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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 7 (1879)

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Interesse der Nautik gerechtfertigt, und wird dies das längere Verweilen dabei 
entschuldigen, denn der Fehler entspricht dem Unterschiede des Kurses (der 
Sumner’schen Linie) auf einer quadratischen Plattkarte, verglichen mit dem 
richtigen Kurse auf der Mercator’schen Karte. 
Vierte Form. Ein anderes Verfahren zur Bestimmung der Sumner’schen 
Positionslinie wurde durch die von dem Professor zu Glasgow, Sir William 
Thomson,') herausgegebenen und von Herrn Roberts berechneten Tafeln 
aller rechtwinkligen sphärischen Dreiecke, nach den Katheten (von Minute zu 
Minute) geordnet, dargeboten, um die Berechnung des sphärischen schiefwinkligen 
Dreiecks, wenn alle 3 Seiten gegeben sind und 2 Winkel gesucht werden (hier 
der Zeitwinkel und das Azimuth) mittelst Zerlegung in 2 rechtwinklige Dreiecke 
auf eine genäherte Interpolation zu beschränken, welche noch durch eine leichte 
Hülfskonstruktion in der Karte zu ergänzen ist. Die Gebrauchsanweisung dazu 
scheint wohl etwas zu umständlich gerathen zu sein, um zu der praktischen 
Verwendung mit Erfolg einzuladen, aber sie ist auch entbehrlich für Jeden, 
welcher sich die entsprechende Figur hinzudenken kann, die nur in der Zer- 
legung eines oft vorkommenden schiefwinkligen Dreiecks in zwei rechtwinklige 
besteht. Die genäherte Breite ist dabei immer nur zum nächsten Grade anzu- 
nehmen und kleine Ungenauigkeiten sind oft nicht ganz zu vermeiden, Freilich 
kann das Verfahren unbrauchbar werden, wo die genaue Rechnung noch ganz 
gute Resultate giebt, wenn z. B. bei kleinen Zenithdistanzen die Differenzen 
viel zu gross und ungleichförmig sind, um eine genäherte Interpolation zu ge- 
statten. Endlich erfordert der geläufige Gebrauch der Tafeln eine besondere 
Vorübung, und es wird auch dann nicht immer ohne mehrere Versuche abgehen, 
bis die passendsten Werthe getroffen sind, so dass diese Tafeln wenigstens als 
Beihülfe zur Prüfung einer ordentlich ausgeführten Rechnung immer dienen 
können, in manchen Fällen aber auch das Resultat schon mit einer praktisch 
genügenden Genauigkeit liefern. 
Fünfte Form. Endlich ist noch in der französischen Marine?) eine 
andere Form für die Bestimmung der Sumner’schen Linie vorgeschlagen, indem 
mit der geschätzten Breite, der Deklination und dem durch Chronometerzeit 
und geschätzte Länge genähert bekannt gewordenen Stundenwinkel die Höhe 
und das Azimuth berechnet werden. Der Unterschied zwischen der so berech- 
neten und der aus der Beobachtung erhaltenen wahren Höhe wird nun (gemessen 
auf der Breitenskala) von dem geschätzten Schiffsorte (point estime) auf die 
Richtung der berechneten Azimuthlinie abgetragen, wenn die beobachtete Höhe 
grösser war, als die berechnete, oder enigegengesetzt, wenn sie kleiner war: 
das giebt den genäherten oder rektificirten Punkt (point rapproche),®) 
durch welchen senkrecht zur Azimuthlinie die Sumner’sche Ortslinie des Schiffes 
gezogen werden muss. Dass übrigens dieser Punkt immer dem wahren Schiffs- 
orte näher kommen sollte, als jeder andere Punkt der Sumner’schen Linie, 
soll damit freilich nicht behauptet werden. In dem obigen Beispiele von 
Sumner trifft es auch nicht zu, und immer, wenn die geschätzte Breite sicherer 
als die Länge ist, wird eine Parallele durch diese Breite die Sumner’sche 
Linie in einem besser genäherten Punkte treffen. Aber die angegebene Berech- 
nung von Höhe und Azimuth kann ferner bequem verwerthet werden, wenn 
mehrere Höhen (mit verschiedenem Azimuth) beobachtet sind, indem dann 
mehrere Sumner’sche Linien entstehen, die sich eigentlich alle in einem 
Punkte schneiden müssten, wenn die Höhen fehlorfrei beobachtet wären; und 
da dies nie genau der Fall sein wird, so führt Herr Villarceau noch den 
Begriff des wahrscheinlichsten Schiffsortes (point le plus probable) aus einer 
beliebigen Anzahl von beobachteten Höhen ein, indem er nach der Methode 
3 Tafeln zur Erleichterung der Anwendung der Sumner’schen Methode für den Seegebrauch, 
Mit Erläuterungen von Sir William Thomson, Professor der Naturwissenschaften an der Universität 
von Glasgow. Auf Veranlassung der Kaiserl. Admiralität aus dem Englischen übersetzt und durch 
eigene vom Verfasser nachgelieferte Zusätze erweitert. Berlin, 1877, in gr. 4°. 
2) Nouvelle navigation astronomique. I, Theorie par M. Yvon Villarceau, Astronome 
OT Re de Paris. Il, Pratique par M. Aved de Magnac, Lieutenant de vaisseau. Paris, 
1877, in 46, 
3) Am angef. Orte II, pag. 120, wird der Kommandant Marcq-Saint-Hilaire als Urheber 
dieser Form genannt. 
Die Bezeichnung „Rektifieirter Punkt“ wurde von Prof, Peterin vorgeschlagen,
	        
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