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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 7 (1879)

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NA, 
Ueber das Klima der Insel St. Helena, 
Von Dr. W. Köppen, 
(Mittheilung von der Deutschen Seewarte.) 
Umfassende und wissenschaftlichen Anforderungen entsprechende meteoro- 
logische Beobachtungen sind von St. Helena aus zwei verschiedenen Zeiträumen 
vorhanden, nämlich die von Gen. Sabine herausgegebenen Beobachtungen des 
magnetischen und meteorologischen Observatoriums aus den Jahren 1840 bis 
1847 und die von Sir H. James publieirten der Station der Königlichen In- 
genieure aus den Jahren 1854 bis 1859. Besonders die erste dieser Reihen 
bieteß ein ausserordentlich werthvolles Material für die Kenntniss der absoluten 
Werthe wie der täglichen und jährlichen Veränderungen so ziemlich aller 
Witterungs-Faktoren im Passat. 
Das magnetisch-meteorologische Observatorium, welches von der briti- 
schen Regierung auf Humboldt’s Anregung zugleich mit jenen in Toronto, 
Kapstadt und Hobarttown gegründet wurde, lag 1765’ engl. oder 538 m über 
dem Meere auf der Hochebene von Longwood, welche in ÖNO vom Mittelpunkt 
der Insel (Diana’s Peak) gelegen und dem SE-Passat vollständig frei exponirt 
ist.!) Die Station der Royal Engeneers hingegen lag nur 40‘ oder 12 m über 
der See, wahrscheinlich in Jamestown, an der Nordseite (Leeseite) der Insel. 
Da das verhältnissmässig reichhaltige Beobachtungsmaterial noch nicht 
zu einer zusammenfassenden Skizze des Klimas der Insel benutzt worden ist, 
bei der Lage St. Helena’s aber in der Mitte des Oceans und des Gebietes des 
SE-Passats die meteorologischen Verhältnisse dieser Insel bedeutendes Inter- 
esse besitzen, so wollen wir im Folgenden die wichtigsten Resultate beider 
Beobachtungsreihen zusammenstellen. Vorher geben wir als Einleitung die 
Schilderungen der Konfiguration und des Klimas der Insel wieder, welche sich 
in Rosser & Imray’s South Atlantic Directory, 2. Ausgabe (London 1870), 
pag. 164 und 167—168 finden, und welche ein recht gutes Gesammtbild von 
der Natur der Insel geben, wenn sie auch stellenweise nicht frei von Ueber- 
freibung sein mögen. 
„St. Helena?) erscheint von jeder Seite als ein steriler und unnahbarer 
Felsen, mit nackten, steil vom Ocean aufsteigenden Abhängen, Keine Küste 
der Welt (?) hat ein so frostiges Aussehen, mit ihren steilen und zerklüf- 
teten Klippen, ihren unfruchtbaren, felsigen Graten und furchtbaren Spalten; 
und Niemand, der dieses abschreckende Ufer erblickt, kann sich vorstellen, 
dass die Insel so viele schöne Landschaften birgt. Nähert man sich ihr von 
Norden, so hat sie das Ausschen eines einzigen ungeheuern meerumspülten Burg- 
schlosses oder Felsens; mit der Annäherung wird der Anblick allmählich freund- 
licher; die Berge erscheinen in verschiedenen Farben und zeigen das frische 
Grün, das ihre Gipfel auszeichnet. Die grünen Hügel und Thäler des Inneren 
bieten, wenn man näher herankommt, einen auffallenden Gegensatz zu den 
felsigen Küsten. Dann kommt die Stadt in Sicht; sie ist in einem engen Thale 
zwischen den Bergen gelegen und bietet mit ihren Kirchen, Batterien und 
weissen Häusern, untermischt mit Bäumen, einen schr malerischen Anblick. 
Nähert man sich von SE der Insel, so scheint das Land allmählich von der 
Mitte nach dem nordöstlichen Ende abzufallen, plötzlich endigend in Barn- 
Point. Jenseits dieser Spitze kommt das nördlichste Vorgebirge der Insel, 
Sugar Loaf Point, in Sicht, und neben ihr der wohlbekannte kegelförmige 
Berg, welcher der Zuckerhut genannt wird, etwas westlich von welchem die 
Stadt liegt. 
Die Insel hat die Form eines rohen Ovals, dessen grösste Länge in der 
Richtung von EzS nach WzN 9 Sm, und dessen grösste Breite 6 Sm beträgt. 
Die Höhe der hervorragendsten Berge ist bedeutend, und ist von Major Rennel 
fur Diana’s Peak zu 2700' (823 m), High Peak 2635‘ (803 m) und Halley’s Mount 
2467‘ (752 m) über dem Meeresspiegel bestimmt; diese bilden Theile eines von 
ungefähr der Mitte der Insel nach deren westlicher Spitze laufenden Gebirgs- 
) „Longwood is situated on an elevated plain near the windward (SE) side of the island, 
and about three miles distant from the sea; the intervening ground is a naked and barren plain, in 
which one point only (Great Stone Top) is higher than Longwood itself,“ (Magn. and Met, Obs. 
Vol. I, pag. 65.) Great Stone Top ist eine isolirte Spitze, die 2,6 Sm von Longwood entfernt ist. 
%) So genannt, weil es am St. Helenen-Tage 1501 von Joao da Nova Galego entdeckt wurde
	        
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