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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 7 (1879)

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und 60° W-Lg lag. Indessen traf man zwischen 23° und 25° N-Br noch wieder 
frischen NE-Wind und erst in der letzteren Breite wurde schliesslich westlicher 
Wind vorherrschend. Am 4. Januar 1878 schnitt „Ceres“ den Parallel von 
30° N-Br in 68,4° W-Lg, traf dann sehr veränderliche, nicht übermässig stür- 
mische Winde und erreichte am 17, Januar den Hafen von New-York nach 
100 tägiger Reise von /quique her. 
13, Reise der Bremer Bark „Joe Rauers“, Kapt. E. Krause. 
Am 23. Juli 1878 hatte die nach Savannah bestimmte Bark „Joe Rauers“ 
die Wesermündung verlassen und am 31. Juli die Nähe von Lizard erreicht. 
Bei dem kräftigen Ostwinde, der hier wehte, schlug Kapt. Krause die direkt 
nach seinem Ziele führende Route ein. Anfänglich wurde man auf derselben 
sehr begünstigt, denn schon am 7. August wurde 30° W-Lg in 45,4° N-Br 
überschritten, Westlich von dieser Länge nahm die Reise einen langsameren 
Verlauf; doch da die angetroffenen Winde nie stürmisch, auch in ihrer Richtung 
sehr veränderlich waren, konnte man immer noch einen einigermaassen be- 
friedigenden Fortgang erzielen. Am 15. August überschritt „Joe Rauers“ 
40° N-Br in 42° W-Lg und am 19. August den Meridian von 50° W-Lg in 
37,8° N-Br. Weiter westlich traf das Schiff sehr häufig Gewitter und regnerisches 
Wetter. Am 24. August erlebte man in 36,5° N-Br und 56° W-Lg einen nur 
kurze Zeit anhaltenden, aber mit orkanartiger Stärke wehenden Sturm, in dem 
der Wind fast alle Kompassstriche durchlief. Sehr unbeständiges, schaueriges 
Wetter und häufige Gewitter herrschten auch in der folgenden Zeit, und am 
29. August gerieth „Joe Rauers“ wieder in den Bereich eines Orkans. Schon 
am Abend des 28. August wurde die Nähe desselben vermuthet. Bei Gewitter 
und Regen krimpte der Wind von SW nach SSE, dazu nahm der Luftdruck 
rasch ab. Um 3* Morgens am 29. August hatte der Orkan mit voller Stärke 
aus Ost eingesetzt. Um 4* sprang der Wind um nach NE und gleich nachher 
wurde es plötzlich windstill, das Schiff befand sich jetzt im Centrum des Sturm- 
feldes, und der Luftdruck erreichte mit 733,0mm seinen geringsten Werth. Um 
43/4 brach der Orkan aus nordwestlicher Richtung wieder herein und zwar mit 
solcher Gewalt, dass das Schiff für eine Zeit lang zum Kentern lag und, um 
diesen Unfall zu verhüten, die Stengen kappen musste. Nachdem sich das 
Schiff wieder aufgerichtet hatte, war die grösste Gefahr überstanden; bald 
mässigte sich auch mit steigendem Barometer die Gewalt des Sturmes, und um 
10% Vormittags wehte bei schönem Wetter nur noch ein mässiger NW-Wind. 
Mit mässigen, in ihrer Richtung sehr veränderlichen Winden, war „Joe Rauers“ 
dann bis zum 12. September nach 31° N-Br und 77° W-Lg gelangt, als das 
Schiff wiederum einen Orkan durchzumachen hatte; dieser trat indessen nicht 
so heftig auf, wie der vom 29. August. Er begann aus südöstlicher Richtung 
und erreichte mit dieser auch seine grösste Stärke. Erst als der Wind schwächer 
wurde, drehte er sich zuerst nach Süd und später nach SW. Der niedrigste 
Luftdruck, den man während dieses Orkans an Bord des „Joe Rauers“ 
beobachtete, betrug 750,8mm. Auf dem Bremer Vollschiff „Savannah“, welches 
zur Zeit kaum 30 Sm von ersterem Schiffe ontfernt war, wurde ein Stand von 
747,3mm abgelesen. „Joe Rauers“ überstand diesen Orkan, ohne weiteren 
Schaden zu erleiden, und ein bald darauf einsctzender Ostwind führte das Schiff 
am 16. September an den Bestimmungsplatz. Die Dauer dieser so überaus ge- 
fährlichen Reise betrug von Lizard her 47 Tage. 
Nachdem die durch den Orkan verursachten Schäden in Savannah reparirt 
und das Schiff mit Baumwolle beladen worden war, trat es am 13. December 
eine Reise nach Genua au. Während der ersten vier Tage, welche man auf 
See verbrachte, wehten östliche Winde; darauf setzten stürmische Westwinde 
ein, die in kurzer Zeit das Schiff auf dem kürzesten Wege nach der Südspitze 
Spaniens über den Ocean führten. „Joe Rauers“ erreichte 60° W-Lg in 
33,7° N-Br am 20. December und 30° W-Lg in 35,2° N-Br am 29. December. 
Zwischen 15° und 10° W-Lg wurden leichte östliche Winde angetroffen, bei 
welchen das Barometer] bis 778,4mm stieg. Als am 7. Januar 1879 10° W-Lg 
überschritten worden war, kam wieder frischer Westwind durch, mit dem „Joe 
Rauers“ schon am nächsten Tage die Strasse von Gibraltar passirte. Die 
Reisedauer bis dahin betrug nur 26 Tage.
	        
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