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Meine Absicht, möglichst südlich den kräftigsten Passat zu suchen und
südlich der Inselgruppe zu gehen, wurde durch die angetroffenen Wind-
verhältnisse zur Nothwendigkeit. — Nach dem Einsetzen des Passats ging der-
selbe Anfangs sehr östlich, für kurze Zeiten zuweilen ENE, bis er auf 90° O-Lg
und 15° S-Br als reiner und sehr starker SE wehte. Mit allen Segeln wurden
mit demselben 12,5 Kn gemacht, bis zunehmender Seegang und auch Wind-
stärke es nöthig machten, Segel zu reduciren. |
Bis 17,5° S-Br und 84° O-Lg war der Passat sehr böig und hielt der
Regen oft stundenlang an; der Himmel war stets völlig bezogen, so dass erst
hier, nach 72 Stunden, wieder eine Beobachtung zu erlangen war. Es trat
nunmehr schönes Passatwetter ein, und der Wind behielt die nöthige Stärke,
um durchschnittliche Etmals von 230 bis 240 Sm zurückzulegen, bis die Länge
von Rodriguez in 21° S-Br am 29. Juni erreicht wurde. Vom 29. Juni bis
4. Juli herrschte anhaltende Stille, und am 5. Juli ankerte ich in Port Louis
auf Mauritius.
Sobald ich Port Louis (am 8. Juli) verlassen hatte, wurden die Feuer
ausgelöscht und die Schraube gelichtet. Der Wind blieb jedoch, wie vor dem
Aufenthalt in Mauritius, flau und unbeständig aus Ost bis NE. Bei fallendem
Barometer setzten am 11. und 12. Juli Böen aus SW bis NW ein, die wieder
einer völligen Stille wichen. Ich machte daher am 11. Juli Morgens in zwei
Kesseln Dampf auf und dampfte 48 Stunden, worauf in 48° O0-Lg wieder
leichter südlicher Wind einsetzte. Mit diesem, der allmählich östlicher ging,
wurde die Südspitze von Madagascar am 14. Juli erreicht, wo ein sehr kräftiger
Ostwind, der sogenannte Fort Dauphin-Wind, angetroffen wurde, der am näch-
sten Tage nördlicher ging und gute Fahrt gestattete. .
Der nördliche Wind ging am 16. Juli Mittags auf NW, blieb 12 Stunden
so und setzte dann nach mehrstündigem Hin- und Herspringen seine Drehung
nach SW fort, ıpit sehr hohem Barometer und Anfangs stark bedecktem Himmel
sehr frisch wehend, jedoch bald so weit raumend, dass vom 17. Juli Mittags
an wieder Westkurs gesteuert werden konnte. Nachdem auch dieser Wind
12 Stunden gedauert hatte, wurde seine Richtung SE und bald darauf Ost,
jedoch so flau, dass ich Dampf aufmachen musste, indessen nur für wenige
Stunden, da der Wind Nachts wieder sehr frisch wurde,
Die jetzt folgende zweite Drehung des Windes durch den ganzen Kompass
vollzog sich viel schneller, als die erste. Am 19. Juli wehte es sehr stark aus
NE, und musste ich der grossen Luvgierigkeit des Schiffes wegen die Schraube
lichten, wodurch einige Besserung erzielt wurde. Schon Mittags war der Wind
Nord, bei welchem das Schiff unter zwei Reefe liegen musste. Bei Sonnen-
untergang wurde das dritte Reef eingesteckt, Schiff beim Winde, Wind NW.
Um 6" p. m. schon hatte SW-Wind unter einer Bö mit heftigem Gewitter ein-
gesetzt, und hielt dieser Wind die Nacht über an, jedoch rasch abflauend mit
sehr schönem Wetter. Da os am Mittag des 20. Juli ganz still geworden war,
wurde wieder Dampf aufgemacht, und die Maschine musste von da an meistens
im Gange bleiben. Je mehr Fortschritt nach Süden gemacht wurde, desto mehr
setzte sich der Wind in West und SW fest. Am 21. Juli Abends wurde ‘die
afrikanische Küste in der Höhe von John River gemacht und nun die Fahrt
längs der Küste fortgesetzt. Der Wind blieb westlich und erreichte bei Buffalo
eine ansehnliche Stärke, ging jedoch bei Bird Islands, wie das steigende Baro-
meter voraussehen liess, südlicher, so dass Schratsegel benutzt werden konnten.
Mit sehr schönem, jedoch stillem Wetter erreichte ich am 25. Juli Morgens
Simonstown.,
Die im Indischen Ocean beobachteten Strömungen von.der Sunda-Strasse
bis an die Afrikanische Küste lassen sich als mehr oder weniger geringe Drift-
strömungen bezeichnen, die nur im kräftigsten Passat eine Stärke von 0,7 Kn
erreichten. Da der Passat meistens sehr südlich war, so konnte auch kein
Nutzen aus dem nördlich setzenden Strom gezogen werden. KEigentlicher Strom
wurde nur an der Südküste von Madagascar in der Richtung SSW, 0,8 Kn,
gefunden.
Bosondere Verhältnisse bot der Agulhas-Strom, die mit den Segel-
anweisungen nicht ganz in Einklang zu bringen sind, jedoch unter Umständen
von der Schifffahrt zu beachten sein werden. Zunächst gab die Temperatur
g%