PN
CP a
3. Reise von Batavia bis Aden im Juli und August 1879.
„Am 10. Juli 1879, 11% a. m., verliess S. M. S. „Ariadne“ die Rhede
von Batavia, lief Abends 6" in die Sunda-Strasse ein, und verliess dieselbe
am 11. Juli um 4” a.m. Um 8a. m. wurde die Reise unter Segel allein fort-
zesetzt; am Nachmittag desselben Tages musste die Maschine jedoch wegen
leichten WSW-Windes und Stille wieder in Betrieb genommen werden, und zwar
bis zum 12, Juli Vormittags, zu welcher Zeit leichter ESE-Wind durchkam.
Als auch an diesem Tage um 9* p. m. die Maschine wegen Stille wiederum in
Betrieb genommen werden musste, gab ich die anfängliche Absicht, die Reise
auf etwa 9° S-Br zu machen, auf und nahm einen südwestlicheren Kurs mit der
Hoffnung, auf höherer Breite Wind zu finden. Am 13. Juli kam sehr hohe
südliche Dünung auf, und am Nachmittag dieses Tages setzte mit Regen und
dickem Wetter steifer SSE-Wind ein, welcher, zwischen Süd und SE umlaufend,
bis zum 18. Juli Mittags auhielt und dem Schiff während dieser 5 Tage eine
Durchschnittsfahrt von 9'/ bis 10 Knoten gab. Als höchste erreichte Fahrt
in diesen Tagen sind mit 1 Reef in den Marssegeln und Oberbramsegeln
12,7 Knoten zu verzeichnen. Als am 18, Juli auf der bisher innegehaltenen
Breite von 101° Süd bei aufklarendem Wetter der Wind wesentlich nachliess,
der erwartete starke westliche Strom ausblieb, während nach den Segelanweisungen
der Passat im Monat Juli bis zum Aequator durchstehen soll, so schien es mir
das Richtigste zu sein, nunmehr den Kurs direkt auf die Seychellen zu setzen,
ınd wurde nun anstatt mit steifem Passat, wie Windkarte und Segelanweisungen
angeben, die Reise bis zum 31. Juli bei flauen südöstlichen Winden in der
Stärke 0 bis 4 und stark abnehmender Dünung, welches zeigte, dass auch
südlich kein Wind war, bis zu 6° 37‘ S-Br uud 62° 7‘ O-Lg fortgesetzt. Vom
31. Juli Nachmittags bis 1. August kam noch einmal der SE-Wind mit Böen
and Regen frischer durch, um dann am 2. August mit klarem Wetter in den
5SW-Monsun überzugehen, welcher am 6. August die Stärke eines mässigen
Sturmes annahm und sich bis etwa 10 Sm innerhalb des Golfs von Aden in
derselben Stärke hielt und dann erst auf leichten NE-Wind umsprang.
Am 8. August wurde versucht, die afrikanische Küste bei Ras Hafun in
Sicht zu laufen; diesige Luft und aussergewöhnlich starker Oststrom vereitelten
indess diese Absicht, ich steuerte daher die afrikanische Küste am 9. August
um 3" a. m. an, da die Verhältnisse bei Nacht zum Ansteuern des Landes sich
sehr viel günstiger gestalten. Denn, während am Tage das Land kaum auf
3 bis 4 Sm weit zu sehen sein soll, klart während der Nacht der starke, einem
mässigen Regenfall zu vergleichende Thaunicederschlag die Luft so weit, dass es
vollkommen sichtig wird und das Land hier an Bord mit Sicherheit auf 15 Sm
Distanz ausgemacht werden konnte. Dieser starko Niederschlag wird jeden-
{alls durch das mit dem Nordstrom von Süden kommende kalte Wasser hervor-
gebracht, auf dessen Temperatur der Strom mit dem Thermometer angesteuert
werden kann und hier an Bord auch angesteuert worden ist. Am 7. August fiel
die Wassertemperatur von 26° bis auf 24,5° C., am 8. August fiel sie von
24,5° bis auf 16,7° und kühlte die Luft derart ab, dass die Mannschaft sich
warm kleiden und während der Nacht Kaffe erhalten musste. Das Thermo-
meter dürfte den besten Anhalt geben: am 8. August um 4* a. m. 24,9°, um
3b ga, m. 24,8°, um 10° a. m. 24,0°, Mittags 12* 21,7°, um 4% p. m. 20,4°,
um 8 p. m. 19,7°, um 12” p. m. 18,5°, am 9. August um 4" a. m. 21,5°, um
8b a, m. 26,0°, Mittags 12° 32,1° und um 12" Nachts 29,5°,
Am 8. August wurde 8uch in Uebereinstimmung mit dieser rapiden Ab-
nahme der Temperatur in der Zeit von 8" a. m. bis 2* p. m. eine östliche
Stromversetzung von 30 Sm (also 5 Sm die Stunde) beobachtet, eine Abnormi-
tät, welche mir unglaublich vorkam, die aber nachher ihre volle Bestätigung
fand, denn als ich in Aden dem Kommandanten eines dort liegenden französi-
schen Transport-Schiffes, welches 24 Stunden vor „Ariadne“ Ras Hafun passirt
hatte, meinen Besuch machte, fragte mich derselbe, ob auch ich an jenem Kap,
anstatt starken nördlichen Strom, einen so auffallenden östlichen Strom beob-
achtet hätte und fügte hinzu, dass er nach durchaus sicheren Observationen in
der Zeit von 9° a, m, bis 3b p. m. 32 Sın. nach Osten versetzt worden wäre.
Am 9. August, um 7" a. m., wurde Kap Guardafui unter Segel passirt,
um 9* 30" die Segel festgemacht, und die Reise von da ab unter Dampf fort-
pyesetzt. Am 11. August, um 11'!/eh a. m., wurde im Hafen von Aden geankert.