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Aus den Reiseberichten S. M. Kbt. „Wolf“, Korv.-Kapt. Becks.‘
Von Singapore aus hatte S. M.Kbt. „Wolf“ am 10. Februar über Labuan die
Weiterreise nach Hongkong angetreten, wo „ Wolf“ am 26. Februareintraf, Während
Jieser ganzen Fahrt hatte das Kanonenboot stets schr dickes Wetter und fast
ununterbrochen Regen; nur an wenigen Tagen trat der Rogen in einzelnen
Schauern auf, und waren die Wolken zuweilen gebrochen mit Somnenblicken,
Dieses von „Wolf“ angetroffene Wetter bestätigt die in der „China Soa Direc-
‚ory“, Vol. II, pag. 3, enthaltene Bemerkung, dass in der China-See der Monat
Februar sich durch stürmische Winde und trübes Wetter von allen anderen
Monaten auszeichnet. Einige Bemerkungen des Kapt. Becks über Labuan sind
in diesen Annalen an anderem Orte mitgetheilt (s. pag. 430).
In Hongkong blieb das Kanonenboot bis zum 28. März; an diesem Tage
trat cs eine Keise nach verschiedenen Häfen am Meerbusen von Tongking und
bei Annam an und kehrte am 1. Mai wieder nach Hongkong zurück.
Den über diese Reisen und einige der von ihm während derselben be-
suchten Häfen von Hoihow (März 29—April 1), Pakhoi (April 2—4), Haiphong
(April 5—9), Twuron-Bai (April 13—24) und Quinhon (April 25—28) — letztere
drei in Annam — von Korv.-Kapt. Becks eingesendeten Berichten entnehmen
wir Nachstehendes.
Reise von Hongkong nach einigen Häfen am Meerbusen von Tongking
und bei Annam und zurück nach Hongkong.
„Am Morgen des 28. März verliess ich den Hafen von Hongkong und
Jampfte westwärts, um durch den Lamma- Kanal zu gehen. Hier und bis zu
den südlichsten Inseln der Ladronen fand ich einen stark nach Westen setzenden
Strom, so dass ich, um von Chung-Island die kleine Insel Sharp östlich passiren
zu können, don Kurs um 2'/s Strich ändern musste. Ich lief zunächst die Insel
Lieuchiew in Sicht, um hierdurch den vorhandenen Strom bestimmen und meine
Fahrt für die Nacht regeln zu können. Der Wind war am Vormittag ziemlich
frisch gewesen, NE—ENE, 3—4, faute aber bald ab, so dass die Segel wieder
festgemacht werden mussten, dabei war die Luft so diesig, dass Land nur auf
geringe Distanz gesehen werden konnte. In Folge dessen wurde die Insel
St. John auch gar nicht gesehen, obschon dieselbe auf 7 Sm Abstand passirt
wurde. In der Nacht vom 28. zum 29. April fiel sehr starker Thau, Von
Lieuchiew dampfte ich (am 29, März früh) mit SW'/4W-Kurs auf die Taya-
Inseln zu, die ich aber nicht in Sicht bekam, und dadurch die Ansicht bestätigt
fand, dass diese Inseln auf dor Karte viel zu weit nördlich gelegt sind.?) Um
[0* 30" a. m. kam Mo-Fow-Point (Mofow) in SSW in Sicht, in etwa 5 Sm Ab-
stand. Die Luft war sehr diesig, und nun begann der gefährliche Theil der
Reise. Ich steuerte zunächst nach den Angaben der mir zur Disposition ge-
stellten neuesten englischen Vermessungen und eines chinesischen Lootsen nach
Hainan head zu.
An der östlichen Seite ist die Hainan-Strasse von sehr ausgedehnten
Bänken begrenzt, die sich durch den starken aus der Strasse setzenden Strom,
5—6 Sm, bilden und in Folge dessen immer in Aenderung begriffen sein sollen.
An beiden Seiten des Schiffes waren die Bänke zu schen, auf denen eine sehr
atarke Brandung stand. Der Kurs nach Hainan head war NWzW, und wurde dieses
Kap um 1* p. m. passirt. Hier wurde eine sehr starke Stromkabbelung bemerkt,
in der das Wasser so ungestüm aufbrauste, dass die Grenze der Brandung nur
schwer von dem Beginn der Kabbelung zu unterscheiden war. Auch in der
Strasse wurden noch einige stark brandende Stellen beobachtet, die aber alle,
ı) S. „Ann. d. Hydr, etc.“, 1879, pag. 110, 229.
3) S. „Ann. d. Hydr. ete.“, 1877, pag. 233 und 468.