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Tiefe des Wassers, dem Neigungswinkel des Meeresbodens, und von Grössen
abhängt, welche für den Mond und die Sonne verschiedene Werthe haben, näm-
lich von der Winkelbewegung der Gestirne in ihrem scheinbaren täglichen Laufe
um die Erde, welche für beide Gestirne verschieden ist, und von einer hiermit
zusammenhängenden, aber mit der Annäherung der Welle an die Küsto veränder-
lichen Grösse, welche die Veränderung der Phase der Welle ausdrückt, wenn
man sich in der Richtung ihrer Länge fortbewogt und welche ebenfalls für
beide Gestirne verschieden ist. Es werden daher die Sonnenfluth und die
Mondfluth in verschiedener Weise durch die Neigung des Meeresbodens
affcirt, und muss daher ihr Verhältniss ein anderes sein, wie bei der un-
gestörten Fluth.
Die auf mittleres Niedrigwasser Springzeit bezogene mittlere Hochwasser-
höhe, welche bei der Berechnung der Fluthtafeln zu Grunde gelegt wurde,
ergiebt sich hieraus, wie folgt:
Mittleres Niedrigwasser am Pegel... = 0,44m
Grösste halbmonatliche Ungleichheit. . — — 0,34m
Niedrigwasser Springzeit am Pegel.. = 0,10m
Mittleres Hochwasser am Pegel.... = 3,90m
Mittleres Hochwasser bezogen auf
Niedrigwasser Springzeit. ..... = 3,80m
Reduktion auf den Pegel ........ = +0,10m
In den Gezeitentafeln für 1880 sind für diese Grössen 3,76m und +0,14m
angenommen worden, es bedürfen daher die in diesen Tafeln gegebenen Hoch-
wasserhöhen einer Korrektion von + 0,04m und die Reduktion auf den Pegel
ziner solchen von — 0,04m.
b) Ableitung der täglichen Ungleichheit.
Die tägliche Ungleichheit ist die Folge einer Fluthwelle, welche in einem
Tage nur ein Hoch- und ein Niedrigwasser hat, und es trifft daher mit den
beiden Hochwassern der halbtägigen Fluth die gleich grosse, aber entgegen-
gesetzte Phase der täglichen Fluth zusammen.
Trifft z.B. mit dem ersten Hochwasser der halbtägigen Fluth das Hoch-
wasser der täglichen Fluth zusammen, so fällt das Niedrigwasser der letzteren
auf das zweite Hochwasser der ersteren, das eine Hochwasser wird also erhöht,
das andere um ebensoviel erniedrigt.
Die Grösse der Welle hängt von der Deklination des Gestirnes (Mondes)
ab, sie verschwindet, wenn das Gestirn im Aequator steht, und hat ihr Maximum,
wenn dasselbe seine grösste Deklination erreicht. Beim Durchgang des Gestirns
durch den Aequator wechselt die Welle ihr Zeichen, d. h. wenn bei nördlicher
Deklination z. B. der oberen Kulmination das Niedrigwasser, der unteren Kul-
mination das Hochwasser der täglichen Welle entsprach, so ist für südliche
Deklination das Umgekehrte der Fall.
Was den Einfluss auf die Zeit des Eintritts des Hochwassers betrifft, so
hat an unserer Küste eine Erhöhung der Fluthwelle eine Verfrühung, und
umgekehrt eine Erniedrigung der Welle eine Verspätung der Eintrittszeit
zur Folge.
In den Beobachtungen wird sich demnach die tägliche Ungleichheit in
der Weise bemerklich machen, dass das eine Hochwasser früher eintritt und
eine grössere Höhe erreicht, das andere später eintritt und nicht so hoch wird,
wie dies ohne die tägliche Ungleichheit der Fall sein würde. Unterscheiden
wir die beiden Hochwasser eines Tages dadurch, dass wir das der oberen
Kulmination des Mondes entsprechende mit I und das der unteren angehörige
mit II bezeichnen, so haben wir allgemein
. -- I (Zeit) = 4+ Ti + 0: + AO + tgl. Ungleichheit,
Obere Kulmination | I (ob) = Ho-+h + Ah tgl. Ungleichheit.
{II (Zeit) = 4+T2+ © + AO — tgl. Ungleichheit,
) II (Höhe) = Ho + h: + Ah — tgl. Ungleichheit.