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Ansegeln der äussersten lothbaren Grenze gestaltet, so wenig sind aber nachher
die Lothungen geeignet, die bekommene Breite an der Küste auszumachen, da
die Tiefen ohne irgend welche Regelmässigkeit wechseln.
Die Temperatur der Luft war am 4. Mai 8" a, m. 19,3° C, um 12* Mittags
20,8°, um 4* p.m. 22,8°, um 8 p.m. 22,8°, um 12* Mitternacht 15,4°, um
4h a.m. am 5. Mai 14,8°, um 8% a.m. 16,0°, und um 12* Mittags.19,4° C in
der Einfahrt der Bucht.
Nach den obigen Angaben war also unser Eintreten in den Golfstrom
von Süden aus ganz schroff markirt durch die stark steigende Temperatur des
Wassers, durch die schnelle Zunahme des Windes und durch die Erscheinungen
des Wetters mit den sehr eigenthümlichen dampfartigen Wolken dicht über
dem Wasser; in gleicher Weise zeigte wieder am Abend sich die nördliche
Grenze noch schroffer, da wir dort direkt aus dem sehr warmen Golfstrom in
den sehr kalten arktischen Strom liefen. In dem Zeitraum von Mittag bis
Abends 10*, in dem wir den Golfstrom passirten, liessen sich auch die in
Findlay’s „North Atlantic Memoir“ (1873 pag. 389) beschriebenen Streifen
warmen Wassers (warm bands), die von einander durch Streifen kalten Wassers
getrennt sind, deutlich erkennen. Die zeitweise erhöhte Temperatur des Wassers,
auch die der Luft, die höhere, mehr brechende und durcheinanderlaufende See
markirten deutlich die warmen Streifen des Golfstroms. Solche Wechsel treten
mehrfach ein.
Nachdem wir Abends 10* auf die lothbaren Tiefe an der Küste gekommen,
steuerte ich höher und von Morgens 4" ab quer auf das Land zu, bis dasselbe
ca 15 bis 20 Sm südlich von Kap Henry gegen 7" a. m. in sehr diesiger Luft
in naher Entfernung voraus in Sicht kam. Observationen waren seit dem Mittag
des 4. Mai nicht zu bekommen gewesen, das Besteck somit in Anbetracht des
erst hart NE setzenden Golfstroms und des nachher in entgegengesetzter Richtung
setzenden arktischen Stromes ein unsicheres; der für die Zeit vom Mittag des
4, Mai bis Morgens 9% des 5. Mai berechnete Strom ergab rw N 68° E 23,6 Sm,
die jedenfalls allein auf die ca 10 Stunden der Passage des Golfstromes zu
rechnen sein werden.
Sobald wir nahe unter Land an der gleichmässigen zusammenhängenden
Form der Küste unsern Standpunkt südlich der Einfahrt in die Bucht aus-
gemacht, wurde abgehalten und längs der Küste nach Kap Henry gesteuert,
dort um 10%/2* in die Einfahrt gesegelt und um 11* 50" bei Stille und Ebbe
in derselben zu Anker gegangen. Nachmittags 2!/2* am 5. Mai bei leicht ein-
setzender südöstlicher, später südlicher Brise wieder Anker gelichtet und unter
allen, inkl. Leesegeln, nach den Hampton Roads zu gesegelt, später schralte der
Wind etwas, so dass die Passage zwischen den Forts Monroe und Rips-Raps
(mit Fluth) gekreuzt werden musste. Gleich darauf — um 6" 20m p.m. —
wurde in SW von Fort Monroe zu Anker gegangen, um einen günstigen Wind
für die Aufsegelung nach Norfolk abzuwarten.
Schon am nächsten Morgen, den 6. Mai, setzte frische nördliche Brise
ein, mit der wir um 5* 50" a. m. mit Fluth den Elisabeth-Fluss hinaufsegeln
konnten. Um 8:a.m. gingen wir querab vom Fort Norfolk zu Anker.“
Aus den Reiseberichten S. M. S. „Prinz Adalbert“,
Kapt. z. See Mac Lean.)
Am 6. Februar 1879 hatte „Prinz Adalbert“ die Rhede von Valparaiso
verlassen und zunächst die Reise über Callao und Panama nach Acapulco an
der Westküste von Mexico fortgesetzt, wo das Schiff am 27. März eintraf; am
30. März trat es die Weiterreise durch den Stillen Ocean nach seiner Station
(Ostasien) an, ankerte zunächst bei Honolulu am 19. April und setzte von dort
am 24. April die Reise nach Yokohama fort, wo „Prinz Adalbert“ am 23. Mai
) S. „Ann. d. Hydr. etc.“, 1879, pag. 159.