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zuges, und sind häufig von Wolken eingehüllt. Z/agstaf Hill, nahe der nord-
östlichen Küste, erreicht eine Höhe von 2272‘ (692 m), Sandy-Bay-Ridge, auf
der Südseite, 2215’ (675m), Longwood House, nahe dem Centrum, 1762‘ und
Lot und Lot’s Weib im südwestlichen Theil der Insel 1444‘ und 1423‘ (440m
und 434m). Der allgemeine Charakter von St. Helena ist weder Schönheit
noch Fruchtbarkeit; aber die wenigen grünen Stellen darauf erhalten ein um
so freundlicheres Aussehen durch die düstere Nacktheit der Umgebung. Die
unteren Schichten der Insel haben grösstentheils dunkelbraune Färbung und
völlig das Aussehen vulkanischer Bildungen; ausserdem werden vulkanische
Produkte in allen Theilen gefunden, so dass kein Zweifel bleibt über die
Bildung der Insel. Die geologische Formation ist fast ausschliesslich Basalt,
über welchem in einigen Theilen Schichten von Kalkstein mit Tuff und anderen
vulkanischen Substanzen vorkommen, Kin tiefes kraterähnliches Thal, das
„Devils Punch-Bowl“ genannt wird, ist indessen das Einzige, was einem er-
loschenen Vulkane ähnelt.
Steigt man das James-Thal von der Stadt aufwärts, so kommt man nach
der Ebene von Longwood, welche im östlichen Theile der Insel gelegen ist und
1500 Acres schönen Landes enthält in einer Seehöhe von 1500 bis 2000 Fuss
über dem Meere und mit allmählicher Abdachung gegen SO. In der Mitte der
Insel erhebt sich Diana’s Peak, der östliche Gipfel eines Kalkgebirges, welches
von Ost nach West zieht und nach Süden steil abfällt, die Insel somit in zwei
ungleiche Theile theilend; der grössere und schönere derselben ist der nördliche,
welcher James’- Valley, Rupert’s- Valley, Longwood-Plain, das Kraterthal des
„Devils Punch-Bowl“, die „Briars“ (in deren Nähe ein schöner Wasserfall),
Plantation-House, welches ein Landaufenthalt des Gouverneurs ist, u. s. w. ent-
hält. Von Diana’s Peak hat man eine prachtvolle Aussicht auf die ganze Insel
mit ihren Klüften, Bergen, Häusern und Pflanzungen, und nach dem Horizonte
hin, die ankommenden und abgehenden Schiffe auf eine Entfernung von nahe
60 Meilen bei klarem Wetter.
Die Oberfläche der Insel ist ungefähr 47 Quadratmeilen. Die Bevölkerung
zählt ungefähr 6860 Seelen, von denen ein Drittel Europäer sind, der Rest
Neger, Mischlinge und Chinesen.“
„Die Sommer-Regen fallen im Januar, Februar oder März und die Winter-
Regen im Juli, August oder September. Wolkige Tage sind häufig und er-
frischend das‘ ganze Jahr hindurch. Donner wird selten gehört, aber bei
schwüler Luft wird Wetterleuchten öfters gesehen.
Wenn man berücksichtigt, dass die Sonne zweimal im Jahre senkrecht
über der Insel steht, so ist das Klima derselben durch glückliche Temperatur-
grade besonders begünstigt, mit mildem und heiterem Wetter. Die Hügel
und oberen Theile der Insel sind oft von Nebel eingehüllt, und die Luft ist
im Allgemeinen kühl und angenehm, Nebelwolken, welche durch den Wind
von der See angetrieben werden, streichen öfters an den hohen Geländen und
Bergspitzen, und erzeugen jene leichten Regenschauer, welche die Luft jener
Höhen abkühlen, und die Vegetation fördern; deshalb nimmt die Ueppigkeit der
Weidegründe zu, je mehr man sich von der Küste entfernt und über die See
erhebt, und kann man.auf den Gipfeln der Hügel die Ochsen bis an die Kniee
im Grase weiden sehen. In der That soll ein geringer Sprühregen oder
treibender Nebel mehr oder weniger jeden Tag dort herrschen und sollen die
Bäume stets von Feuchtigkeit tropfen.. Dennoch hat es Jahreszeiten gegeben,
in denen die Insel schwer von Dürre gelitten hat, welche sowohl die Ernten
als das Vieh vernichtet haben; und so vorsorglich sind die Einwohner”) für
die Erhaltung des Wassers, dass es bei schwerer Strafe verboten ist, die
Bäume niederzuhauen. Wie überall fällt auch hier viel mehr Regen in den
höheren‘ Gegenden als in den tieferen; und es wird vorausgesetzt, dass die
Bäume auf den Hügeln einen bedeutenden Antheil haben an dem Anziehen der
Feuchtigkeit.
Die unteren Theile der Insel werden beschattet durch den Vorübergang
leichter Wolken, wodurch die Wirkung der Sonnenstrahlen bedeutend ab-
geschwächt wird. Kin leichter Wolkenschleier verdunkelt oft die Sonne für
mehrere Tage, und die schöne Brise, welche dann herrscht, erzeugt cine sohr
i} Vermuthlich mehr die Regierung als die Einwohner,
W. KK.