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Der. Archipel der Neu-Hebriden zerfällt in drei Gruppen: 1) die südliche
zwischen Aneityum und Erromango; 2) die mitilere zwischen Vate (Sandwich-
Insel) und Kspiritu Santo; 3) die nördliche oder die Gruppe der Banks-Inseln.
Il. Die südlichen Neu-Hebriden.
_ Aneityum (Cook’s Annatom.!) Im Osten dieser Insel liegt der 768m
hohe Berg Neropahei und in SW von diesem der Berg Netzji; beide erheben sich
aus einem tiefen kraterähnlichen Becken, in welchem in fruchtbarer Umgebung
das Dorf Anumej in der Nähe eines Baches liegt, der in einer romantischen
Schlucht im Süden in das Küstenland Umej tritt. Der Süden Aneityum’s ist
entschieden für den Anbau am günstigsten; hier gedeihen Brodfrucht, Bananen,
Sagopalmen, Zuckerrohr, Yams, süsse Kartoffeln, Tarro, Arrow-root, Orangen,
Melonen, Baumwolle, französische Bohnen etc. Saubere, mit Bambus eingehegte
Plantagen umgeben den zwischen Palmen versteckt liegenden besten Hafenplatz
der Insel, Anelcauhat oder Inyang, an der SW-Seite in 20° 15‘ 17” S-Br und
169° 44‘ 44“ O-Lg, dessen Einfahrt breit und leicht anzulaufen ist. Die auf
der englischen Admiralitäts-Karte No. 2904 vom Jahre 1862 (Tit. XII, No. 135)
verzeichneten zwei kleinen Sandinseln von 4,3m Höhe innerhalb des äusseren
Riffes wurden am 28. März von einer Fluthwelle, die einer heftigen HErd-
erschütterung folgte, weggespült; als die See zurücktrat, lagen das Vorufer
and das dasselbe einfassende Riff trocken.”) Während der Monate April bis
Oktober (bei SE-Passat) ist verhältnissmässig lebhafter Verkehr, da der Hafen
dann völlig sicher ist; in den Sommermonaten, bei den häufig einsetzenden
Westwinden, ist es nicht gerathen, vor Anker zu gehen; schon manches Fahr-
zeug ist dadurch verloren gegangen. Ausgezeichnet frisches Wasser findet sich
in der Nähe bei Lolan-ehir; an Lebensmitteln ete. ist wenig zu erhalten, da
trotz des fruchtbaren Bodens fast nur der eigene Bedarf gedeckt wird. Die
Nordseite, von grossen Korallenriffen umgeben, zeigt mehrere kleine Anker-
plätze, so unter anderen Port IHjepthalve und Port Patrick in der Nähe der
Missionsstation Aname. Die Ebenen an der Nordküste sind breiter, als im
Süden, weniger fruchtbar und vielfach sumpfig.
Futuna oder Erronan.?) Bei der Fahrt nach den Neu-Hebriden, von
SO kommend, taucht zuerst die in N25°O0 von Aneityum gelegene Insel Futuna
am Horizonte auf. Als ein steiler, oben flacher, mit dichtem Gestrüpp be-
wachsener Tafelberg von ca 589m Höhe, dessen zerrissene Seitenwände vielfach
mit Palmen bestanden sind, bietet sie eine vorzügliche Marke, Zugänglich ist
die Küste nur an der Leeseite; ankern können kleinere Fahrzeuge bis zu
20 Reg.-T. in der Herald-Bucht, nahe an der NW-Spitze (19° 831‘ 20“ S-Br,
170° 11‘ 13“ O-Lg); doch ist dies immerhin gefährlich und leicht mit Anker-
verlust verbunden; grössere Schiffe bleiben stets unter Segel. Das Klima der
Insel Futuna ist gesund; das auf den übrigen Inseln so sehr vorherrschende
Klimafieber wurde hier nicht beobachtet. Eine Strömung, ca 2 Knoten die
Stunde, setzt hier während des ganzen Jahres nach Westen. Die in den schmalen,
aber fruchtbaren Küstenebenen, oder den wenigen 'Thälern lebenden 900 Be-
wohner sind freundlich und bieten von den Kanoes aus hauptsächlich ungewöhn-
lich grosse fliegende Fische gegen Tabak oder Flaschen an.
Aniwa*) (polynesisch Niva, auf Tanna Immer genannt), die einzige, in
ihrem höchsten Punkte nur 30m über der See gelegene Koralleninsel der
Gruppe, in 19° 16‘ S-Br und 169° 31‘ O-Lg (nach Raper), besitzt leider keinen
guten Ankerplatz. Sie ist dicht mit Kokospalmen und Kasuarinen besetzt.
Von den etwa 220 melanesischen Eingeborenen sind wohl 150 Christen;
ein verheiratheter Missionair (Rev. Paton) lcbt in Zpau, im Norden der Insel.
Die Sprache ähnelt derjenigen von Rarotonga (ist also polynesisch).
1) a, a. O. pag. 601.
%) Der Vulkan auf Zanna war zu derselben Zeit äusserst unruhig, jede 2 bis 3 Minuten
entflogen unter heftigem Getöse dem an 213m langen, 52m breiten und ungefähr 61m tiefen Becken
gewaltige Steine, auch Asche, Ebenso ward an demselben Tage auf Erromango ein Erdbeben wahr-
genommen, bei welchem eine Fluthweile in der Dillon - Bucht grosse Felsblöcke vom Strande rollte
und die Tiefe und Richtung eines dort mündenden Flusses veränderte (s. pag. 28).
3) a. a. O. pag. 602,
2a. a, O. pag. 604.