Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 7 (1879)

343 
Stärke 9 erreicht. Seit 7" p. m. tobte der Orkan mit ausserordentlicher Heftig- 
keit; der horizontal fortgepeitschte Regen hatte die Kraft grosser Hagelschlossen, 
und obwohl ein hoher Seegang wegen der vorliegenden Riffe nicht aufkommen 
konnte, so arbeitete das Kanonenboot doch trotz heruntergenommer Rasen und 
Stengen beträchtlich und nahm oft über die Back viel Wasser, wie es überhaupt 
auch völlig in salzigen Wasserdampf gehüllt war, in welchem das Athmen schwer 
wurde und welcher es oft unmöglich machte, die Augen offen zu halten. 
Seit 8 fiel das Barometer rapide, innerhalb der nächsten vier Stunden 
um 17mm. Um diese Zeit erreichte die Gewalt des Orkanes ihren Höhepunkt. 
Seit Mitternacht liess der Sturm ein klein wenig nach, um 1* a.m. (um 1* 20° 
war der niedrigste Barometerstand unred. 715,4mm s. Tab.) drehte der Wind 
rasch durch Süd auf SWzS, dabei die Stärke 5—7 nicht überschreitend, während 
das Barometer langsam zu steigen begann; der Luftdruck betrug 2" a. m. unred. 
716,0mm. Auch der Regen liess etwas nach. Seit 3" a, m. entwickelte sich der 
Orkan jedoch sehr schnell aus WSW zu früherer Heftigkeit und erreichte 
zwischen 6 und 7" a. m. seine grösste Höhe. 
Das Barometer stieg bis 9 a. m. auf 748 mm, hatte also in sieben Stunden 
um 32mm zugenommen. Um 9 a.m. des 8. März besserte sich das Wetter 
erheblich. Das Barometer setzte, zwar in sehr langsamem Tempo, das Steigen 
fort und ‚hatte um 12* Abends den Stand von 758,5mm erreicht. Der Wind 
blieb den Tag über frisch, Stärke 5—6, und böig aus WzS, und.hatte 12* Abends 
noch ‚Stärke 2. eG 
Aus den an Bord des „Albatross“ gemachten Beobachtungen (s. unten 
Tabelle) ergiebt sich, dass das Orkancentrum in der Richtung ENE—WSW 
sehr nahe nördlich von der Insel Tongatabu vorbeigezogen ist. Die Entfernung 
von derselben kann nicht mehr als höchstens 15 Sm betragen haben. 
Nach der langsamen Veränderung im Barometerstande vor und nach dem 
Passiren des Orkancentrums zu schliessen, muss dasselbe eine nur geringe fort- 
schreitende Bewegung gehabt haben. 
Der Morgen beleuchtete ein trauriges Bild. Die beiden Kauffahrteischiffe 
waren gleich „Albatross“ zwar unbeschädigt geblieben, dafür waren am Lande 
die Verheerungen um so grösser. Von der auf einem Hügel stehenden Kirche 
waren die Thürme, sowie ein Theil des Daches heruntergeweht, und hatten 
fast alle europäisch gebauten Häuser mehr oder weniger gelitten. 
Die Hütten der Eingeborenen dagegen: waren zum grössten Theil um- 
geweht und auch mehrere den Weissen gehörige Schuppen der Gewalt des 
Windes unterlegen. Eine grosse Anzahl von Bäumen war, theils nach WSW, 
theils nach ONO fallend, entwurzelt, Nach Schätzung von Sachkundigen soll 
die Kokosnussernte für die nächsten drei Jahre . vollständig vernichtet sein. 
Die sonst so schönen Kronen dieser Bäume glichen alten Reisigbesen, und sahen 
alle sonst in der Nähe des Strandes befindlichen Gewächse aus, als seien sie 
verdorrt oder verbrannt. - Niemand, selbst nicht einmal der 80jährige König, 
entsinnt sich, einen. ähnlichen Orkan erlebt zu haben. ; 
Bis zum Abgange S.M.Kbt. „Albatross“ von Tongatabu waren noch 
keinerlei Nachrichten von den benachbarten Inseln, oder von den in der Nähe be- 
fndlichen Schiffen eingetroffen, welche es ermöglicht hätten, die Bahn des Orkans 
festzustellen. Das Kanonenboot selbst erlitt keinen bedeutenden Schaden, Nach 
dem Sturm ankerte ich am 9. März nicht wieder auf dem alten Platze vor dem 
Königshause, sondern dampfte zwischen den Riffen hindurch und ankerte etwa 2 Sm 
davon entfernt bei Pangimodo, dem eigentlichen und besten Ankerplatz Nukua- 
lofa’s, welcher jedenfalls in der Orkanjahreszeit von allen Schiffen ausschliesslich 
benutzt werden sollte. Das Wasser ist dort weniger tief, der Grund besteht 
aus ausgezeichnet zähem Korallenkalk, und gewähren die nach Norden und NW 
vorliegenden Riffe demselben besseren Schutz, wie der vor dem Königshause 
liegende 15m tiefe Ankerplatz erhält. Ausserdem haben Schiffe, welche im 
Orkan ihre Anker verlieren und stranden, dort mehr Gelegenheit, ihre Besatzungen 
zu bergen, Die Nukualofa besuchenden französischen Kriegschiffe ankern immer 
bei Pangimodo, woselbst auch schon Cook einen Orkan glücklich überstand.“ 
Nach dem von dem Schiffskommando eingesendeten Auszug aus dem 
meteorologischen Journal S.M. Kbt. „Albatross“ für den:.7. und 8, März 1879 
sind in nachstehender Tabelle die Wind- und Witterungsverhältnisse zu Nukualofea 
vor, während und nach dieser Zeit des Orkans zusammengestellt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.