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von der Insel Pico befinden musste, wurde für die Nacht beigedreht und am
anderen Morgen mit Tageslicht wieder abgehalten. Dicke. Nebelbänke liessen
die Nähe des Landes vermuthen, verschleierten jedoch jede klare Aussicht.
Unter diesen Umständen liess ich bei ganz auflandigem und flauem Winde in
einem kleinen Kessel Dampf machen und setzte nach unserem in der Nacht
durch Sternobservation festgesetzten Stande Kurs zwischen Fayal und Pico.
Das Land kam erst in der unmittelbaren Nähe desselben in Sicht, und ankerte
S. M.S. „Freya“ am 23. August Vormittags gegen. 9 Uhr auf der Rhede von Horta,
Den in den „Hydrogr. Mitth.“, 1874 (pag. 1), enthaltenen ausführlichen
Berichten S. M. S. „Arcona“ über Fayal habe ich nichts weiter bemerkens-
werthes Neues hinzuzufügen,
Am 28. August wurde Horta nördlich steuernd verlassen, Bei westsüdwest-
lichen bis westlichen, ziemlich flauen Winden wurde der Kurs frei von der Insel
Graciosa, diese dicht an B. B. lassend, gesetzt. Leider sprang bereits am Morgen
des 29. August mit einer heftigen Bö, der ein Absterben des alten Windes
vorangegangen war, der Wind auf NE um, so dass über St. B.-Bug an den Wind
yegangen werden musste. Am 1. September flaute es ganz ab, und liess ich
daher einen Kessel heizen und’ dampfte langsam direkten Kurs nach Plymouth,
Allmählich kamen ganz leichte westnordwestliche Winde durch, die auch sofort
ausgenutzt wurden, um Segel zu setzen, jedoch zu schwach waren, um auf fernere
Dampfkraft zu verzichten.
Der Barometerstand war in der ganzen Zeit bei flauen und unbeständigen
Winden abnorm hoch, 776mm, dabei schönes Wetter. Am 6. September ging
der Wind noch immer flau auf Nord, sprang bald nach West zurück und än-
derte alsdann bei bezogener Luft, von Regen begleitet, bis SW, bald ganz flau,
dann wieder in Böen plötzlich einsetzend.
Am 8. September des Nachmittags nahm bei erheblich gesunkenem Luft-
druck das Wetter einen bedrohlich aussehenden Charakter an, enorm heftige
dieke Böen, deren eine nöthigte, von Oberbramsegel und allen Leesegeln in
wenigen Minuten auf laufen gelassene Marssegel überzugehen, verbunden mit
heftigen Regenschauern, setzten ein, so dass ich, als ich gegen 8 Uhr des
Abends in einem klaren Augenblick Lizard-Feuer in Sicht bekam, dies als eine
willkommene Bestätigung der Richtigkeit des Besteckes begrüsste.
Am Morgen des 9. September befand sich mit Tageslicht S. M. S. „Freya“
dicht vor dem Wellenbrecher von Plymouth und ankerte, unter Dampf einlaufend,
gegen 6 Uhr im Plymouth Sound.“
3. Küstenroute von Hongkong nach Shanghai, nach den von Dezember 1878
bis Februar 1879 ausgeführten einzelnen Küstenfahrten.!)
„S. M. S. „Freya“ war, da das Schiff gegen den Monsun an längs der
Küste China’s seine Route nahm, genöthigt, die Reise unter Dampf zu machen,
und wählte ich die nachstehend wiedergegebene Route, da sie den Vortheil der
Kohlenersparniss zur Seite hat. Der wesentliche Gewinn dieser Küstenroute,
die von den Küstendampfern vielfach benutzt wird, ist der unter Land nur ver-
ringert angetroffene Gegenwind, sowie wesentlich weniger See, und der Umstand,
dass dort der weiter ab vom Lande beständig entgegenlaufende Strom sehr
abgeschwächt ist, an vielen Stellen sogar, je nach Ebbe und Fluth, günstig
setzen wird.
Die eingeschlagene Route erfolgte bis Fu-chau-fu unter Zugrundelegung
eines in Hongkong erschienenen, von einem alten Führer eines Küstendampfers
herausgegebenen kleinen Werkes (Amoy Tide Tables) und von dort aus nach
eigener Wahrnehmung, nach zuvor erfolgter Besprechung mit dem Kommandanten
eines chinesischen Custom house-Känonenbootes, eines Engländers, der die Leucht-
thürme der Küste unter sich hat, und in Folge seiner langjährigen beständizen
2 Am 9. Dezember 1878 segelte S. M, S. „Freya“ zunächst von Hongkong über Swalau
(Han-Fluss), wo sie am 11, Dezember eintraf und bis zum 16. Dezember verweilte, nach Amoy. Hier
hielt sich das Schiff vom 17. Dezember 1878 bis zum 7. Januar 1879 auf, besuchte alsdann die
Häfen zon Takao und Tai-wan-fu auf der Insel Formosa (s. „Ann. d. Hydr. etc.“, 1879, pag, 191),
:raf am 14. Januar in Fu-chau (Min-Fluss) ein und verliess diesen Platz am 28, Januar, um über
Ningpo (Yung-Fluss) nach Shanghai zu segeln, wo das Schiff am 4. Februar zu Anker ging.