Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 7 (1879)

5692 
an. Aus den von dem Kommandanten S. M. S. „Hansa“, Korv-Kapt. Heusner, 
eingesendeten Reiseberichten entnehmen wir nachstehende Berichte über den 
Hafen von Bahia, sowie über die Reise von Montevideo durch die Magellan- 
Strasse bis Valparaiso. 
1. Bemerkungen über den Hafen von Bahia.') 
„Bahia, die Hauptstadt der Provinz gleichen Namens, ist nach Rio de 
Janeiro die wichtigste Handelsstadt Brasiliens. Die Lage am KEingange der 
grossen und tiefen Allerheiligen-Bucht mit bequemer Einfahrt macht auch Segel- 
schiffen das Einlaufen und Verlassen des Hafens leicht. Die Stadt selbst zer- 
fällt in die Ober- und Unterstadt. Das Laud in der Umgegend ist hoch, und 
die Höhen treten beinahe unmittelbar an das Meer, so dass nur ein schmaler 
Streifen ebenen niedrigen Landes sich an der Ostseite des Einganges zur Bucht 
hinzieht., Auf diesem ist die Unterstadt erbaut, enge Strassen, winkelig und 
schmutzig. Sie ist ausschliesslich Geschäftsstadt. Alle Geschäftslokalitäten 
der Kaufleute befinden sich hier, und der Handel sowohl im Grossen, wie im 
Kleinen wickelt sich hier ab. Auf dem schroff an die Unterstadt herantretenden 
hohen Lande ist die Oberstadt erbaut, in ihrem Mittelpunkte theilweise noch 
mit engen und winkligen Strassen, aber an ihren Enden mit schönen breiten 
Strassen und gut gebauten Häusern, den Wohnorten der besser situirten Klassen. 
In der Oberstadt liegt eine ganze Anzahl schöner Kirchen, der Palast des 
Provinzial-Gouverneurs, Theater etc. 
Für die Stadt wird viel gethan. Fast in allen Strassen ist Pflaster, theil- 
weise von sehr guter Beschaffenheit; Gasbeleuchtung und Wasserleitung sind in 
der ganzen Stadt durchgeführt. Nach allen Richtungen durchkreuzen Strassen- 
eisenbahnen die Strassen, Zum besseren Personenverkehr aus der Unter- nach 
der Oberstadt ist ein etwa 60m hoher hydraulischer Elevator erbaut, und gegen- 
wärtig ist ein Weg im Bau, der beide Stadttheile durch eine Strassenbahn ver- 
binden soll. Der Handel ist hauptsächlich in Händen deutscher Häuser. Der 
Import besteht besonders in Manufakturwaaren, Getränken (Wein und Bier), 
Mehl, Glas ete., der Export in Tabak, Zucker, Kaffee, Häuten, Kakao, Hölzern 
und Piassava (schwarze Binsen). 
Der Hafen, oder richtiger die Rhede von Bahia wird durch die Panell- 
Bank in zwei Theile geschieden, der nördlich davon gelegene für Kauffahrtei- 
schiffe, der südliche für Kriegsschiffe. Während der guten Jahroszeit, von 
September bis März, liegen die Schiffe geschützt und in ruhigem Wasser, weil 
der Wind meist Ost oder nördlich von Ost und nicht stark ist. Im Winter 
jedoch, bei den fast stets herrschenden SE- bis Süd-Winden, die manchmal 
sturmartig werden, steht fast immer eine beträchtliche Dünung auf der Rhede, 
die sehr oft das Laden und Löschen der Schiffe unmöglich macht, 
Ueber das Anlaufen des Hafens bemerke ich Folgendes: 
Die einzige Gefahr vor dem Hafen ist die San Antonio-Bank; dieselbe 
erstreckt sich etwa in der Länge von 4 Sm südlich des Kap San Antonio, des 
südlichsten Punktes des die Bucht hbegrenzenden Landes. Es existiren zwei 
Eingänge nach der Rhede, der eine zwischen dem Nordende der San Antonio- 
Bank und dem Kap Sun Antonio, der zweite südlich der genannten Bank und 
an ihrer Westseite entlang nach der Rhede. Die San Antonio - Bank ist an 
ihrem Nord- und Südende durch je eine Tonne gekennzeichnet, dieselben scheinen 
aber so wenig ihrem Zweck zu entsprechen, dass ich weder beim Einlaufen 
noch beim Auslaufen, wobei beide Male allerdings ziemlich hohe See stand, die 
Tonnen sehen konnte. Ich würde Jedem, der mit den örtlichen Verhältnissen 
nicht vertrauf ist, abrathen, den nördlichen Eingang zu benutzen. Die Passage 
ist nur !/ Sm breit, und der besonders zur Zeit des Voll- und Neumondes 
ziemlich starke Strom setzt bei Kap San Antonio quer zur Richtung des Kurses, 
Der Eingang westlich der San Antonio-Bank ist breit und ohne alle Gefahren, 
doch muss man sich auch hier hüten, die in der britischen Adm.-Karte No. 540 
(Tit. VIIM, No. 53) gegebone Richtungslinie für das Passiren des Südendes der 
') S. „Hydr. Mitth,“, 1874, pag. 252 und 307; Findlay’s „South Atl, Dir,“ pag. 399 ff. ; 
„South America Pilot“, I, pag. 69 ff.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.