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Eine grössere Reparatur lässt sich in Zancibar nicht ausführen, da es
hier weder Dock noch Helgen giebt, und müssen die Schiffe zu diesem Behufe
mit dem SW-Monsun nach Bombay versegeln. Es giebt in Zanzibar aber mehrere,
zum Banken eines Schiffes gut geeignete Stellen, so dass man eine Reinigung
des Bodens oder die Reparatur kleiner Schäden sehr wohl bewerkstelligen kann,
Reparaturen am Eisengeräth, sowie Gussarbeiten in Eisen und Metall übernimmt
die französische Mission.
Die Beschaffung von Spieren zu einer Marsstenge, Rasa oder Klüverbaum
macht hier meist keine Schwierigkeit, indem dazu gewöhnlich die Rundhölzer
eines kondemnirten Schiffes verwandt werden. Stauholz und Kohlen sind immer
zu haben. Die letzteren kosten 15 Dollar die Tonne. Lebensmittel, wie frisches
Fleisch (8 PfA. für 1 Dollar), frische Fische, Brod, Milch, Eier stehen täglich
zu Kauf, ebenso Mehl, Bohnen, Yams, Südfrüchte und verschiedene Konserven
in Blechdosen. Pökel-Fleisch und Speck sind indessen nicht zu erhalten.
Mozambique. Die Insel Mozambique ist etwa 1'/a Sm lang und %s Sm
breit. An der NO-Spitze derselben liegt die Stadt gleichen Namens und das
grosse‘ Fort St. Sebastian, an der SW-Spitze das kleine Fort St, Lorenzo,
welches als Pulvermagazin benutzt wird. Die Einwohnerzahl mag 8000 betragen.
Von diesen sind, einschliesslich der 300 Mann starken Garnison, 500 Portugiesen,
6000 Neger und die übrigen Banians, Hindis und Suahelis,
Mit Ausnahme eines französischen Hauses sind es Banians und Hindu’s,
welche den Grosshandel hier in Händen haben. Die Portugiesen betheiligen
sich nicht. daran, und dies mag theilweise der Grund sein, weshalb von: Seiten
der Regierung nichts gethan wird, um den Platz in handelsgeschäftlicher Hin-
sicht zu heben,
Das Löschen und Laden geschieht in Landbooten; die Miethe für die-
selben einschliesslich der Bemannung, welche aus sechs Ruderern und einem
Steuerer besteht, beträgt 6 Milreis für den Tag. Mit den Arbeitsleuten (Negern),
welche jetzt alle aus der Sklaverei entlassen sind, ist im Tagelohn nichts
anzufangen, Man lässt sie deshalb stückweise arbeiten, indem ihnen für jedes
Kollo, welches sie in das Boot oder aus demselben tragen, sofort die verdienten
Reis in Kupfer ausbezahlt werden. Auch bei dieser Arbeitsweise passirt es
oft, dass die Leute die Arbeit verlassen, wenn das Boot erst zur Hälfte ent-
löscht oder beladen ist, um den Verdienst erst zu verbrauchen, das heisst in den
meisten Fällen zu vertrinken. Eine Werft mit ein paar Krähnen, wo Boote zu
jeder Zeit laden oder löschen könnten, wäre hier sehr am Platze. In Zoll-
angelegenheiten werden sehr viele Umstände gemacht. Auch. in dieser Hinsicht
steht Mozambique weit zurück gegen Zanzibar, wo die Zollgeschäfte, so weit
sie den Grosshandel betreffen, auf Vertrauen beruhen, -
Ausgedehnte Reparaturen an grossen Schiffen sind hier nicht wohl aus-
führbar; Kalfaterer sind jedoch vorhanden, und für kleine Küstenschoner und
für Ladungsboote giebt es eine Werft mit Helgen. .
Grössere Ausrüstungsgeschäfte existiren nicht in Mozambique; man kann
indessen so ziemlich Alles bekommen, was ein Schiff nothwendigerweise für die
Reise bedarf. Pökelfleisch und Mehl sind theuer, Bohnen, Geflügel und Schweine
billig. Das Trinkwasser ist nicht. von besonderer Güte und kostet 3 Milreis
die Tonne, frei längsseit. Unsere Wasserlieferanten waren die Vertreter des
französischen Hauses. .
. Postverbindung besteht mit der Kap-Kolonie, mit Madagascar vig@ Comoro
und mit Aden via Zanzibar, je einmal monatlich. ; ; ;
Schiffe, welche nach Mozambique bestimmt sind, können im SW-Monsun
direkt die Insel St. George ansegeln. Im NE-Monsun ist es jedoch rathsamer,
und zwar des südlichen Stromes wegen, das Land etwas weiter im Norden zu
machen. Wenn es klares Wetter ist, so kann man sich der Küste zwischen
Kap Melamo, 14° 26‘ S-Br, und Velhoco Point, 14° 48’ S-Br, selbst bei Nacht
ohne Gefahr nähern, denn sie ist bis auf a Sm Abstand rein und von beträcht-
licher Höhe, bei Tage mit klarem Wetter 20 Sm weit sichtbar... Am 24. März
dieses Jahres, während wir gegen sehr schwache südliche Winde nach Süden
trieben, sahen wir die Küste die ganze Nacht hindurch. Ks war kein Mond-
schein da, aber die Luft war klar.
Ann, d. Hydr., 1879, Heft IX (September).