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oft auf lange Zeit von Windstille unterbrochen, segelte das Schiff durch die
Lapoedie-Strasse und machte dann in der nächsten Zcit, wenn auch sehr lang-
sam, doch immerhin noch etwas Länge gut, und hätte die Gelegenheit noch
einige Tage so angehalten, so würde der Bestimmungsplatz auch ohne Schwierig-
keit erreicht worden sein. Am 17. Dezember aber, an welchem Tage „Germania“
sich in 110,6° O-Lg, nicht mehr als etwa 90 Sm östlich von Tagal befand,
traten die Umstände ein, welche, wie schon Findlay erwähnt, eine Reise nach
Westen in dieser Gegend und Jahreszeit für ein Segelschiff nahezu unmöglich
machen. Der Monsun wehte stürmisch aus West und WNW, eine Bö folgte
der anderen mit Regen und Gewittern, und nach drei Tagen nutzlosen Kämpfens
sah sich Kapt. Romberg gezwungen, Schutz suchend nach der Rhede von
Pembang abzuhalten. Auf eine telegraphische Anfrage bei den Befrachtern in
Batavia erfolgte der Bescheid, dass das Schiff auf jeden Fall die Reise nach
Tagal machen müsse, und demgemäss ging „Germania“ am 22. Dezember zu
einem nochmaligen Versuche in See. Draussen herrschte aber noch dasselbe
Wetter; das eiserne, am Boden stark bewachsene Schiff, welches bei den in
Stärke 9 wehenden Stürmen weder Obermarssegel noch Grosssegel führen
konnte, machte steis 3 Striche Abtrift, konnte also nicht einmal das schon
Erreichte festhalten. Drei Tage hindurch mühte man sich ab, dann sah Kapt.
Romberg die Unmöglichkeit ein, auf dieser Route vorwärts zu kommen, und
entschloss sich, den weiten, aber einzig möglichen Weg durch die Bali-Strasse
nach Süden, dann im SE-Passat nach Westen und schliesslich, durch die Sunda-
Strasse luvwärts vom Bestimmungsplatze in die Java-See zurückkchrend, zu
machen. Am 25. Dezember passirte man auf dieser Route die Sapoedie-Strasse,
gleich südlich derselben gorieth die Bark in fast ununterbrochene Windstille
und ankerte schliesslich zum Zwecke einer abermaligen Anfrage bei den Be-
frachtern am 31. Dezember wieder auf Besocki-Rhede. Hier erhielt dann der
Kapitän die Ordre, nach dem nahe gelegenen Hafen Probolingo zu scgeln und
dort seine Ladung zu kompletiren.
Nachdem dies geschehen, wurde am 17. Januar 1879 bei eintretender
Seebrise der Anker gelichtet und die Reise nach einem englischen Kanalhafen
angetreten. Am 21. Januar ankerte man auf der Rhede von Banjoewangie und
durchsegelte noch an demselben Tage die Bali-Strasse. Sowie das Schiff sich
frei von der SO-Spitze Java’s befand, traf es auf hohe kurze See und kräftigen
Wind aus WNW. Dieser herrschte bis 16,4° S-Br in 113,5° O-Lg; dort
setzte nach kurzer Zeit der Windstille leichte südwestliche Brise ein, die
„Germania“ bis 16,5° S-Br in 111,5° O-Lg führte, Sechs Tage hindurch wurde
die Bark dann durch Windstille und Mallung festgehalten, erst am 4. Februar
in 18,8° S-Br und 107,5° O-Lg erreichte man das Gebiet des SE-Passats.
„Germania“ kreuzte darauf 20° S-Br in 101,5° O-Lg am 7. Februar und 30° S-Br
in 43° O-Lg am 5. März, den Meridian von 60° Ost in 28,3° S-Br am 24. Februar.
In der Nähe des letzteren Ortes schien auch die Grenze des Passatgebietes zu
liegen, doch waren auch nach Ueberschreitung derselben die östlichen Winde
vorherrschend. Den ersten, indessen nur für kurze Zeit herrschenden Gegen-
wind fand „Germania“ in 33,5° S-Br und 28° W-Lg. Hindernder als Gegen-
winde erwiesen sich bei der Umsegelung des Kap der guten Hoffnung andauernde
Stillen, auch fand man nur geringe Unterstützung durch den Agulhas-Strom,
Am 18. März sprach man das eiserne Bremer Schiff „Arkturus“, welches von
der Lombok-Strasse her etwa ebenso lange in See war, wie „Germania“ von
der Bali-Strasse. Am 22. März passirte man bei sehr kräftigem SE-Winde in
Sicht des Kap der guten Hoffnung und erreichte mit demselben Winde am
27. März in 5° O-Lg den Parallel von 30° Süd. Die Umsegelung des Kaps
war in 22 Tagen erfolgt.
Auch nördlich von 30° S-Br hielt der südöstliche Wind noch für längere
Zeit an, es schien, als ob sich aus ihm ohne weitere Störung der Passat ent-
wickeln wollte, doch auf dem weiteren Wege nach NW wurde der Wind immer
schwächer, und in etwa 22° S-Br und 4° W-Lg trat nach flauer nordöstlicher
Brise Stille und Mallung ein. Erst am 8. April gelang es, in 16° S-Br und
7,7° W-Lg den eigentlichen Passat zu erreichen, der Wind blieb flau ganz bis
zum Aequator hin. Kin verhältnissmässig langer Aufenthalt im Südatlantischen
Ocean war die Folge dieser Verhältnisse, und erreichte man, nachdom 20° S-Br
in 4,8° W-Le am 3, April, 10° S-Br in 15,3° W-Lg am 13. April geschnitten