leer