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Bei der Annäherung an die Küste sicht man zuerst den Table Mountain,
welcher ähnlich vertont wie der am Kap der guten Hoffnung, nur mit dem
Unterschiede, dass der Tafelberg von Mozambique ganz allein steht, keine
anderen Berge in seiner Umgebung hat. In grosser Kutfernung erscheint er
wie eine platte Insel und ist deshalb leicht zu erkennen, Die Peilung des
Berges wird sofort nachweisen, ob ınan sich nördlich oder südlich von Mozam-
bique befndet.
Die Peilung NZW von Table Mountain führt gerade auf die Insel St. George.
Dieselbe ist niedrig, flach und ohne Baumwuchs, deshalb auch nicht weit sicht-
bar; den Leuchtthurm aber, welcher auf einem grossen viereckigen Gebäude in
der Mitte der Insel steht, sicht man in 16 Sm Abstand. Das feste weisse Licht,
welches von dem Thurme gezeigt wird, ist 20 Sm weit zu sehen, N
Wenn man die Insel St. George, welche man an B. BB, lässt, passirt hat,
erhält man einen Lootsen. Mau könnte freilich, da das Fahrwasser jetzt sehr
gut ausgetonnt ist, auch ohne Lootsen einsegeln, doch würde dies von keinem
pekuniären Vortheil sein, denn das Lootsengeld ist im Hafengeld mit einbegriffen
und muss unter allen Umständen bezahlt werden. Für „Amanda & Elisabeth“
— eine Bark von 364 Registertonnen — betrugen die Hafenabgaben in
Mozambique 15 Milreis.
Ueber Delagoa Bay, Quilimane und Macusa macht Kapt. D. Schierloh
von der Oldenburger Brigg „Seenymphe“, welcher diese Plätze in der Zeit vom
December 1878 bis März 1879 besuchte, die folgenden Bemerkungen.
Delagoa Bay. Um von Norden her in die Delagoa Bay zu segeln,
suche man so genau als möglich die Breite 25° 40‘ Süd zu machen!) und steuere
in dieser Breite auf die Küste zu, bis man in etwa 3 Sm Abstand vom Lande
gekommen ist. Nun steuere man SzW%/4W. Wenn die höchste Spitze der Insel
Inyack — Inyack Hill genannt — in die Peilung S0O’/4S gebracht ist, halte
man ab und steuere West, bis Reuben Point WNW peilt. Alsdann setze ınan
den Kurs direkt auf Reuben Point, passire diese Spitze in !/4 Sm Abstand und
gehe auf beliebiger Stelle zu Anker.
Die bessere Einfahrt ist jedoch durch den Cockburn Channel.
. Das Feuerschiff in der Nähe der Cockburn Shoals, welches sich in der
Karte?) angegeben findet, ist in Wirklichkeit nicht vorhanden, Wie mir mit-
getheilt wurde, wird nur zeitweilig ein kleiner Küstenfahrer dort verankert und
zeigt alsdann eine grosse Laterne; gewöhnlich ist das Fahrzeug aber anderweit
beschäftigt. Man darf sich also durchaus nicht darauf verlassen, in der an-
gegebenen Position ein Feuerschiff zu finden.
Auch Scheefen-Riff (Shefeen Reef) stimmt nach meinen Beobachtungen
in Lage und Form nicht mit der Karte überein. Es erstreckt sich von NW
nach SO und hat nicht den Bogen nach Nord, den die Karte zeigt.
Quilimane, Bei der Ansegelung von Quilimane hat man bedeutende
Stromversetzungen zu gewärtigen. Auf der Reise von der Delagoa Bay fand
ich im Januar einen schr veränderlichen, Nord, Süd, Ost und West setzenden
Strom. Nur vermittelst häufig wiederholter astronomischer Beobachtungen war
es möglich, ein einigermaassen richtiges Besteck zu halten, und wenn die Wicder-
holung nicht eine Bestätigung des vorher gefundenen Beobachtungsresultats
gebracht hätte, so hätte man bei der unerwarteten, bald in dieser, bald in jener
Richtung erfolgenden Versetzung wohl an seiner Ortsbestimmung irre werden
können, So setzte der Strom z. B. am 17. Januar in 22° S-Br und 38° O-Lg
60 Sm nach Osten, an den beiden nächsten Tagen in 21° S-Br und 38° O-Lg
dagegen in jedem Etmal 60 Sm nach Westen. Schliesslich fand ich mich noch
unter der Küste von Mozambique, wo nach meiner Annahme der Strom nach
SW setzen sollte, in zwei Tagen 170 Sm nach NNW versetzt, so dass ich ganz
unerwartet an dem Bestimmungshafen vorbeigetrieben war und mich dicht unter
der Küste befand. Es geschah dieses am 20. bis 22., während ein stürmischer
1) Der „Africa Pilot“, Part III, Third Edition, S. 155, empfichlt, die Küste zwischen
25° 25‘ und 25° 38‘ S-Br anzusegeln und ist die Anweisnng des Kapt. Schierloh wohl dahin zu
verstehen, dass das Land nicht südlicher als 25° 40‘ S-Br gemacht werden soll, ”
%) Kapt. Schierloh macht keine Angabe darüber, was für eine Karte von ihm gebraucht
worden ist. Der „Africa Pilot“, Seite 154, führt das Feuerschiff als vorhanden auf und giebt seine
Lage an zu 25° 5y' 15“ S-Br und 32° 54‘ 30” O-Lg.