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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 7 (1879)

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einer mächtigen Strömung kalten Wassers liegenden Galdpagos-Insoln. Diese 
haben also nicht nur ein Inselklima, welches in den äquatorialen Theilen der 
Meere stets kühler ist als dasjenige eines Ortes mit Kontinentalklima unter 
derselben Breite, sondern dieses ist auch durch den Kinfluss eines kalten 
Meeresstromes noch mehr abgekühlt. Dr. Wolf berichtet über die von ihm 
im August 1875 vorgefundenen Temperaturverhältnisse der Galdpagos-Inseln 
Folgendes, 
„Ueberall da, wo auf unserer Reise das Meereswasser 23° C. zeigte, 
schwankte die Temperatur der Luft zwischen 21° und 23° und war im 
Mittel 22°, also um 1° niedriger als die Temperatur dos Wassers. Dieselbe 
mittlere Temperatur (22° C.) besitzen auch die unteren Regionen der Galdpagos- 
Inseln (bis etwa 70 m Höhe), wenn auch auf dem Lande beträchtlichere Schwan- 
kungen als auf dem Ocean sich bemerkbar machen, indem die Tage heisser und 
die Nächte kühler sind. — Wir konnten in dem 133m hoch gelegenen Hause 
des Herrn Valdisan auf Floreana während vieler Tage eine Reihe von Tem- 
peraturbeobachtungen machen, aus welchen sich für diesen Punkt und für diese 
Zeit eine mittlere Temperatur von 20° C. ergab. Die Schwankungen im Schatten 
waren sehr gering: Maximum 21,5°, Minimum 19° C. 
In der auf einer Hochebene von 277m Höhe gelegenen Hacienda des- 
selben Besitzers schwankte die Temperatur zwischen 18° und 19°. Das Wasser 
einer Quelle neben dem unteren Hause (133 m) zeigte 18° und wies durch diese 
verhältnissmässig niedrige Temperatur auf ihren Ursprung von den höheren 
Bergen der Insel hin. Auf der Hacienda der Insel Chatham, in 288 m Höhe, 
beobachteten wir während 10 Tagen eine mittlere Temperatur von 19°; in den 
Pampas derselben Inseln, in Höhen zwischen 300 und 400m, herrscht eine 
mittlere Temperatur von 18°, und auf dem Serro de San Joaquin, dem höchsten 
Funkte der Insel Chatham (712 m), sahen wir um Mittag bei starkem SE-Monsun 
und diehtem Nebel das Thermometer bis 14° C. sinken. Wie diese letztere 
Beobachtung, so sind auch die Thermometerablesungen, welche wir auf ver- 
schiedenen Inseln und in verschiedenen Höhen vornahmen, zu vereinzelt, als 
dass wir die mittlere Temperatur daraus ableiten könnten, aber alle stimmen 
mit den vorhergehenden überein. Sicherlich muss man zugestehen, dass für 
Inseln, welche unter dem Aequator liegen, die Galdpagos ein sehr kühles Klima 
besitzen, wobei noch zu bemerken ist, dass die Temperatur mit der Höhe. rasch 
abnimmt, und zwar für jede 100m Höhe um 1° bis 2°, je nach den lokalen 
Umständen. 
Der Charakter des Klimas einer tropischen Gegend wird neben der Tem- 
peratur im Wesentlichen bestimmt durch die relative Feuchtigkeit der At: 
mosphäre und den Wechsel der trocknen und nassen Jahreszeit (Sommer und 
Winter). In Bezug auf diesen Punkt müssen auf den Galdpagos-Inseln zwei 
scharf getrennte Zonen unterschieden werden: eine niedere, trockene und eine 
hohe, feuchte Zone. Dieser auffallende Unterschied wird bedingt durch die 
ganz eigenthümlichen physischen und klimatologischen Verhältnisse, welche ver- 
ursachen, dass in den Küstenstrecken sich keine oder nur geringe atmosphärische 
Niederschläge bilden, während sie in den höher gelegenen Theilen der Inseln 
in grösster Häufigkeit auftreten. 
Die. trockene Zone erstreckt sich vom Meeresniveau bis zu etwa 220m 
Höhe und beherrscht somit den grössten Theil des Areals des Archipels. Nur 
die Berge und Hochflächen der grösseren Inseln — Albemarle, Indefatigable, 
James, Chatham und Floreana — erreichen Höhen, in welchen das feuchte 
Klima herrscht. Der Winter oder die Regenzeit dauert auf den Inseln von 
Februar‘ bis Mitte Juni, tritt also zu derselben Zeit ein, wie an den Küsten 
Ecuadors; doch ist dieselbe unregelmässiger, kürzer und weniger reich an 
Niederschlägen; ja es giebt Jahre, in welchen die Regenzeit ganz ausbleibt. 
Februar bis Juni ist die einzige Zeit, in welcher hier und da Regenschauer 
das kahle Land benetzen; es ist die einzige Zeit, in welcher die sparsame 
Vegetation der Küste Feuchtigkeit aufnehmen kann, denn die Porosität der 
vulkanischen Gesteine, welche fast ausnahmslos. diese Landstriche zusammen- 
setzen, lässt das Wasser schnell durchsickern, so dass weder Quellen noch kleine 
Seen ‚sich bilden können. Diese finden sich nur in den höheren Theilen der 
Inseln, woselbst bei dem reichlicheren Winterregen der Thonboden ihre Bildung 
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