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jetzt nur noch Lootsenfahrzouge. Zur Ausbesserung von Schiffen hat die Regie-
rung zwei recht gut gebaute Trockendocks, in welche Schiffe von 20 Fuss Tiefgang
und entsprechender Länge gelegt werden können. Privatdocks giebt os in Bombay
nicht, ein grosses hydraulisches Luftdock, mit welchem Thurmschiffe gehoben
werden können, und welches der Regierung gehört, ist cine verfehlte Spekulation.
Ein grosser Bau, der jetzt im Entstehen begriffen, ist das sogenannte Prinzendock,
in welches die Kauffahrteischiffe zum Laden und Löschen gebracht werden sollen,
da dasselbe auf der Rhede viel Schwierigkeiten hat. Das Dock soll noch in
diesem Jahre eröffnet werden, es ist ein grosses Bassin mit Schleusenthoren, in
welches man die Schiffe zur Zeit des hohen Wassers einschleust. Bombay eignet
sich für die Verproviantirung von Schiffen insofern, als die einzelnen Artikel
dort in sehr guter Qualität zu haben sind.“
2, Bemerkungen über Caleutta,
„Ansegelung. Die Stadt.Calcutta liegt am Hoogly-Fluss, einem Neben-
strom der Ganges-Mündungen, etwa 130 Sm von dem Meore entfernt. Die
Ansegelung ist schwierig und nicht ohne Gefahr, da nirgends Landmarken
sichtbar sind. Die mehrfachen Eingänge werden durch Feuerschiffe gekenn-
zeichnet, mit einem Sehkreis von etwa 10 bis 11 Sm. Bei einigermaassen
unsicherem Besteck oder diesigem Wetter ist die Benutzung des Lothes geboten.
Ich wollte, von Süden kommend, vorher False Point ansteuern, wie die Segel-
anweisungen empfohlen, bekam aber das Feuer Abends den 16. März d. J. nicht
zu schen, denn dasselbe ist nur 8 bis 10 Sm weit zu sehen, wie mir von den
maassgebenden Personen in Calcutta mitgetheilt worden ist. Eine Abänderung
des Leuchtapparates steht aber bevor, der dem Feuer einen weiteren Sehkreis
geben soll. Ich lothete daher an der Ridge-Bank entlang, um das Feuerschiff
gleichen Namens in Sicht zu bekommen. Dies gelang in der Nacht und drehte
ich bis Tagesanbruch in der Nähe desselben bei. Als es hell wurde, sah ich
aber ein dreimastiges und nicht zweimastiges Feuerschiff und war daher Anfangs
im Zweifel, ob es das richtige sei. Um darüber klar zu werden, dampfte ich
darauf los und konnte den Namen „Ridge“ unterscheiden, Am Heck stand
aber der Name „Mermaid“ und nicht „Planet“, wie im „Verzeichniss der
Leuchtfeuer“ angegeben ist. Die Feuerschiffe im Hoogly erhalten überhaupt nicht
immer dieselbe Station wieder. So heisst z, B. das Upper Gaspar-Feuerschiff
jetzt nicht „Mermaid“, sondern „Foam“. Vom Ridge-Feuerschiff wurde, wie die
Direktionen angeben, nach der Lootsenstation gesegelt, wo in der Regel zwei
Sogelbriggs mit Lootsen kreuzen, und dort ein Lootse, ein Assistent zum
Lothen und ein Diener an Bord genommen und in den Hoogly gesteuert.
Das Fahrwasser macht einen ähnlichen Eindruck, wie das der Jade oder
der Weser, wenn man von Seo einkommt. Das Wasser ist schmutzig gelb, man
sieht nur einige Feuerschiffe und sehr gut sichtbare Seezeichen, die bedeutend
grösser sind, als die heimathlichen; sie sind sämmtlich Spierentonnen von be-
trächtlichen Dimensionen, verankert mit Ketten und Steinen.
Das Fahrwasser ist vielfachen Aenderungen unterworfen, und waren die
mitgegebenen Karten, besonders weiter oben im Fluss, nicht zu verwenden, da
das Fahrwasser ganz andere Richtungen verfolgt, als in den Karten angegeben ist.
An vielen Stellen waren meilenweit keine Seezeichen im Fluss, da dieselben bei
den starken Strömungen, die im Herbst mitunter 8 bis 9 Knoten die Stunde
betragen sollen, an den engen Stellen nicht halten. Dort sind gemaucrte
Obelisken am Lande angebracht, welche die Richtung des Schiffes bestimmen.
Das Fahrwasser selbst ist äusserst schwierig. Mehrere Barren haben bei
niedrigem Wasser nur 2,7 bis 3m und können daher nur bei hohem Wasser
passirt werden. Tiefgehende Schiffe von über 6m können meistens nur bei
Springfluthen passiren. Das tiefste Wasser überhaupt beträgt 7,9m. Am 17. März
gegen Abend musste S, M. S. „Luise“ im Fluss ankern, da es anfıng dunkel zu
werden und das Fahren bei Nacht überhaupt verboten ist. Am nächsten Morgen
wurde mit Tagesanbruch Anker gelichtet, und hätte das Schiff am Nachmittag
in Calcutta sein können, wenn nicht die engste Stelle des Fahrwassers durch
ein auf Grund gekommenes Vollschiff gesperrt gewesen wäre. Ich musste daher
ankern, weil dasselbe nicht rechtzeitig loskam, um die Barre noch mit genügend