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angetroffen wurden, fand sich gleich westlich von der Strasse regnerisches und
böiges Wetter mit unbeständigen Winden vor, welches aber schon am Abend
bei leichtem SE- und südsüdöstlichem Winde aufklarte. Da der SE-Wind stetig
zunahm und beständig blieb, so schien der Passat trotz der so verhältnissmässig
niedrigen Breite (9° Süd) schon gefunden zu sein. Der SE-Wind blieb vom
25. bis 27. Mai d. J. in einer Stärke von 2 bis 3 stehen, wurde am 28. Mai
aber immer flauer und schlief wieder ganz ein; bei sehr hoher Dünung stellte
sich wieder böiges unbeständiges Wetter mit starken Regenschauern ein,
welches bis zum 30. Mai anhielt, als der Passat bis auf ca 13° S-Br in einer
Stärke von 5 bis 6 angetroffen wurde. Da bei den unbeständigen flauen Win-
den die Fortbewegung S. M.S. „Freya“ eine nur aussergewöhnlich geringe war,
so war ein Kessel angezündet worden, um aus der Kalmengegend zu dampfen.
In der Zeit vom 30, Mai bis zum 28. Juni, oder dem Aufenthalt des
Schiffes entsprechend ausgedrückt, von 13° S-Br und 97° O-Lg bis 33° S-Br
und 28° O-Lg, befand sich das Schiff im Bereich des SE-Passats, fand den-
selben jedoch in sehr verschiedener Stärke vor, die häufig in schnellen Kontrasten
wechselte. Als bemerkenswerth ist von diesem Theile der Reise nur zu be-
richten, dass am 12. Juni auf 21° S-Br und 66° O-Lg der Wind plötzlich mit
drohend aussehender Luft, aber fast normalem Luftdruck, über Nord allmählich
nach West und schliesslich am 13. Juni wieder über SW nach SE herumging.
S.M.S. „Freya“, die durch diese Wendung des Windes mit St. B.-Halsen
am Winde liegend etwas südlich aus ihrem beabsichtigten Kurse gedrängt war,
fand am 13. Juni bereits sichere Zeichen, dass die Südgrenze des Passats
erreicht sei, und musste daher, um wieder in den vollen Bereich dieses günstigen
Windes zu gelangen, einen etwas nördlicheren Kurs einschlagen, was auch sehr
bald den erwarteten Erfolg hatte.
Am 27. Juni wurde die afrikanische Küste angesteuert, und kam Nach-
mittags das Land in der Nähe der Gordan-Bucht in genauer Uebereinstimmung
mit dem observirten Besteck in Sicht. Der Wind flaute sehr ab und ging Tags
darauf nach West herum, wo er in einer Stärke bis 6 stossweise wehte, es war
somit anzunehmen, dass die Korvette den Bereich des SE-Passats verlassen
hatte. Da der Versuch, gegen den Wind anzukreuzen, in Anbetracht der hohen
todten See kein Resultat ergab, sah ich mich genöthigt, in zwei Kesseln Dampf
AD CHeN und westsüdwestlich, den Agulhas-Strom möglichst ausnutzend, zu
ampfen.
Am 29. Juni wurde die Agulhas-Bank angelothet, der Westwind flauto
ab und ging im Laufe des Tages in vollständige Stille über. Am 30. Juni
frischte der Wind wieder auf, ging durch NW nach Nord und artete in stür-
misches Wetter bis zu einer Stärke von 8 bis 9 aus, begleitet von einer hohen
See, was mich veranlasste, statt an Agulhas-Bank entlang laufend, die Strömung
auszunutzen, dicht unter Land zu halten, wo wesentlich günstigere Witterungs-
verhältnisse sowie ein schwacher mitsetzender Strom vorgefunden wurden, die
selbst bei ganz langsam gehender Maschine das Schiff beträchtlich gewinnen liess.
Am 1. Juli kam Nachts das Feuer vom Kap der guten Hoffnung in Sicht
und ankerte S.M.S. „Freya“ am 2. Juli 2% 30" p.m. auf der Rhede von
Kapstadt,
Ueber die auf der Reise angetroffenen Stromverhältnisse ist zu berichten,
dass das Besteck bis zu 40° O-Lg überhaupt keine merkenswerthe Strömung
erkennen liess, erst von da an und stetig zunehmend zeigten sich südwestliche
und südsüdwestliche Versetzuugen, die am 28. Juni in 33° S-Br und 28° O-Lg
46 Sm pro Etmal erreichten und von da an wieder geringer wurden.“