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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 7 (1879)

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auch in den tropischen Theilen der Oceane in grösseren Tiefen (s. sub 5), 
zwischen 0° und + 2° beträgt, während sie in den Polargebieten bis zu — 2,5° 
herabsinkt. Während also die Bodentemperaturen sich innerhalb der Grenzen 
von + 2° und —2°C. bewegen, schwankt die Oberflächentemperatur zwischen 
+ 32° in den tropischen Gegenden und — 3° in dem Polarwasser., 
2. Die Temperatur jedes Theiles des Meeresbodens und der über ihm 
liegenden mehr oder weniger mächtigen Wasserschicht, welche mit einem der 
beiden Polarmeere in freier Verbindung steht, ist niedriger als diejenige, welche 
ihm nach der mittleren niedrigsten Wintertemperatur an der Oberfläche zukäme, 
und ist nur wenig höher, als die des Meeresbodens in den Polarmeeren. ; 
3. Die allgemeine Erniedrigung der Temperatur des Bodens und der 
yrösseren Tiefen des Meeres kann nicht von den, vergleichsweise wenig mächtigen, 
kalten Polar-Oberflächenströmen herrühren, welche aus den Polarmeeren als 
Ersatz für die durch Triftströme aus niederen Breiten in sie hineingedrängten 
Wassermässen nach dem Aequator zu fliessen, sondern von einer mächtigen, aber 
langsamen Wasserbewegung der gesammten unteren Meeresschichten von den 
Polen nach dem Aequator zu, deren Mächtigkeit vom Boden aufwärts gegen 
3660m beträgt, wobei das kalte Bodenwasser unter niedrigen Breiten und dem 
Aequator selbst bis nahe an die Oberfläche empordringt. 
4. Je grösser und freier die Verbindung mit den Polarmeeren ist, desto 
niedriger sind an diesen Stellen die Tiefen- und Bodentemperaturen. Letztere 
sind deshalb in dem Stillen und Indischen Ocean in den entsprechenden Breiten 
and Tiefen im Ganzen genommen niedriger, als im Atlantischen Ocean, weil 
jene mit dem Antarktischen Ocean in freierer Kommunikation stehen als dieser, 
und ebenso sind die südlichen Theile der Oceane kälter als die nördlichen, 
weil die Kommunikation mit dem Nord-Polarmeere viel weniger frei, als mit 
dem Süd-Polarmeere, oder, wie bei dem Indischen Ocean, gar nicht vor- 
handen ist, 
5. Die Bodentemperatur des Meerwassers in den Polarmeeren beträgt 
—92° bis —3°, in der Nähe derselben 0° bis — 1,5°, in den mittleren und 
niederen Breiten in einer Tiefe von 3660—5490m + 1° bis + 2°, am Aequator 
Jagegen geringer, nämlich ein wenig über 0°, an manchen Stellen sogar unter 0°.!) 
Durch lokale, physisch-geographische Zustände und Bodengestaltungen des 
Meeresgrundes bedingt, zeigen sich in gewissen Theilen der Oceane Erscheinungen, 
welche von den in den obigen allgemeinen Sätzen dargelegten abweichen. In 
Jen. Polarmeeren und an den Küsten derselben kann zuweilen die Temperatur 
au der Oberfläche und in geringen Tiefen unterhalb derselben niedriger sein, 
als in tieferen Schichten, oder es befindet sich eine kältere Wasserschicht 
zwischen oberen und unteren wärmeren. So hat z. B. der „Challenger“ in 
55° 42‘ S-Br und 79° 49 O-Lg, seinem südlichsten Lothungspunkte, am 14. Februar 
1874 an der Oberfläche eine Temperatur von — 1,4°, in einer Tiefe von nur 
91m eine solche von — 1,7° angetroffen, in 366m Tiefe —1,8°, dagegen in 
grösseren Tiefen eine höhere Temperatur, in 550—730m 0° bis 0,4°. Dieses 
ist daraus zu erklären, dass das Oberflächenwasser bis zu 91m Tiefe von 
geschmolzenen Eisbergen herrührte und in Folge dessen salzarmer; also leichter 
war, als das unter ihr befindliche, salzreichere Wasser, wie sich auch aus den 
gleichzeitig vorgenommenen Messungen des specifischen Gewichts ergab. Aehn- 
liche Erscheinungen sind auch in den nördlichen Polarmeeren von verschiedenen 
Beobachtern (z. B. Mohn und Weyprecht) vorgefunden worden, 
Einige charakteristische Beispiele für das Vorhandensein einer kälteren 
Wasserschicht zwischen zwei wärmeren liefern die von Mohn bei seinen beiden 
i) Diese letztere Thatsache lässt sich nur durch einen unteren, von 1500 Faden abwärts bis 
zum Meeresboden, mächtigen, langsam aber stetig von dem Antarktischen Ocean her äquatorwärts 
ninziehenden Zufluss des kalten Wassers erklären, welcher auch durch die Reihen-Temperaturen in 
den südlichen Theilen der Oceane Kkonstatirt worden ist, Die Ursache dieses letzteren wird von 
Wyville Thomson in dem Ueberschuss der Niederschlagsmenge über die Verdunstung und in der 
Jadurch erhöhten Wasseranhäufung der überwiegend, und von 50° S-Br an ausschliesslich mit Wasser 
bedeekten Südhalbkugel der Erde gesucht (Wyv. Thomson, „Voyage of the Challenger, The Atlantic“, 
H, pag. 327 u. 328, „Nature“, XIV, pag. 495), von Carpenter dagegen in den Wärmeunterschieden 
des Wassers an den Polen und am Aequator und in der freieren Kommunikation der südlichen 
Deeane mit dem Antarktischen Meere, nach dessen Theorie der oceanischen Cirkulation die Ober- 
flächenkälte der Polarmeere die „erste Ursache“ der vertikalen Cirkulation der Oceane ist,
	        
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