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von 36° N-Br ab aber bei östlichen Winden segelte man südwärts. Es wurde
40° N-Br in 12,5° W-Lg am 27. September und 30° N-Br in 22,1° W-Lg am
6. Oktober überschritten. In 31° N-Br war die Bark fast 3 Tage lang durch
Windstille festgehalten worden, aus der sich schliesslich der in etwa 30° N-Br
einsetzende Passat entwickelte. Bei mässiger Brise segelte „Kduard“ dann bis
zum 10. Oktober nach 22° N-Br; hier nahm der Wind an Stärke zu, am Ende
des Tages fing auch der Luftdruck an abzunehmen und der 11. Oktober begann
bei stürmischem NE-Winde. Bis 8 Uhr Morgens ahnte man noch nichts von
dem nach wenigen Stunden hereinbrechenden Unwetter. Von dieser Zeit an
wuchs aber die Kraft des Sturmes so rasch, und gleichzeitig nahm auch der
Luftdruck so bedeutend ab — in 2 Stunden veränderte derselbe seinen Stand um
nicht weniger als 11mm —, dass an die Nähe eines Orkanes kein Zweifel mehr
bestehen konnte. Um 12 Uhr Mittags wehte ein voller Orkan aus Nord, um
4 Uhr Nachmittags, als das Barometer mit 735,0 mm seinen niedrigsten Stand
arreicht hatte, wurde es für einige Zeit ganz flau, bis um 6 Uhr Nachmittags der
Orkan wieder in voller Wucht aus Westen hereinbrach.
Während der Nacht mässigte sich mit zunehmendem Luftdrucke die Wind-
stärke mehr und mehr, die Richtung änderte sich durch SW und Süd nach SE, und
am Ende des nächsten Tages wehte nur noch eine mässige Brise. Die Bark
verlor das Fock- und Untermarssegel, erlitt jedoch sonst keine Beschädigungen.
Ks muss hier noch bemerkt werden, dass die ersten Anzeichen des Barometers,
welche darin bestanden, dass dasselbe seinen regelmässigen täglichen Gang
verlor und nach dem niedrigsten Stahd um 4 Uhr Nachmittags nicht wieder
zum Steigen überging, schon am Abende des 10. Oktober, mehr als 12 Stunden
vor dem Hereinbrechen des schwersten Unwetters, wahrgenommen werden
konnten. .
Am 18. Oktober erreichte „Eduard“ 10° N-Br in 25,4° W-Lg und gerieth
dann wenige Meilen südlich davon zur äquatorialen Grenze des Passatgebiets.
Im Stillengürtel herrschte an Stelle des Westmonsuns sehr unbeständige, süd-
östliche Brise vor. In 3,8° N-Br und 23,6° W-Lg setzte der SE-Passat ein, mit
welchem am 28. Oktober in 28° W-Lg der Aequator überschritten wurde.
Im Südatlantischen Ozeane kreuzte „Zduard“ 10° S-Br in 35° W-Lg am
1. November, 20° S-Br in 35,5° W-Lg am 8. November und 30° S-Br in 27,5°
W-Lg am 15. November. Schon in 17° S-Br und 36,5° W-Lg verlor man den
Passat. Leichte östliche Winde, abwechselnd mit Stille herrschten jedoch noch
bis 35° S-Br. Erst südlich dieses Parallels kamen kräftige Westwinde durch,
welche die Bark am 26. November in 39,8° S-Br zum Meridian von Greenwich
führten, Man hatte bis dahin 29 Tage auf südlicher Breite verbracht.
Einen Tag vor „Eduard“ und in einer etwas südlicheren Breite schnitt
„Deike Rickmers“ den ersten Meridian und traf „Kduard“ in der Folge dieselben
Winde, wie sie schon im Reiseberichte des „Deike Rickmers“ beschrieben wurden.
Den heftigen Sturm am 11. Dezember erlebte auch „Kduard“ in seinem etwa
3 Grad westlicheren Standpunkte, doch lag „Eduard“ während desselben nur
für eine Wache beigedreht. Die südlichste Breite, welche angelaufen wurde,
war 44,3° Süd in 58° O-Lg, und am 22. Dezember konnte man in 34,5° S-Br
den Meridian von 80° Ost überschreiten. Es waren bis dahin 26 Tage ver-
flossen, seit man den ersten Meridian verlassen hatte,
Beim Aufsteuern nach Norden wurde nur eine mittelmässige Gelegenheit
angetroffen. Am 26. Dezember, als man sich in 83,8° O-Lg auf dem Parallel
von 30° Süd befand, herrschte fast Windstille und erst nachdem man in 28,8°
S-Br und 83,8° O-Lg das Gebiet des SE - Passats erreicht hatte, verlief die
Reise wieder in rascherer Weise. Am 1. Januar 1879 konnte man in 87,5° O-Lg
20° S-Br und am 5. Januar in 89,3° O-Lg 10° S-Br kreuzen. In 11° S-Br lag
die Grenze des SE-Passats; flaue südöstliche Mallung und Stille herrschten
nördlich davon für längere Zeit, bis man schliesslich am 10. Dezember in 6° S-Br
und 88,8° O-Lg sehr kräftigen Westmonsun erhielt. Mit diesem wurde am
12. Januar, gleichzeitig mit „Deike Rickmers“, aber etwa 2,5° weiter westlich,
der Aequator überschritten. Nördlich der Linie verlor in Folge des in ungefähr
4° N-Br wehenden stürmischen ESE-Windes „Eduard“ etwas gegen den Mit-
segler, holte indessen auf der Reise durch die Malakka-Strasse diesen Verlust
wieder ein und erreichte am 29. Januar die Rhede von. Singapore. Die Reise-