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westlicher Strom mit theilweise hoher überfallender See und solchen Strom-
schnellen gefunden, dass das mit 7!/2 Knoten Fahrt segelnde Schiff zeitweise
bis zu einem halben Strich aus seinem Kurse geworfen wurde; die vorherrschende
Richtung und Stärke des Stromes wurde nach Peilungen SW 3 Sm die Stunde
gefunden, Da nach der Stromkarte und den vorhandenen Segelanweisungen
der Strom in der ganzen Strasse 3 oder mehr Knoten laufen soll und ich hier
in der Einfahrt den Strom wirklich so fand, so liess ich die Maschine unter
Zuhülfenahme des dritten Kessels mit 50 Umdrehungen mitgehen, es wurde in-
dess, nachdem das Kap Bangko passirt war, der Strom etwa nur noch 1 Sm
nach SW setzend gefunden, auch lief die See hier nicht mehr auf und wurden
keine Stromschnellen mehr beobachtet. Dagegen flaute aber der Wind in dem
nördlichen Theile der Strasse bis zu vollkommener Stille ab, und kam der
Passat erst ausserhalb der Strasse wieder durch. Abends 7 Uhr steuerte
„Ariadne“ aus der Lombock-Strasse in die Java-See und ging am 2, Juli Nach-
mittags unter Segel durch die Sapoedie-Strasse.
Der Lombock- wie der Baly-Pik sind vorzügliche, weithin benutzbare
Landmarken.“
2. Strömungsverhältnisse auf der Route Apia—Batavia,
„Während der letzten Fahrt S. M.S. „Ariadne“ wurde die schon früher
gemachte Erfahrung bestätigt gefunden, dass die in Segelanweisungen und
tromkarten vorhandenen Angaben über die Stromverhältnisse im Stillen Ocean
höchst unzuverlässig und mit Vorsicht aufzunehmen sind. So wurde während
der Fahrt von Apia nach der Torres-Strasse auch, nachdem westlich der Bank-
Inseln der Passat recht kräftig eingesetzt hatte, stets östliche Strömung an-
getroffen, während dieselbe nach der Stromkarte westlich sein soll, etwa 20 bis
30 Sm im Etmal. Auch in der Arafıura- See wurde fast durchgängig östliche
Strömung vorgefunden, trotzdem dieselbe nach allen Karten und Büchern westlich
zu erwarten war, Nur die Karte Titel X, No. 173 (Br. Adm, K. No. 1044) weist
an der Nordküste Australiens Striche auf, welche mit dem Pfeilstrich nach Osten
gerichtet, sehr kurz am andern Ende mit einem Querstrich versehen sind und jeder
anderen Bezeichnung entbehren; wahrscheinlich sollen dies schüchterne Andeutun-
gen einer östlichen Strömung sein, deren Existenz, den verschiedenen 6ntgegen-
stehenden Angaben gegenüber, nicht als zweifellos hingestellt hat werden sollen,
Die Vermuthung, dass die Ursache dieser Differenzen in unsicherer
Besteckführung ihren Grund haben könnte, liegt zwar ziemlich nahe, kann
jedoch unmöglich Raum gewinnen, da die Fehler zu gross sein würden; dieselbe
würde in vielen Fällen einen Fehler in der Anrechnung der abgelaufenen Distanz
von 40 bis 45 Sm im Etmal voraussetzen, was an Bord eines Kriegsschiffes
doch wohl unmöglich ist; ausserdem muss hier als triftiges Gegenargument das
Faktum eintreten, dass während der Fahrten S, M. S, „Ariadne“ im Bereich
der Ellice- und südlichen G:ülbert- Inseln, sowie östlich von Kap St, George
grosse Felder von treibendem Bimsstein angetroffen wurden, welcher zweifellos
von den im St. George - Kanal neuerdings (Februar 1878) stattgefundenen
Eruptionen herrühren musste; wie aber konnten die Bimssteinmassen dorthin
anders gelangen als durch östliche Strömung? Nach der Stromkarte und dem
im St. George - Kanal unzweifelhaft herrschenden Südstrom mussten dieselben
zunächst südlich treiben und konnten dann östlich der Salomo - Inseln und zu
den Ellice - Inseln nur durch Oststrom gelangen. Dies scheint jedenfalls ein
hinreichender Beweis für die Existenz östlicher Gegenströmung südlich von
8° S-Br zu sein.
Ueber den Strom in der Torres - Strasse kann bemerkt werden, dass er,
mit Ausnahme in dem sehr engen Prince of Wales-Kanal, nordwestlich setzend,
also unabhängig von der Richtung des Fahrwassers, gefunden wurde, Ebbe
and Fluth scheinen von s8sehr unbedeutendem Einfluss zu sein, und wurde die
nordwestliche Strömung in einer Stärke von 1 bis 1'/2 Sm pr. Stunde ermittelt.
Ob diese Strömung vielleicht eine Wirkung des aussergewöhnlich starken Monsuns
war, kann nicht mit Sicherheit behauptet werden.
Die Strömung weiterhin im Indischen Ocean von der Arafura-Seo bis zur
Lombock-Strasse war auch, theilweise südöstlich, theilweise nordöstlich, in den
beiden letzten Tagen, wie oben angegeben, von besonderer Stärke.“