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Die Tiofsecarbeiten des „Challenger“ im Stillen Ocean begannen mit der
Route zwischen Australien und Neuseeland im Juni 1874. In den Monaten Juli
bis November 1874 untersuchte der „Challenger“ die Meerestheile des Stillen
Oocafe zwischen Neuseeland, den Tonga- und Fiji-Inseln und der Torres-Strasse,
diese! selbst und die unterseeisch mehr oder weniger abgeschlossenen Meeres-
becken der Arafura-, Banda-, Celebes- und Sulu-See, und endlich das Chinesische
Meer zwischen den Philippinen und Hongkong, wo der „Challenger“ am 16. No-
vember 1874 eintraf und bis zum 6. Januar 1875 verweilte. An letzterem Orte
fand der Uebergang des Kommando’s des „Challenger“ von Sir G. Nares auf
Kapitän Frank Thomson statt.
Von Hongkong aus ging die Route des „Challenger“ durch die China-See
nach den Philippinen, von da südwärts durch die Sulu- und Celebes-See nach
den Meangis-Inseln bis zur Humboldt-Bai (Januar und Februar 1875), von dieser
bezw. den Admiralitats-Inseln wieder nordwärts bis Yokohama, wo der „Challenger“
am 11. April eintraf. In den Monaten Mai und Juni machte der „Challenger“
Lothungen bei den Küsten von Japan und durchkreuzte im Juni und Juli den
nördlichen Stillen Ocean von West nach Ost, parallel mit dem südlichen und
nördlichen Schnitte der „Tuscarora“ (s. Tiefenkarte zu Heft V dieser Annalen),
von Yokohama bis Honolulu; von dort nahm der „Challenger“ im August und
September einen meridionalen Schnitt von den Hawazi- bis zu den Gesellschafts-
Inseln (Tahiti), dann wieder einen westöstlichen Schnitt von Tahiti über Juan
Fernandez bis Valparaiso im Oktober und November 1875. In Valparaiso blieb
der „Challenger“ vom 19. November bis 11. December und irat von da seine
Rückreise nach Europa an; am 31. December erreichte er die Magellan-Strasse.
Die „Gazelle“ trat am 25. Juni 1875 durch die Galevo-Strasse (zwischen
der Nordwest-Küste von Neu-Guinea und und der Insel Salwatti) in den Stillen
Ocean ein, nahm längs des Aequators bis 151° O-Lg 6 Lothungen und Reihen-
temperaturmessungen, besuchte alsdann im Juli und August die Inselgruppen
von Newu-Hannover, Neu-Irland, Neu-Britannien und die Salomo-Inseln und begab
sich alsdann im September 1875 nach Brisbane an der Ostküste von Australien,
Von dort durchkreuzte die „Gazelle“ Ende Oktober das Korallenmeer zwischen
Australien und Neuseeland (Nordküste), parallel mit der südlicheren Route des
„Challenger“ im Juni 1874 (s, Tiefenkarte zu Heft V und pag. 103 dieser Annalen),
Von Auckland auf Neuseeland nahm die „Gazelle“ einen fast meridionalen Schnitt
bis zu den Fiji-Inseln, machte zwischen diesen und den Tonga- und Samoa-Inseln
im December 1875 einige Lothungen und führte endlich auf der Route zwischen
Apta und der Magellan-Strasse, parallel mit der oben erwähnten östlicheren und
von 130° O-Lg an nördlicheren Route des „Challenger“ (s. Tiefenkarte zu Heft V
dieser Annalen), vom 23. December 1875 bis 31. Januar 1876 eine Reihe von
Lothungen und Reihentemperaturmessungen aus, welche, mit denen des „Challenger“
verbunden, uns zuerst ein Bild der Tiefseeverhältnisse des südlichen Stillen Oceans
zwischen 180°—80° W-Lg zu geben vermögen,
Tiefen und Bodengestaltung. Theilt man den Stillen Ocean durch
eine Linie längs des Meridians von 150° West in zwei Theile, so zeigen diese
schon an ihrer Oberfläche einen ganz entgegengesetzten Charakter, Der öst-
liche, Amerika zugewendete Theil bietet eine grosse, ununterbrochene Fläche
Wassers dar, fast entblösst von Inseln, während der westliche, Asien und
Australien zugekehrte Theil zwischen den Parallelen von 30° Nord und 30° Süd
aus einem Gewirre einzelner Meere gebildet wird, die von einander durch Insel-
Reihen oder -Gruppen getrennt sind. Während, wie die Tiefenkarte zu Heft V
zeigt, der westliche Theil mehrere Lothungsreihen aufweisen kann, zeigt der
östliche, ausser im Norden bis zu 20° N-Br und im Süden zwischen 40°—50° S-Br,
fast keine ausgelotheten Stellen; der ganze Raum zwischen 20° N-Br und 35° S-Br
and zwischen 140°—80° W-Lg entbehrt noch der Lothungen. Für die Kenntniss
der Tiefsee-Verhältnisse des Stillen Oceans‘ sind wir deshalb mehr auf den
zanzen westlichen Theil des Stillen Oceans und die sötliche Hälfte des Süd-
Pacific angewiesen. Aus den oben erwähnten Tiefsee-Arbeiten der Expeditionen
der „Tuscarora“, des „Challenger“ und der „Gazelle“ kann man nun für einen
grossen Theil des Nord-Pacific und den westlichen und südlichen Theil des
Süd- Pacific eine Vorstellung der in ihnen obwaltenden Tiefsee - Erscheinungen
erhalten, welche wir hier in kurzen Zügen darlegen wollen.