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Die polare Grenze des SE-Passats erreichte man in 26,2° S-Br und
6,2° O-Lg, der vorher aus südwestlicher Richtung wehende Wind drehte sich
durch S nach SE. Man erreichte dann in langsamer Fahrt 20° S-Br in 0,6° W-Lg
am 24. März, 10° S-Br in 13,5° W-Lg am 31. März, und den Aequator in 23° W-Lg
am 8. April. Zur Zurücklegung der Strecke von 30° S-Br zur Linie waren
22 Tage erforderlich gewesen.
Nur wenige Meilen nördlich von der Linie lag die äquatoriale Grenze
des SE-Passats. Es herrschten nördlich davon zunächst leichte unbeständige
Süd- und weiterhin Ostwinde, die schliesslich in 4,8° N-Br und 26,2° W-Lg
wieder durch den NE-Passat ersetzt wurden. Dieser Wind, der zwischen
9° und 23° N-Br recht beständig und frisch wehte, führte „Britannia“ nach
10° N-Br in 30,8° W-Lg am 16. April, und nach 20° N-Br in 37,5° W-Lg am
21. April. Als der Passat für „Britannia“ in 25° N-Br und 38,5° W-Lg ge-
endet hatte, herrschten flaue südöstliche Winde, die nördlich von 28° N-Br sich
durch S nach SW drehten. Die Bark überschritt mit Wind aus letzterer Rich-
tung den Parallel von 30° N im 37,5° W-Lg am 26. April. Nachdem dann
bei nordwestlichem Winde am 2. Mai 40° N-Br in 33,2° W-Lg gekreuzt
worden war, erhielt man am 3. Mai noch östlichen Wind, der 6 Tage anhielt.
Als endlich nach Verlauf dieser Zeit in 48,4° N-Br und 27,5° W-Lg frischer
Westwind einsetzte, näherte die Reise sich rasch ihrem Ende. Am 15, Mai
wurde die Küste Irlands erblickt, 37 Tage nachdem man die Linie, und
105 Tage nachdem man die Sunda-Strasse verlassen hatte.
2. Reise der Hamburger Brigg „Mathilde“, Kapt. W. Bruhns.
Nach fast zweiwöchentlichem, durch stürmische Gegenwinde hervor-
gerufenen Aufenthalt in Nordsee und Kanal passirte am 19. November die
Brigg „Mathilde“, welche auf einer Reise von Hamburg nach Lagos begriffen
war, den Meridian von Lizard, Im offenen Ocean traf dieselbe zunächst nur
östliche Winde, mit denen die Brigg 40° N-Br in 18,2° W-Lg am 26. November,
und 30° N-Br in 19,8° W-Lg am 30. November erreichte. Der südöstliche
Wind, mit welchem die letztere Breite noch überschritten wurde, drehte nicht
rücklaufend nach NE, sondern der Wind nahm nach und nach eine südlichere
Richtung an, und schliesslich wehte ein leichter aber ganz beständiger südwest-
licher Wind. Ein langer Aufenthalt zwischen 30° und 20° N-Br, wie er in
dieser Jahreszeit hier nicht selten vorkommt, war die Folge davon, und erst
am 12. Dezember erreichte man in 19,2° W-Lg den letzteren Parallel und zu-
gleich endlich das Gebiet des NE-Passats. Der Passat wehte aber nur bis
12° N-Br einigermaassen frisch und hörte schon in 11° N-Br ganz wieder auf.
„Mathilde“, die 10° N-Br in 21° W-Lg am 18. Dezember kreuzte und dann
sich bemühte, vorerst recht nach Süden vorzudringen, machte für lange Zeit
jetzt nur geringe Fortschritte. Windstille und sehr leichte unbeständige Winde
wechselten mit einander ab und erst am 12. Januar 1879 konnte in 4° N-Br
der Meridian das Kap Palmas passirt werden. Es ist wahrscheinlich, dass
„Mathilde“ besser gefahren wäre, wenn sie sich schon im NE-Passat der Küste
so weit genähert hätte, als es die Sicherheit der Fahrt erlaubte. Oestlich von
Kap Palmas verlief die Reise etwas günstiger, man gelangte am 18. Januar in
5,1° N-Br in östliche Länge und ankerte am 21. Januar auf der Rhede von
Lagos. Die Reisedauer von Lizard ab betrug 63 Tage.
Am 25. Februar trat die Brigg von Lagos aus die Heimreise nach Ham-
burg an. Mit Hülfe leichter westlicher Winde suchte Kapt. Bruhns zunächst
den Aequator zu erreichen. Am 10, März überschritt man denselben in 4,5° 0-Lg
und passirte 4 Tago später in 1° S-Br den Meridian von Greenwich. Auf westlicher
Länge wurden dann aber noch wieder ungünstige südwestliche Winde gefunden,
die das Schiff viel zu früh wieder in nördliche Breiten drängten. Als Folge
davon gerieth „Mathilde“ in anhaltende Mallung, von der frei zu kommen lange
Zeit erforderte. Erst in 7° N-Br und 21° W-Lg fand die Brigg den Passat,
welcher dann einigermaassen frisch wehte und mit welchem man 10° N-Br in
23,5° W-Lg am 7. April und 20° N-Br in 30,4° W-Lg am 12. April kreuzte.
In 29° N-Br und 35° W-Lg verliess man das Passatgebiet. Es folgte ein Tag
Windstille, und nach dieser kam leichter westlicher Wind durch. Bei veränder-