Bei Delfzijl dagegen beträgt in Uebereinstimmung mit den früheren da-
selbst von holländischer Seite gemachten Beobachtungen das mittlere Steigen
des Wassers bei gewöhnlicher Fluth 2,7m, bei Springgezeiten 3,1m. Für die
einzelnen Stunden ergiebt sich hier das folgende Steigen und Fallen des Wassers
bei gewöhnlichen Gezeiten:
in der ersten Stunde der Fluth 0,5m
zweiten „ » „0,7m
dritten » „ 0,6m
vierten # „ 0,4m
fünften » „ 0,3m
sechsten „ ” „ 0,2m
ersten Stunde der Ebbe C,2m
zweiten „ ” „ 0,3m
dritten 5 „ 0,5m
vierten „ » „ C0,6m
fünften M „ 06m
„ „ sechsten „ ® „ 0,5m
Die Richtung, Stärke und Dauer des Windes beeinflusst die Strömung
selbstredend ganz erheblich. Mit südlichem und östlichem Winde findet das
geringste Steigen statt, wogegen anhaltende West- und NW-Winde hohen Wasser-
stand erzeugen. .
In den drei Ems-Mündungen ist der weitere Lauf der Strömung ver-
schieden, und wird es daher nothwendig, jedes Fahrwasser für sich zu behandeln.
1. Die Wester-Ems und das Huberts-Gat. Die Fluth läuft von
der Mündung der Wester-Ems SE nach innen. Der stärkste Strom ist im tiefen
Fahrwasser der Ems, sowie westlich der Ballon-Plate nach dem Huberts-Gat zu,
In dem letzteren zieht die erste Fluth stark nach Süden in die Lauwers und
den Schild, und ist deshalb in diesem Fahrwasser Aufmerksamkeit darauf
geboten, dass man, namentlich bei flauer Brise, nicht zu dicht an der Südseite
entlang segelt. Erst die Hauptfluth setzt, nachdem das Groninger- und Uithuizer-
Watt überschwemmt ist, mehr in östlicher Richtung auf Borkum zu.
Oestlich von der Ballon-Plate läuft die Fluth längs dem Strande von
Rottum in südöstlicher Richtung weiter, und es verliert sich cin Theil derselben
durch das Sparregat in das Watt. Ueber die Geldsack-Plate setzt die Fluth
ebenfalls nach SE und verfolgt dann, nachdem sie sich mit dem aus dem Riffgat
kommenden Strom vereinigt hat, die Richtung längs dem Strande von Borkum
und dem Randzel, im Woiterlaufe sich mehr südlich wendend.
2. Das Riffgat. In der Mündung des Rif- oder Nordwest-Gats läuft
die Fluth nach SEzS und SSE und vereinigt sich auf der Höhe des Hohen
Riffs mit dem Strom, welcher über die Geldsack-Plate und durch die Wester-
Ems einläuft, Längs dem steil abfallenden Hohen Riff setzt die Fluth mit
grosser Geschwindigkeit; ebenso umgekehrt die Ebbe.
Beim Strandgat ist Vorsicht geboten, da der Strom, wenn man zu dicht
unter Borkum entlang segelt, hier hineinzieht. Der stärkste Strom ist im Riffgat
bei Vorfluth und Vorebbe.
3. Das Randzelgat und die Ems. Die aus der Wester-Ems und
dem Riffgat jetzt vereinigte Fluth setzt sodann weiter durch das Randzelgat,
an Borkum und dem Randzel-Sand vorbei, und folgt hier der tiefen Fahrwasser-
rinne. Ein Theil derselben ergiesst sich in die Fischer-Balje, speist diese und
überschwemmt den Randzel-Sand, während ein anderer Theil zwischen der
Huberts-Plate und dem Möwensteert in das südliche frühere Hauptfahrwasser
der Wester-Ems fliesst, hier ebenfalls der Richtung des Fahrwassers folgt und
im Weiterlaufe sich östlich wendet bis zur Kamper-Tonne (der schwarzen
stumpfen Tonne Wıa), wo er sich wieder mit der Fluth aus dem Randzel-Gat
vereinigt. In diesem südlichen Fahrwasser läuft die Fluth bei den Watt-Tonnen
zum Watt hinauf, trifft dort den bereits erwähnten Fluthstrom, welcher von
Westen durch die Lauwers, den Schild und über die seichte Fläche kommt,
und es wird das Wasser in Folge dessen nach der Groninger Küste zu
aufgestaut. Nachdem bei der Kamper-Tonne beide Fluthströme kaum zusammen-
getroffen sind, theilt sich oberhalb dieser Tonne der Strom wieder von
Neuem; es setzt von da aus ein Arm in der Richtung EzS nach Emshörn.
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