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der Route durch die Sunda-See und die Ostpassagen. Die Reise ging jedoch
nur sehr langsam vor sich, und zwar bestand das Haupthinderniss in der ge-
ringen Stärke der meist aus nordöstlicher und ostsüdöstlicher Richtung wehenden
Winde und dem vorherrschend nach SW setzenden Stromo. In der Erwartung,
unter der Küste von Luzon südöstlichen Wind anzutreffen, wurde dieselbe auf-
gesucht. Am 5. Mai wurde in ungefähr 15'%° N-Br die Küste von Zuzom an-
gelaufen, aber auch hier wurde die Erwartung getäuscht; statt des erwarteten
SE fand man Windstille oder ganz leichten nördlichen Zug. Die meiste Zeit
war kaum Steuer im Schiff. Am 17. Mai befand „Undine“ sich in der Nähe
der Bashee-Inseln. Die Reise hatte von Singapore bis hier eine Dauer von
47 Tagen. Immerhin war sie kürzer, als sie nach den Erfahrungen, welche
deutsche Schiffe auf der östlichen Route nach der China-See in derselben Jahres-
zeit machten, auf der Route durch die Sunda-See und die Ostpassagen Yoraus-
sichtlich geworden sein würde.
In ihrer Richtung sehr veränderliche, aber der Stärke nach Kkräftigere
Winde traf „Undine“, nachdem der offene Ocean erreicht war. Bis nach
130° Ost, welche Länge am 21. Mai in 23,5° N-Br gekreuzt wurde, waren öst-
liche Winde die vorherrschenden, dann folgten abwechselnd östliche und west-
liche, und von 30° N-Br und 142,8° O-Lg an, wo sich „Undine“ am 28, Mai
befand, vorherrschend günstige Westwinde. Am 8. Juni ging „Undine“. in
40° N-Br von östlicher Länge zur westlichen über. Bei günstigem Winde wurde
nun der letzte Theil der Reise zurückgelegt. Der Meridian von 160° West
wurde in 40,5° N-Br am 13. Juni, der von 140° West in 39,4° N-Br geschnitten
und, nachdem man in 38,5° N-Br und 131° W-Lg den frischen Ron westUichen
Küstenwind erhalten, am Abend des 21. Juni ‚das Goldene Thor passirt und
im Hafen von San Francisco geankert. Die Dauer der ganzen Reise betrug
81 Tage; davon waren, wie schon erwähnt, 47 Tage allein für die Zurücklegung
der nur 1600 Sm grossen Strecke von Singapore nach den Bashee-Inseln er-
forderlich gewesen, während die rund 600 Sm betragende Entfernung zwischen
jenen Inseln und San Francisco in der kurzen Zeit von 34 Tagen durch-
segelt wurde. |
Von San Francisco aus unternahm „Undine“ zunächst eine Reise hach
Honolulu. Dieselbe wurde am 20. Juli angetreten und in 14 Tagen vollendet.
Der sehr frische NW-Wind ging, als die Bark eine Zeitlang ihren südwestlichen
Kurs verfolgt hatte, durch Nord nach NE und wurde Passat. In mässiger Stärke
wehend führte dieser das Schiff dann zum Ziele. Man erreichte den Parallel
von 30° Nord in 130,4° W-Lg am 23. Juli, den Meridian von 140° West in
25,2° N-Br am 27. Juli und am: 3. August den Eingang des Hafens von Honolulu.
Am 28. August trat „Undine“ die Retourreise nach San Francisco an.
Nachdem die Insel Oahu westlich umsegelt war, stach man durch.den frischen
Passat nach Norden, und erreichte auf diesem Kurse 30° N-Br in 158,5° W-Lg
am 81. August und 40° N-Br in 148,5° W-Lg am 6. September. Bis nach
37,5° N-Br wehte der Passat anscheinend ganz ungestört, dann lief der Wind
südöstlich und herrschte für längere Zeit aus dieser Richtung. „Undine“ war
mit diesem Winde, in der Erwartung, in höherer Breite westliche Winde an-
zutreffen, am 10. September nach 445° N-Br in 142° W-Lg gekommen, als
dort auf eine, einen Tag anhaltende Windstille wieder nordöstlicher, später
nördlich holender Wind folgte. Mit diesem segelte „Undine“ nach Osten; am
16, September traf man‘ in der Nähe von 39,3° N-Br und 126,5° W-Lg den
frischen NNW-Wind der Kalifornischen Küste, und erblickte am 17, September,
nach 20tägiger Reise, das auf Point Reyes befindliche Feuer. .
Am 1. December passirte das nun nach Queenstown bestimmte Schiff das
Goldene Thor seewärts zum zweiten Male. Der nordwestliche Wind wehte nun
nicht so beständig, als wie man ihn im August angetroffen hatte; in 32° N-Br
fand man Mallung, auf welche später leichter südwestlicher Wind folgte. Am
5. December überschritt „Undine“ bei ganz leichtem Westwinde 30° N-Br in
122° W-Lg; am folgenden Tage frischte der Wind auf, lief nördlicher, und ging
schliesslich in der Nähe von 28° N-Br in den Passat über, Dieser nur leicht
und wenig beständig wehende Wind führte die Bark. nach 20° N-Br in 121,2°
W-Lg am 9. December und nach 10° N-Br in 120,4° W-Lg am 16, December.
Hier lag die südliche Grenze des Passatgebiets. Nach Ueberschreitung der-