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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 7 (1879)

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Eine grössere Reparatur lässt sich in Zancibar nicht ausführen, da es 
hier weder Dock noch Helgen giebt, und müssen die Schiffe zu diesem Behufe 
mit dem SW-Monsun nach Bombay versegeln. Es giebt in Zanzibar aber mehrere, 
zum Banken eines Schiffes gut geeignete Stellen, so dass man eine Reinigung 
des Bodens oder die Reparatur kleiner Schäden sehr wohl bewerkstelligen kann, 
Reparaturen am Eisengeräth, sowie Gussarbeiten in Eisen und Metall übernimmt 
die französische Mission. 
Die Beschaffung von Spieren zu einer Marsstenge, Rasa oder Klüverbaum 
macht hier meist keine Schwierigkeit, indem dazu gewöhnlich die Rundhölzer 
eines kondemnirten Schiffes verwandt werden. Stauholz und Kohlen sind immer 
zu haben. Die letzteren kosten 15 Dollar die Tonne. Lebensmittel, wie frisches 
Fleisch (8 PfA. für 1 Dollar), frische Fische, Brod, Milch, Eier stehen täglich 
zu Kauf, ebenso Mehl, Bohnen, Yams, Südfrüchte und verschiedene Konserven 
in Blechdosen. Pökel-Fleisch und Speck sind indessen nicht zu erhalten. 
Mozambique. Die Insel Mozambique ist etwa 1'/a Sm lang und %s Sm 
breit. An der NO-Spitze derselben liegt die Stadt gleichen Namens und das 
grosse‘ Fort St. Sebastian, an der SW-Spitze das kleine Fort St, Lorenzo, 
welches als Pulvermagazin benutzt wird. Die Einwohnerzahl mag 8000 betragen. 
Von diesen sind, einschliesslich der 300 Mann starken Garnison, 500 Portugiesen, 
6000 Neger und die übrigen Banians, Hindis und Suahelis, 
Mit Ausnahme eines französischen Hauses sind es Banians und Hindu’s, 
welche den Grosshandel hier in Händen haben. Die Portugiesen betheiligen 
sich nicht. daran, und dies mag theilweise der Grund sein, weshalb von: Seiten 
der Regierung nichts gethan wird, um den Platz in handelsgeschäftlicher Hin- 
sicht zu heben, 
Das Löschen und Laden geschieht in Landbooten; die Miethe für die- 
selben einschliesslich der Bemannung, welche aus sechs Ruderern und einem 
Steuerer besteht, beträgt 6 Milreis für den Tag. Mit den Arbeitsleuten (Negern), 
welche jetzt alle aus der Sklaverei entlassen sind, ist im Tagelohn nichts 
anzufangen, Man lässt sie deshalb stückweise arbeiten, indem ihnen für jedes 
Kollo, welches sie in das Boot oder aus demselben tragen, sofort die verdienten 
Reis in Kupfer ausbezahlt werden. Auch bei dieser Arbeitsweise passirt es 
oft, dass die Leute die Arbeit verlassen, wenn das Boot erst zur Hälfte ent- 
löscht oder beladen ist, um den Verdienst erst zu verbrauchen, das heisst in den 
meisten Fällen zu vertrinken. Eine Werft mit ein paar Krähnen, wo Boote zu 
jeder Zeit laden oder löschen könnten, wäre hier sehr am Platze. In Zoll- 
angelegenheiten werden sehr viele Umstände gemacht. Auch. in dieser Hinsicht 
steht Mozambique weit zurück gegen Zanzibar, wo die Zollgeschäfte, so weit 
sie den Grosshandel betreffen, auf Vertrauen beruhen, - 
Ausgedehnte Reparaturen an grossen Schiffen sind hier nicht wohl aus- 
führbar; Kalfaterer sind jedoch vorhanden, und für kleine Küstenschoner und 
für Ladungsboote giebt es eine Werft mit Helgen. . 
Grössere Ausrüstungsgeschäfte existiren nicht in Mozambique; man kann 
indessen so ziemlich Alles bekommen, was ein Schiff nothwendigerweise für die 
Reise bedarf. Pökelfleisch und Mehl sind theuer, Bohnen, Geflügel und Schweine 
billig. Das Trinkwasser ist nicht. von besonderer Güte und kostet 3 Milreis 
die Tonne, frei längsseit. Unsere Wasserlieferanten waren die Vertreter des 
französischen Hauses. . 
. Postverbindung besteht mit der Kap-Kolonie, mit Madagascar vig@ Comoro 
und mit Aden via Zanzibar, je einmal monatlich. ; ; ; 
Schiffe, welche nach Mozambique bestimmt sind, können im SW-Monsun 
direkt die Insel St. George ansegeln. Im NE-Monsun ist es jedoch rathsamer, 
und zwar des südlichen Stromes wegen, das Land etwas weiter im Norden zu 
machen. Wenn es klares Wetter ist, so kann man sich der Küste zwischen 
Kap Melamo, 14° 26‘ S-Br, und Velhoco Point, 14° 48’ S-Br, selbst bei Nacht 
ohne Gefahr nähern, denn sie ist bis auf a Sm Abstand rein und von beträcht- 
licher Höhe, bei Tage mit klarem Wetter 20 Sm weit sichtbar... Am 24. März 
dieses Jahres, während wir gegen sehr schwache südliche Winde nach Süden 
trieben, sahen wir die Küste die ganze Nacht hindurch. Ks war kein Mond- 
schein da, aber die Luft war klar. 
Ann, d. Hydr., 1879, Heft IX (September).
	        
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