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Diese Bucht bildet einen der besten Anukerplätze in der Strasse und hat Platz für
die grössten Schiffe. Der Ankerplatz ist leicht aufzufinden und der Grund gut
haltbar.
Während des Tages war der Wind SW, Stärke 7. Das Wetier war nach
dem Passiren von Punta Arenas böig geworden, mit starkem Schneefall in den
Böen, der zuweilen das Sehen von Land gänzlich hinderte. Bei dem klaren
Fahrwasser des Broad Reach störte dies jedoch nicht erheblich in der Navigirung
des Schiffes. Des Nachts flaute der Wind ab und ging nordwestlich. Das
Barometer stieg langsam bis auf 749mm. Die mittlere Tagestemperatur betrug
0,9°. Am 29. Juli Morgens 8% stand das Thermometer am niedrigsten, — 3°,
Strom wurde auf dem Ankerplatz nicht wahrgenommen.
Am Morgen des 29. Juli um 10* wurde die Reise fortgesetzt, wie an
den Tagen vorher mit 60 Umdrehungen der Maschine, um das kurze Tageslicht
möglichst auszunutzen. Während des Ankerlichtens, bei dem ich durch ein
unklares Anker etwas aufgehalten war, passirte die oben erwähnte englische
Korvette nach Westen zu und wurde als die Korvette „G'annet“ erkannt. Der
Wind war zwischen West und NNW in mässiger Stärke. Sobald Kap Froward
passirt war, traten häufige dichte Schneeböen auf, die zuweilen das Sehen des
Landes auf beiden Seiten unmöglich ınachten. Da jedoch das Land dazwischen
immer wieder zum Vorschein kam und bei dem ganz ruhigen Wasser der Kurs
sehr genau gesteuert werden konnte, so hinderte dies nicht wesentlich bei der
Navigirung. Strom wurde nicht wahrgenommen. Beim Passiren der Insel
Carlos III, am welcher Stelle die Fluthwellen aus dem Stillen und dem Atlanti-
schen Ocean zusammenstossen, wurde an mehreren Stellen Stromkabbelung be-
merkt, doch ohne dass dabei ein bemerkenswerther Strom auftrat. Nachmittags
war der Wind sehr schwach -und veränderlich, er sprang um zwischen NNW
and SW. Abends wurde es still. Um 4'/* p. m. ankerte ich in der Borja-Bai,
die als guter Ankerplatz in den Segeldirektionen empfohlen ist. Die Bucht ist
leicht anzusteuern und gewährt Schutz gegen die herrschenden westlichen Winde;
auch sollen in derselben bei stürmischem Wetter die der Magellan-Strasse eigen-
thümlichen Böen „Williwawls“ genannt, nicht mit so grosser Heftigkeit auftreten;
doch kann ich hierüber nicht urtheilen, da ich während der Nacht auf diesem Platz
ganz stilles Wetter hatte. Dagegen ist die Bucht räumlich ziemlich beschränkt,
30 dass zwei grosse Schiffe kaum gleichzeitig darin Flatz finden würden. Ich
ankerte in den Peilungen: Big Borja SzO*%/40, Isabella Point 0'/aN. Die Bretter
mit Schiffsnamen, welche nach der Karte und Segelanweisung für eine leicht
erkennbare Marke gehalten werden könuten, sind sehr schwer erkennbar, selbst
wenn man sich schon in der Bucht befindet. Beim Ansteuern der Bucht halte
man als Regel fest, und dies gilt für fast alle Ankerplätze im westlichen Theile
der Strasse, dass man sich schon eine Strecke vorher dem Lande bis auf
wenige Kabellängen nähern muss, um sicher zu sein, den Eingang zur Bucht
zu erkennen. .
Am 30. Juli verliess ich mit Tagesanbruch mit NNW-Wind die Borja-Bai
und steuerte Sea Reach zu. Es war meine Absicht, wenn das Wetter es erlaubte,
an diesem Tage direkt durchzulaufen und die Strasse bei Kap Pillar zu ver-
lassen. Im Laufe des Tages fiel jedoch das Barometer, das Wetter wurde
trübe und das Thermometer stieg, — alles Anzeichen auf starken nordwestlichen
Wind resp. Sturm vor der Strasse. In dem Fahrwasser von Sea Reach traf ich bei
zunehmendem nordwestlichem Winde eine hohe Dünung aus West-und hielt deshalb
am Nachmittage auf Port Tamar ab. Der Eingang zu diesem Hafen sieht auf der
Karte ziemlich gefährlich aus. Die Untiefen sind jedoch durch auf ihnen wachsen-
den Seetang alle so deutlich markirt, dass ein Dampfer gar kein Bedenken zu
tragen ‚braucht, diesen Hafen anzulaufen. Ich ankerte um 2'/2 Uhr in genanntem
Hafen, gleich mit beiden Bugankern, weil ich stürmisches Wetter erwartete.
Der Wind war auf NNW gegangen, und lag dabei das Schiff sehr gut, voll-
ständig geschützt. Die Böen, welche durchkamen, waren nicht sehr heftig und
stets aus der Richtung des herrschenden Windes. Nach der ganzen Konfiguration
des den Hafen einschliessenden Landes . halte ich diesen Hafen für einen der
besten im ganzen westlichen Theil der Strasse und jedenfalls dem von Chur-
ruca vorzuziehen, — einmal, weil die Wassertiefen geringer sind, und. dann,
weil die geringere Höhe und flachere Abdachung der den Hafen umschliessenden