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von 5120m, aber ausnahmsweise auch bei St. Thomas bis zu der grössten im
Atlantischen Ocean gelotheten Tiefe von 7086m.
Die grauen Schlamm- und Sandmassen werden als Trümmer der vulkanischen
Gesteine nahe bei den vulkanischen Inseln gefunden, mit Stücken von Bimsstein
und Lava, zuweilen auch mit Schalen von oceanischen Organismen. Die Farbe
des Schlammes ist gewöhnlich grau, der Sand ist aber auch schwarz oder
schieferfarbig. Da, wo die Trümmer von augitischer Lava vorhanden sind, wie
bei den Sandwich-Inseln (noch in 200 Sm Abstand von ihnen), den Canarischen
Inseln u. s. w., werden auch in diesem Schlamm Stücke von Braunstein (Mangan-
superoxyd) vorgefunden. Die grösste Tiefe, bis zu welcher dieser graue Schlamm
angetroffen worden ist, beträgt 5258 m, etwas südlich von den Sandwich-Inseln.
Längs der Ostküste von Süd-Amerika, zwischen dem Kap San Rogue bis
Bahia, trifit man auf dem Meeresgrunde einen rothen Schlamm an, welcher sich
wesentlich von dem blauen Schlamm an den meisten anderen Küsten der Kontinente
und grossen Inseln unterscheidet und von den ockerhaltigen Massen herrührt,
welche die grossen südamerikanischen Ströme in den Atlantischen Ocean führen.
Die grösste Tiefe dieses rothen Schlammbodens ist 3750m bei Pernambuco.
Weiter südlich, südöstlich von Bahia, geht dieser rothe Schlamm in einer Tiefe
von 3932m in rothen Thon über.
In der Nähe von Korallenriffen besteht der Meeresboden aus Korallen-
achlamm, welcher durch eine grosse Menge von amorpher, kalkiger Masse,
durch Trümmer von Korallenriffen und durch viele grosse, kalkschalige Fora-
miniferen charakterisirt ist. Alle Ablagerungen rings um Bermuda sind von
dieser Beschaffenheit, von den Kanten des Riffes an bis zu Tiefen von 4572m.
Von 1830m an nach unten, nimmt der Schlamm eine Rosa-Färbung an, welche
mit zunehmender Tiefe dunkler wird. Der Kalkgehalt nimmt dabei ab und der
Thongehalt zu, bis der Korallenschlamm endlich in den rothen Thon der
benachbarten Meeres-Ablagerungen übergeht. Bei den Virginischen Inseln, bei
Tongatabu, bei den Fiji-Inseln, bei Tahiti und Honolulu und bei den Admiralıtäts-
Inseln bei Neu-Guinea bildet dieser Korallenschlamm den Grund des Meeres,
aber in viel geringeren Tiefen, als bei Bermuda, nämlich in Tiefen von
29-—1143m.
Der Globigerinen-Schlamm besteht, seiner Hauptmasse nach, aus den
sogen. Globigerinen, kalkschaligen Wurzelfüssern (Rhizopoden), zu der Gruppe
der Polythalamien oder Foraminiferen gehörend. Diese Globigerinen, oder
wenigstens ihren Schlamm, trifft man fast über den ganzen Boden aller Oceane
an. Aber nur da, wo sie die Hauptmasse aller Boden-Ablagerungen bilden,
geben sie denselben den Namen Globigerinen-Schlamm. Er ist in allen Oceanen
in Tiefen von 457—5303m vertreten, doch nicht in den unterseeisch abgeschlosse-
nen Meeresbecken und auch nicht in dem südlichen Indischen Ocean südlich
von 50° S-Br und im nördlichen Stillen Ocean nördlich von 10° N-Br. In
einigen Fällen lagert der Globigerinen-Schlamm unmittelbar auf dem rothen
Thon, in anderen aber sogar unter demselben; dieses letztere scheint auf eine
spätere Senkung des Bodens hinzudeuten, nachdem die Globigerinen-Schalen
schon abgesetzt waren.
‚Die genaueren Untersuchungen dieses Globigerinen-Schlammes in Bezug
auf seine etwa lebenden organischen Bestandtheile, namentlich durch den Chemiker
der Challenger-Expedition, J. J. Buchanan, haben die Nichtexistenz jedwedes
{ebenden Organismus — mag er auf einer noch so niedrigen Stufe der thierischen
Organisation stehen — klar erwiesen. Der Bathybius-Schlamm oder „lebendige
Schlamm der Meerestiefen“, der Urschleim oder das Protoplasma Oken’s, der
von Huxley 1857 zuerst genau untersucht und „Bathybius Haeckelii“ genannt
worden war, und dessen Existenz von Wallich, Wyville Thomson und
Haeckel bestätigt war, existirt in Wirklichkeit nicht, weder als organisches
Wesen, noch als Bestandtheil des Meeresgrundes.
Die dritte grosse Abtheilung der Ablagerungen des Meeresbodens wird
von dem Radiolarien-Schlamm gebildet. Die Radiolarien bilden die höher
era zweite Ordnung der Klasse der Rhizopoden. Sie sind mit einer
en schale gepauzert und dürften nach Haeckel als dio formenreichsten unter
allen Organismen angesehen werden, insofern innerhalb derselben alle ver-
schiedenen geometrischen Grundformen vorkommen. welche überhaupt von