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Der Kurs von der Ansegelungstonne ist NW, wobei die erste schwarze Tonne
an B.B. passirt wird und die Wassertiefe bis 6,5m zunimmt, bis man die an
beiden Seiten des Fahrwassers befindlichen Fischerstöcke passirt hat, oder bis
die Westkante von Pto-Do-Son in Eins mit der höchsten Spitze des Petit
Mirador peilt. Hierauf führt der Kurs N’/sW über eine zweite Barre, welche
bei Niedrigwasser nur 2,6 bis 2,9m Wasser hat, aber aus weichem Schlick
besteht, auch kann hier keine Dünung, oder doch nur sehr wenig, stehen. Man
passirt an St. B. die an der Grenze des Fahrwassers liegende zweite und dritte
rothe "Tonne, und ungefähr in der Mitte zwischen beiden an B. B. die zweite
schwarze Tonne, welche ausserhalb einiger Fischerstöcke auf ganz flachem
Wasser liegt, so dass man gut thut, sich hier so nahe als möglich denselben
zu halten, die auf 6m Wasser stehen. Die Wassertiefe ist verschieden zwischen
3,3 und 7,5m, und man steuert so lange N’/sW, bis man die dritte schwarze
Tonne querab an B.B. hat, von welcher der kleine kegelförmige Berg im
Innern S 74° W peilt und die zweite rothe Tonne mit Pto-Do-Son und Hon-dau
in Eins peilt. Darauf steuert man NNW!/AW, passirt die an St. B. liegende
weisse Tonne mit Kugel, dann an B. B. die vierte schwarze, an St. B. die vierte
vothe auf die fünfte und letzte schwarze Tonne zu. Das Flussbett engt sich
bald darauf zusammen und ist, mit Ausnahme der Stellen, an denen der Fluss
eine Biegung macht, bis an das Ufer gleich tief, so dass man, die Mitte des
Flusses haltend, nicht unter 6m Wasser hat. Die Stadt Haiphong ist nun in
Sicht und liegt an der Mündung eines kleinen Nebenflusses, eigentlich nur
grossen Grabens, Zuerst passirt man die sich von diesem Graben herunter
erstreckende französische Niederlassung und ankert dieser gegenüber, als auf
dem für Kriegsschiffe bestimmten Ankerplatz. Kauffahrer müssen etwas weiter
den Graben passiren und können dann ankern, wo es ihnen gut scheint. Wegen
der Enge des Fahrwassers sind die Schiffe gezwungen, zu vertäuen. Die Wasser-
tiefe beträgt 16m, guter Ankergrund, harter Schlick.
S. M. Kbt. „Wolf“ blieb bis zum 9. April in Haiphong. An diesem Tage
dampfte ich den Fluss hinunter; sobald ich in Sce war, liess ich die Maschine
auslaufen, Schraube lichten und Segel setzen. Der Wind war östlich (2—3), flaute
in der Nacht noch mehr ab, so dass das Kanonenboot nur 1—2 Sm machte. Am
nächsten Morgen (10. April), mit konstantem Barometerstand 765—766 mm, frischte
der Wind gegen 7* auf und nahm sehr bald eine solche Stärke an, dass ich um
8% die Bramsegel festmachen musste. Um 9* 30" musste ich zwei Reefe in die
Marssegel stecken, und lief nun mit NE-Wind südwärts. Abends um 5" musste
ich beidrehen, nicht so sehr des stärker werdenden Windes halber, — der Wind
blieb NE, Barometer 765mm, — als vielmehr weil ich mit diesem Wind und be-
deutendem Seegang die unbekannte Küste und mit nur mangelhaften Karten
nicht anlaufen durfte. Am nächsten Tage, dem 11. April, blieb das Wetter
dasselbe, das Barometer schwankte nur sehr wenig. Der Wind ging am Nach-
mittage ein wenig nördlicher, NNE. Am 12. Aprıl hielt ich Morgens wieder
ab und setzte die gereefte Fock, musste aber Abends, da ich nunmehr nahe
bei Turon war, wieder beidrehen, und lief am Ostersonntag in den Hafen von
Turon ein. Am 24. April verliess ich Morgens diesen Hafen und dampfte, da es
vollkommen still war, südwärts, um als letzten Hafen an der annamitischen Küste
den Hafen von Quin-hon *) zu besuchen. Die Einfahrt zu demselben ist sehr
schwierig, da sich zu Peilungen nur wenig Objekte darbieten, und weil ferner
das Fahrwasser sehr starke Krümmungen macht, auf der Barre nur wenig
Wasser ist (4—4,5m) und weil ein starker Strom läuft.
Um 10 am 25. April bekam ich die kleine Insel Culao-han in Sicht und
steuerte auf dieselbe zu. Diese selbst, sowie Kap San-Ho, sind ganz rein und
können daher nahe umsteuert werden.. Bei Kap San-Ho fand ich 19m Wasser,
welche Tiefe mit WzN-Kurs allmählich abnahm, bis Kap Süd, die mit den
Ruinen eines Forts besetzte, jetzt sichtbare Landzunge von 47m Höhe, in NzO
peilte. Hier sind 7m Wasser und muss man nun Nord steuern. Mit diesem
Kurs wird Kap Süd einige Kabellängen weit an St. B. liegen bleiben, worauf
wohl zu achten ist, da auf der Barre selbst, bis 2 Kblg südlich von Kap Süd,
1) Val. „Ann. dd. Hydr. ete.“, 1877, pag. 451.