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1l. Reise der Bremer Bark „Amerika“, Kapt. R. Kausch.
Am 7. November 1878 in 48,6° N-Br und 7,8° W-Lg, begann man am
Bord der auf einer Reise von Bremen nach New - York begriffenen Bark „Amerika“
Jie Führung des meteorologischen Journals. Bei vorherrschend aus nördlicher
Richtung wehenden Winden, die sehr häufig bis zum Sturm zunahmen, verfolgte
das Schiff einen nach der Region des Passats führenden Kurs. Man kreuzte
10° N-Br in 18° W-Lg am 13. November und 30° N-Br in 29° W-Lg am
20. November. In 23,5° N-Br und 35° W-Lg schien am 24. November der
eigentliche Passat einzusetzen, der, ziemlich ungestört wehend, die Bark in ver-
hältnissmässig kurzer Zeit über den Ocean führte. Dieser Umstand erscheint
auffallend, wenn man ihn den Erfahrungen anderer Schiffe gegenüberstellt,
welche kurze Zeit vor und nach „Amerika“ in dieser Breite keinen Passat auf-
finden konnten und in Folge dessen lange Reisen nach Westen hatten. So
„Julius“, welcher 30° N-Br am 29. Oktober in 17,1° W-Lg überschritt, und
„Mozart“, welcher diesen Parallel am 29. November in 26° W-Lg erreichte.
Die einzige Störung des Passats, welche „Amerika“ beobachtete, fand am
5. December in 25° N-Br und 63° W-Lg statt. Dieselbe bestand in einer der
an der Polargrenze des Passats gewöhnlichen Rundläufe und war von einer
bedeutenden Luftdruckabnahme und Gewitter begleitet. Am 9. December über-
schritt „Amerika“ 30° N-Br in 71,5° W-Lg. Der Wind, an diesem Tage noch
frisch aus Ost, lief gleich nachher südöstlich, nahm dabei an Stärke zu und
wehte am 10. December orkanartig aus SSW, bei einem geringsten Luftdruck
von 746,8 mm. Im Laufe des nächsten Tages veränderte der Sturm seine
Richtung nach West und mässigte sich erst, nachdem er eine nördliche Rich-
jung angenommen hatte. Die Zurücklegung der nun noch vorliegenden Strecke
yurde durch nördliche Winde sehr verzögert. Am 21. December stand das
Schiff in 39,3° N-Br und 72,9° W-Lg, und hier beendete man für die Hinreise
die Führung des meteorologischen Journals. Die Reisedauer von 7,8° W-Lg
bis zum eben erwähnten Orte betrug 44 Tage, war also für eine Winterreise
eine befriedigende,
Am 3. Februar 1879 trat „Amerika“ von New- York aus wieder die Heim-
reise nach Bremen an. Dieselbe verlief unter häufigen, jedoch nicht zu schweren
Stürmen und bei umlaufenden Winden, ohne dass sich Erwähnenswerthes er-
eignete. Die Bark kreuzte 50° W-Lg in 39,8° N-Br am 13. Februar, 30° W-Lg
in 45,5° N-Br am 21. Februar und segelte am 4. März in den Kanal ein. Die
Reisedauer war 29 Tage.
12. Reise der Rostocker Bark „Ceres“, Kapt. N. Koop.
Am 15. März 1878 befand sich die von Cardiff nach Montevideo be:
stimmte Bark „Ceres“ in der Nähe von Lundy Island. Von dort segelte sie in
14 Tagen nach 29,5° N-Br in 22,2° W-Lg, und hier begann man am 29, März
mit der Führung des meteorologischen Journals. Bei mässigem Passat, dessen
Richtung mehr Süd als Nord von Ost war, wurde südwärts gesteuert, so dass
20° N-Br in 25,4° W-Lg am 2, April und 10° S-Br in 25,8° W-Lg am 7. April
arreicht wurde. Die äquatoriale Grenze des NE-Passats überschritt „Ceres“ am
10. April in 3,8° N-Br und 25,3 W-Lg. Vier Tage wurde das Schiff im Stillen-
gürtel durch Mallung aufgehalten, bevor es gelang, in 2,1° N-Br und 26,5°
W-Lg den SE-Passat zu erreichen. Am 15. April verliess „Ceres“ in 29,5°
W-Lg die nördliche Halbkugel; es waren 31 Tage verflossen, seit die Bark
Lundy Island passirte.
Im Südatlantischen Ocean führte der SE-Passat die Bark bis zum
22. April nach 10° S-Br in 34,5° W-Lg und bis zum 25. April nach 20° S-Br
in 37° W-Lg. Nicht weit südlich von dem letzteren Parallel hörte der SE-
Passat zu wehen auf, der Wind lief nordöstlich und später durch Nord nach
West. Am 2. Mai beobachtete „Ceres“ in 30° S-Br und 42,8° W-Lg sehr
stürmischen SE-Wind, auf diesen folgten für längere Zeit nachher noch östliche
Winde von geringerer Stärke, mit denen das Schiff sich rasch seinem Bestim-
mungsorte näherte. Am 7. Mai kam die Küste von Uruguay in Sicht, das Schiff
war bis dahin 55 Tare in See.