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der dann noch: übrigbleibenden Abweichungen der beobachteten Gänge von den
berechneten giebt, abgesehen von dem Kompensationsfehler und der Acceleration,
den theoretisch. richtigen Maassstab für den Werth des Chronometers.
Man kann sich nun für die Grösse des Kompensationsfehlers und der
Acceleration Grenzen ziehen, welche das Chronometer‘ nicht überschreiten
darf, um noch als brauchbar angesehen zu werden. Kin mässiger Betrag des
Kompensationsfehlers ist für die Chronometer der Kaiserlichen Marine un-
schädlich, weil derselbe für jedes Chronometer ermittelt und auf See täglich in
Rechnung gezogen wird,. Er würde erst dann schädlich wirken, wenn seine
Grösse der Art wäre, dass die unvermeidlichen Unsicherheiten in der Bestimmung
der mittleren Temperatur des die Chronometer einschliessenden Raumes einen
merklichen Einfluss auf die tägliche Gangrechnung haben könnten.
Unter dieser Rücksicht lässt sich die.Grenze des zulässigen Kompensations-
fehlers leicht feststellen. Setzt man nämlich den täglichen Gang bei der
Temperatur. £ — g, den täglichen Gang bei + 15° C = go, so kann man, wenn
man sich nur auf die Betrachtung des Einflusses der ersten beiden Potenzen
der Temperatur auf den Gang beschränkt, g darstellen durch folgende Formel:
g= gg + a (t— 15°) + b (t — 15°%
Durch Differenzirung erhalten wir:
E = a + 2b(t—15°9.
Nehmen wir nun an, dass der grösste zulässige Kompensationsfehler nur
einen. solchen Betrag haben darf, dass ein Fehler in der Bestimmung der mitt-
leren Tagestemperatur von 1° C. den Gang .des Chronometers um eine halbe
Sekunde zu ändern vermag, so würden nach obiger Formel die Temperaturen
zu ermitteln sein, bei welchen die genannte Grenze überschritten wird. Wir
haben also in diesem Falle dg — + !%, dt = 1, und daher
+ = a-+2b (t—15°) 1 ;
und t = EZB 450
Beispiel, Für das Chronometer Knoblich No. 1943 fand sich a = — 0,061,
b= +0,011. Wir haben also
+ rer —a = +0,561 — ns —a = — 0,459
3 ak — 0,4 — { .
0,022 — + 255 —0022 58 200. .
Demnach sind die beiden gesuchten Temperaturen t = 15° + 25,5° = 40,5°
und t = 15° — 20,0° = —5,0°.
Aehnlich wurde für die übrigen acht hier untersuchten Chronometer gefunden:
Name des
Chronometers
Schnoor No. 1 | —0,132 +0,011
Schnoor No. 2 —0,153 + 0,014
Knoblich No, 1936 } —0,152 -+0,014
Knoblich No, 1944 | —0,070 -+0,011
Knoblich No. 1948 | +0,032 — 0,00%
Eppner No, 211 — 0,029 + 0,001
Eppner No. 213 — 0,184 | + 0,008
Eppner No. 216 + 0,147 0,000 |
Temperatur-
Grenzen
+ 44°
T30 | 13
1380 | 13
+ 41° Te
4810 78
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990] — 210
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Die Temperatur-Grenzen liegen bei sämmtlichen Chronometern so, dass
nur unter ganz aussergewöhnlichen Umständen die oben erwähnte Unsicherheit
erreicht wird. Nimmt man demnach an, dass letztere das äusserste Maass des
gestatteten Kompensationsfehlers bezeichnet, so wird keines der untersuchten
Chronometer wegen der Grösse seines Kompensationsfehlers zu verwerfen sein,
In ähnlicher Weise lässt sich die Wirkung der täglichen Acceleration
feststellen. Setzen wir die letztere = ec, und nehmen an, dass’ durch ihre
Nichtberücksichtigung bei der Führung des Chronometer-Journals an Bord in
n Tagen der Stand um p Sekunden falsch wird, so haben wir.die Gleichung
0 2p
$ na+ND
Ann, d. Hydr., 1879, Heft VII (Juli).