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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 7 (1879)

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jetzt nur noch Lootsenfahrzouge. Zur Ausbesserung von Schiffen hat die Regie- 
rung zwei recht gut gebaute Trockendocks, in welche Schiffe von 20 Fuss Tiefgang 
und entsprechender Länge gelegt werden können. Privatdocks giebt os in Bombay 
nicht, ein grosses hydraulisches Luftdock, mit welchem Thurmschiffe gehoben 
werden können, und welches der Regierung gehört, ist cine verfehlte Spekulation. 
Ein grosser Bau, der jetzt im Entstehen begriffen, ist das sogenannte Prinzendock, 
in welches die Kauffahrteischiffe zum Laden und Löschen gebracht werden sollen, 
da dasselbe auf der Rhede viel Schwierigkeiten hat. Das Dock soll noch in 
diesem Jahre eröffnet werden, es ist ein grosses Bassin mit Schleusenthoren, in 
welches man die Schiffe zur Zeit des hohen Wassers einschleust. Bombay eignet 
sich für die Verproviantirung von Schiffen insofern, als die einzelnen Artikel 
dort in sehr guter Qualität zu haben sind.“ 
2, Bemerkungen über Caleutta, 
„Ansegelung. Die Stadt.Calcutta liegt am Hoogly-Fluss, einem Neben- 
strom der Ganges-Mündungen, etwa 130 Sm von dem Meore entfernt. Die 
Ansegelung ist schwierig und nicht ohne Gefahr, da nirgends Landmarken 
sichtbar sind. Die mehrfachen Eingänge werden durch Feuerschiffe gekenn- 
zeichnet, mit einem Sehkreis von etwa 10 bis 11 Sm. Bei einigermaassen 
unsicherem Besteck oder diesigem Wetter ist die Benutzung des Lothes geboten. 
Ich wollte, von Süden kommend, vorher False Point ansteuern, wie die Segel- 
anweisungen empfohlen, bekam aber das Feuer Abends den 16. März d. J. nicht 
zu schen, denn dasselbe ist nur 8 bis 10 Sm weit zu sehen, wie mir von den 
maassgebenden Personen in Calcutta mitgetheilt worden ist. Eine Abänderung 
des Leuchtapparates steht aber bevor, der dem Feuer einen weiteren Sehkreis 
geben soll. Ich lothete daher an der Ridge-Bank entlang, um das Feuerschiff 
gleichen Namens in Sicht zu bekommen. Dies gelang in der Nacht und drehte 
ich bis Tagesanbruch in der Nähe desselben bei. Als es hell wurde, sah ich 
aber ein dreimastiges und nicht zweimastiges Feuerschiff und war daher Anfangs 
im Zweifel, ob es das richtige sei. Um darüber klar zu werden, dampfte ich 
darauf los und konnte den Namen „Ridge“ unterscheiden, Am Heck stand 
aber der Name „Mermaid“ und nicht „Planet“, wie im „Verzeichniss der 
Leuchtfeuer“ angegeben ist. Die Feuerschiffe im Hoogly erhalten überhaupt nicht 
immer dieselbe Station wieder. So heisst z, B. das Upper Gaspar-Feuerschiff 
jetzt nicht „Mermaid“, sondern „Foam“. Vom Ridge-Feuerschiff wurde, wie die 
Direktionen angeben, nach der Lootsenstation gesegelt, wo in der Regel zwei 
Sogelbriggs mit Lootsen kreuzen, und dort ein Lootse, ein Assistent zum 
Lothen und ein Diener an Bord genommen und in den Hoogly gesteuert. 
Das Fahrwasser macht einen ähnlichen Eindruck, wie das der Jade oder 
der Weser, wenn man von Seo einkommt. Das Wasser ist schmutzig gelb, man 
sieht nur einige Feuerschiffe und sehr gut sichtbare Seezeichen, die bedeutend 
grösser sind, als die heimathlichen; sie sind sämmtlich Spierentonnen von be- 
trächtlichen Dimensionen, verankert mit Ketten und Steinen. 
Das Fahrwasser ist vielfachen Aenderungen unterworfen, und waren die 
mitgegebenen Karten, besonders weiter oben im Fluss, nicht zu verwenden, da 
das Fahrwasser ganz andere Richtungen verfolgt, als in den Karten angegeben ist. 
An vielen Stellen waren meilenweit keine Seezeichen im Fluss, da dieselben bei 
den starken Strömungen, die im Herbst mitunter 8 bis 9 Knoten die Stunde 
betragen sollen, an den engen Stellen nicht halten. Dort sind gemaucrte 
Obelisken am Lande angebracht, welche die Richtung des Schiffes bestimmen. 
Das Fahrwasser selbst ist äusserst schwierig. Mehrere Barren haben bei 
niedrigem Wasser nur 2,7 bis 3m und können daher nur bei hohem Wasser 
passirt werden. Tiefgehende Schiffe von über 6m können meistens nur bei 
Springfluthen passiren. Das tiefste Wasser überhaupt beträgt 7,9m. Am 17. März 
gegen Abend musste S, M. S. „Luise“ im Fluss ankern, da es anfıng dunkel zu 
werden und das Fahren bei Nacht überhaupt verboten ist. Am nächsten Morgen 
wurde mit Tagesanbruch Anker gelichtet, und hätte das Schiff am Nachmittag 
in Calcutta sein können, wenn nicht die engste Stelle des Fahrwassers durch 
ein auf Grund gekommenes Vollschiff gesperrt gewesen wäre. Ich musste daher 
ankern, weil dasselbe nicht rechtzeitig loskam, um die Barre noch mit genügend
	        
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