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0,1 mm grösser, nämlich 45,7 mm. Da die Lufttemperatur sonach bei diesen
Beobachtungen 2,9° C. höher war als das mehrjährige Jahresmittel, so muss
die Reduktionsgrösse für das letztere schon wegen der Temperatur um
Ta 5 =0 mm grösser sein, wozu noch der niedrigere Luftdruck und
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grössere Dampfgehalt der Atmosphäre während der Versuchstage gegenüber
dem Jahresmittel hinzukommen.
Wie auf dem ganzen Südatlantischen Ocean, ist der Luftdruck auf
St. Helena in den Wintermonaten der südlichen Hemisphäre erheblich höher,
als im dortigen Sommer. Auf dem Nordatlantischen Ocean steht dagegen be-
kanntlich das Barometer in den warmen Monaten höher, als in den kalten.
Diese scheinbare Anomalie des Südatlantischen Oceans ist schon wiederholt
hervorgehoben worden, ohne dass, so viel mir bekannt, eine genügende Kr-
klärung derselben gegeben worden wäre, wenngleich dieselbe von Buchan an-
gedeutet ist. So bemerkt auch in dem vorliegenden Werke Sabine mit Recht,
dass die jährliche Periode des Barometers auf St. Helena eine solche ist, wie
wir sie auf der nördlichen Halbkugel nur im Inneren der Kontinente kennen,
und in der neuesten Veröffentlichung des Königl. Niederländischen Institus über
den mittleren Barometerstand im Atlantischen Ocean (1875) bespricht Professor
Buys-Ballot denselben Gegenstand in Form einer Anzahl von Fragen, welche
er in Bezug auf mögliche Erklärungen aufwirft, aber selbst verneinend beant-
wortet. Die Erklärung dieser 'Thatsache scheint in Folgendem zu liegen. Die
jahreszeitliche Schwankung des Luftdrucks in allen Theilen der Erdoberfläche
wird bedingt und beherrscht durch die jährliche Schwankung der Temperatur
derjenigen Gegenden, in welchen diese Schwankung sehr gross und auf aus-
gedehnten Gebieten sich zeigt; es sind dieses der asiatische und in geringerem
Maasse der nordamerikanische Kontinent. Dort ist es, wo bei nördlicher
Deklination der Sonne die Niveauschichten in den oberen Theilen der At-
mosphäre sich durch deren Erwärmung unten emporheben und ein massenhafter
Abfluss von Luft von grossen Gebieten hergestellt wird, den die Abnahme des
Luftdrucks am Boden daselbst anzeigt, und der in allen benachbarten Gebieten,
wo die jährliche Temperaturschwankung eine geringere oder sogar entgegen-
gesetzte ist, den Barometerstand erhöht; umgekehrt ruft vom Dezember bis
März die Ausstrahlung auf jenen Kontinenten eine Verdichtung der unteren
Schichten und einen Zufluss von Luft in der Höhe hervor, welcher die ausser-
ordentliche Grösse des Luftdrucks in jenen Gegenden selbst und zugleich die
Verringerung des Barometerstandes in der Umgebung bewirkt. Als diese Um-
vebung, welche als Abfluss- und Ergänzungsgebiet für die nordhemisphärischen
Kontinente fungirt, treten nun zunächst die Oceane der nördlichen Halbkugel
auf, ferner aber die ganze nördliche Hälfte der Südhemisphäre, etwa bis zum
40° Br. hinunter, mit Ausnahme eines Theiles des südlichen Grossen Oceans.
Die überwiegende Wasserbedeckung der südlichen Halbkugel macht die jähr-
liche Schwankung der Temperatur daselbst auch auf den wenigen und nicht
ausgedehnten Festländern zu gering, um auf jener Hemisphäre selbstständig
durch den Gegensatz von Wasser und Land eine jährliche Periode des Luft-
drucks entstehen zu lassen, wie dieses auf der nördlichen der Fall ist; und wenn
wir auch erwarten dürfen, dass die Druckzunahme bei nördlicher Deklination
der Sonne im Innern der südlichen Kontinente, wo die längeren Beobachtungs-
reihen bis jetzt fast ganz fehlen, sich noch grösser erweisen wird, als auf den
südlichen Öceanen, so ist doch auch auf diesen die Luftzufuhr von den nörd-
lichen Festländern um diese Zeit gross genug, um das Barometer, wie wir auf
St. Helena sehen, um mehr als 2 mm über das Jahresmittel steigen zu lassen.
Der Dampfgehalt der Luft auf St. Helena ist stets ein bedeutender;
auf Longwood steigt und sinkt er in der jährlichen Periode mit der Temperatur,
so dass die Luft stets fast %ıo der Wasserdampfmenge enthält, welche dem
Zustande der Sättigung entspricht; an der Küste dagegen ist die relative
Feuchtigkeit nur im Winter so gross, in den wärmeren Monaten erheblich ge-
ringer. Die tägliche Schwankung in der Wasserdampfmenge ist dagegen auf
Longwood gerade in dem Monat mit grösster Temperaturschwankung (im Januar)
am geringsten, während sie ihr Maximum im Mai hat, wenig früher, als die