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Segler. Die Deutsche eiserne Bark „Hercules“ segelte am 12. November von
Brisbane, nahm auch die nördliche Route und hatte 52 Tage bis Papeete. Es
ist demnach noch sehr fraglich, ob, von Europa oder Südaustralien kommend,
nicht die südliche oder mittlere Route der nördlichen vorzuziehen sei, insbesondere
in den Sommermonaten.
In der Cook-Strasse habe ich nur wenig Stromkabbelungen bemerkt, ob-
gleich ich um 3* p. m., als die Fluth eintrat, an der schmalsten Stelle derselben
mich befand.“
2. Bemerkungen über Papeete (Tahiti).
„Die Einfahrt von Papeete ist von Point Venus WSW 5'/2 Sm entfernt.
Die Toanoa-Einfahrt liegt 3% Sm westlich von Point Venus, wird aber von
grösseren Schiffen jetzt nicht benutzt. Ohne die Hülfe eines Lootsen ist die
Einsegelung, sowie auch des Nachts, nicht anzurathen, hauptsächlich einem
hier Fremden, welcher gut thut, bis Tagwerden bei Point Venus beizudrehen,
da die Lootsen nach Sonnenuntergang nicht abkommen. Die Einfahrt (Papeete-
Pass) ist ca 200m breit; dicht am östlichen Riff in derselben liegt eine weisse
Tonne mit Stange, an welcher oben ein Viereck angebracht ist; eben westlich
von derselben ist das tiefste Wasser. Die Strömung setzt meistentheils in der
Einfahrt nach WNW und NW in der Stärke von 2 bis 3 Sm; in der Regenzeit
Januar bis April ist dieselbe am stärksten. Die Strömung setzt an der Nord-
küste von Tahiti fast immer nach Westen, von !/4 bis 1 Sm die Stunde, und
richtet sich nach der Stärke des Passats; dicht am Riff ist dieselbe am
stärksten.
Bei meinem Hiersein waren zwei Lootsen (Franzosen) vorhanden; die-
selben kommen nur bei Tage den Schiffen ausserhalb des Riffs in einem weissen
Whaleboot entgegen und führen eine blaue Flagge mit weissem Viereck, Zum
Laden und Löschen liegen alle Schiffe dicht am Lande vertäut, da die Ufer fast
überall steil abfallen; die Verbindung mit dem Festlande wird vermittelst einer
Laufbrücke hergestellt; es ist nur eine, dem Hause Brandes gehörende, Lade-
brücke vorhanden. Mit verhältnissmässig wenig Kosten liessen sich derartige
Lösch- und Ladebrücken leicht herstellen und unterhalten; doch die jetzigen
Inhaber von Papeete thun wenig oder gar nichts, den Hafen zu verbessern und
Handel sowie Produktion zu unterstützen, Von allen Einfuhr-Artikeln werden
12 pCt. Zoll erhoben. Jeden 12ten des Monats ist Postverbindung mit San
Francisco durch Segelschiffe. Im Handel kursirt der Chilz Silber-Dollar =
5 Fres.; er wird jedoch von den französischen Kassen nur zu 4 Fres. 80 Cts.
angenommen; alle. Abgaben müssen in französischem Geld entrichtet werden,
Reparaturen sowie Schmiedearbeiten können gemacht werden; am Ost-Ende des
Hafens in Fareute ist eine kleine, der Regierung gehörende Patentslip vor-
handen, für Schiffe bis zu 400 Regts., die auch von Handelsschiffen benutzt
werden kann. Grössere Schiffe müssen kielholen. Kin kleiner Schleppdampfer
ist vorhanden, jedoch für grössere Schiffe nur bei Windstille und ruhiger See
brauchbar. Proviantliste, Manifest und Gesundheitspass wird verlangt. Das
Lootsengeld ist 12 Fres. pro m Tiefgang; falls man keinen Lootsen nimmt, muss
das halbe Lootsengeld bezahlt werden. Ausser Feuer- und Werftgeld sind keine
weiteren Kosten vorhanden. Das Werftgeld beträgt für kleine 10, für grösserc
Schiffe 15 Fres. pro Tag. Zimmerleute und Kalfaterer 3 Doll. pro Tag. Arbeits-
John für Kohlen und Guano 1 Doll, sonst 80 Cts. pro Tag. Steinballast
1!% Doll. pro ton am Lande Längsseite. Trinkwasser ist reichlich und schr
schön, und kann man leicht selbst füllen. Frischer, sowie Dauer-Proviant ist
zu haben, doch wenigstens 25 pCt. theurer als in Australien, nur Früchte und
Gemüse sind ziemlich billig. Sonstige Schiffsartikel sind. fast immer zu haben,
doch ist schwerlich für grössere Reparaturen, als neu kupfern u. s. w., genügend
Material am Platze und muss solches von San Francisco oder Valparaiso be-
zogen werden. Banken sind nicht vorhanden, für Privat-Wechsel auf San Fran-
cisco betrug die Prämie 7 bis 10 pCt.; London 5 pCt, auf 90 Tage. Tuhiti
selbst bringt ausser Orangen, etwas Vanille und einigen Muscheln nichts für
den Export hervor. Von Orangen gehen jährlich mehrere kleine Schiffsladungen
nach San Francisco. Selbst Kaffee und Zucker muss noch eingeführt werden,
um den Bedarf zu decken, da die Insel jetzt wenig angebaut ist. Tahiti ist
Ann, d. Hydr., 1879, Heft XII (Dezember).