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Kenntnisse der Tiefenverhältnisse des Stillen Oceans die Balınn gebrochen uud
die Tiefseeforschung selbst wesentlich bereichert, indem sie mehrere der werth-
vollsten Bausteine zu einem Aufbau der Theorie derselben geliefert haben,
Schen wir uns zunächst die Schauplätze der Thätigkeit dieser Expeditionen
etwas näher an, so werden wir sofort die vielen und grossen Lücken erkennen,
welche noch der Durchforschung entbehren, und deren Ausfüllen der Zukunft,
hoffentlich einer nicht zu fernen, vorbehalten bleibt.
Den Beginn dieser pacifischen Tiefsee-Kxpeditionen bildet die des V, St. D.
„Tuscarora“, Kommandant Commander George Belknap, welche im Jahre
[873 von der Regierung der Vereinigten Staaten zu dem Zwecke ausgerüstet
worden war, um die nöthigen Vorarbeiten für die beste ausführbare Linie eines
Kabels zwischen Californien und Japan vorzunehmen, Der zu den Tieflothungen
angewendete Apparat war ein anderer, als der sogenannte „Hydra-Apparat“,
dessen sich der „Challenger“ und die „Gazelle“ hei ihren Tiefsee-Expeditionen
bedienten, nämlich die von dem Edinburger Physiker Professor Sir William
Thomson ersonnene, patentirte und von Commander Belknap für seinen Zweck
etwas modificirte Tiefloth-Maschine, deren Lothleine ganz feiner Klaviersaiten-
draht ist, von welchem die englische Meile 14 englische Pfund in der Luft und
12 Pfund im Wasser wiegt, und einen Zug von 230 Pfund aushalten kann,
Nach einigen Probefahrten vom 13.—15. August 1873 bei San Francisco,
um die Zuverlässigkeit dieser Apparate zu konstatiren, ging die „Tuscarora“ im
September 1879 nach der Strasse von Juan de Fuca, um die erste nördliche Kabel-
linie längs des grössten Kreises von Kap Flattery nach Japan auszulothen; sie ge-
langte bis 54° N-Br in 153° W-Lg, wo sie die grösste Tiefe von 4634m (2534 Fad.)
xuf dieser Route fand, aber wegen Mangels an Kohlen die weitere Reise auf
der nördlichen Route aufgeben musste; sio kehrte nach der Vancouver-Insel
zurück und machte von da aus längs dor Westküste der Vereinigten Staaten
von Kap Flattery bis San Francisco (vom 17. Oktober bis 6. November 1873)
33 Lothungen in acht Linien quer von der Küste ab bis zu Entfernungen von
20 Sm von derselben, um die äusseren Grenzen des Kontinentes, oder den An-
fang des eigentlichen Beckens des Stillen Oceans zu bestimmen (vgl. pag. 51). In
ähnlicher Weise wurden vom 20.—30. December 1873 acht quer von der Küste
laufende Strecken von San Francisco bis San Diego in Californien ausgelothet.
Von letzterem Orte aus begann die „Tuscarora“ am 6. Januar 1874 ihre Tiefsee-
untersuchungen über die Hawait- und Bonin-Inseln bis Japan, bei den japanischen
Inseln selbst und endlich längs den Kurzlen und Alduten zurück bis Kap Flattery
and San Franeisco, wo die „Tuscarora“ am 2. September 1874 eintraf.
Schon am 1. November desselben Jahres begann die „Tuscarora“, dies-
mal unter dem Kommando des Kapitän Erben, von San Francisco aus eine
Untersuchungsfahrt zwischen Californien und den Hawati-Inseln, um diese süd-
liche Kabelroute zwischen Californien und Japan nochmals auszulothen, und fand
dabei, dass diese Linie zwischen San Francisco und Honolulu für die Kabel-
legung geeigneter sei, als die erste von San Diego aus, welche Commander
Belkunap im Januar 1874 ausgelothet hatte; Kapitän Erben führte vom 1. No-
vember bis 2, December 1874 auf dieser Route 62 Lothungen aus. Im December des
folgenden Jahres (1875) bis zum Februar 1876 setzte Commander J. N. Miller auf
derselben „Teuscarora“ die Lothungen auf der Linie Honolulu— Kandavu (Fijt-
Inseln) — Brisbane in Australien fort (s. Karte zu Heft V dieser Annalen).
Die Lothungen längs der Westküste der Vereinigten Staaten und Californien
von Kap Flattery bis San Diego, welche Belknap zu Ende des Jahres 1873
ausgeführt hatte, setzte im März 1878 Commander J. W. Philip wiederum mit
der „Tuscarora“ fort, bis dicht vor Kap San Lucas, d.h, von 32° 32‘ N-Br und
117° 28‘ W-Lg bis 22° 48‘ N-Br und 109° 59‘ W-Lg (s. „Ann. d. Hydr. etoc.“,
1878, pag. 320). Im Januar und Februar 1879 führte derselbe Offizier mit dem-
selben Schiff an der Westküste von Mexiko, zwischen der Insel Higarita und
Acapulco, oder zwischen 7°—17° N-Br und 81°—100° W-Lg, eine Reihe von
Lothungen aus (s. diesj. Ann. pag. 185), Endlich sind hinsichtlich dieser
Lothungen in der Nähe der Westküste Amerika’s noch zu erwähnen diejenigen,
welche der englische Dampfor „Dacia“ zum Zwecke einer Kabellegung zwischen
Callao und Valparaiso im Jahre 1876 ausgeführt hat (s. „Ann. d. Hydr. etc.“,
1877, var. 69-—75).