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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 7 (1879)

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Von älteren Beobachtungen über das Auftreten kurz dauernder Schwan- 
kungen des Barometers bei Böcn kann ich folgende anführen, ohne irgend auf 
Vollständigkeit Anspruch machen zu wollen; ich sehe dabei ab von der längst, 
namentlich unter den Seeleuten, bekannten Erscheinung des fast plötzlichen 
Steigens des Barometers bei raschen Drehungen stürmischer westlicher Winde 
aus der äquatorialen nach der polaren Seite der Windrose; derartiges plötzliches 
„Ausschiessen“ des Sturms geschieht zwar in der Regel gerade während einer 
besonders heftigen Bö, allein das Barometer bleibt darnach gewöhnlich im 
Steigen, und somit zeigt sich der Zusammenhang der Luftdruck-Aenderung mit 
der Bö nicht in voller Reinheit. Allerdings mag auch die uns beschäftigende 
temporäre Erhöhung des Barometers in Gewitterböen bereits von einem oder 
dem anderen Seemann richtig bemerkt worden sein, doch ist mir nichts Ver- 
öffentlichtes hierüber bekannt. 
In den „Results of the Magnetic Survey of the Colony of Vietoria“, 
excc. 1858—64 by G. Neumayer, ist auf pag. 56 vom 17. April 1862 die 
Beobachtung mitgetheilt, dass während des in äusserst heftigen und rasch auf- 
einander folgenden Böen wehenden WSW-Sturms die Instrumente, zwei sehr gute 
Quecksilber-Barometer (Röhrenweite 0,4“ engl.), Schwankungen des Luftdrucks 
von 0,05 und 0,06 engl. Zoll (1,3—1,5mm) zeigten, in der Weise, dass das 
Quecksilber in denselben in beständiger Bewegung auf- und abwärts war; die 
Beobachtung wurde in dem aus Stein ausgeführten Telegraphen-Gebäude von 
Cape Otway, 308 Fuss über dem Meere, gemacht. 
In der Abhandlung: „Ueber die Verwendbarkeit der Aneroide von 
Naudet etc.“ in Carl’s Repertorium, Bd, 9, pag. 196, führt Dr. P. Schreiber 
Beobachtungen an, welche er an einem Aneroid während Gewitterregen am 
31. August 1872 angestellt hat. Von 3" 30" bis 3 54" stieg das Aneroid, 
während des ersten Regengusses, um 0,6mm, fiel darauf bis 4" 6" um 0,2mm, 
um dann während eines neuen stärkeren Regengusses und mit fortdaucrndem 
Gewitter bis 6!" um 1,2mm zu steigen, Ueberhaupt bemerkt Dr. Schreiber: 
„bei starkem Winde habe ich das Aneroid über halbe Millimeter hin und her 
springen sehen“, 
Es ist für die direkte Beobachtung unzweifelhaft sehr schwierig, dort, 
wo es sich um Aenderungen mehrerer meteorologischer Elemente innerhalb 
kleiner Bruchtheile einer Stunde handelt, die zeitliche Zusammengehörigkeit 
derselben genau festzustellen; es können deshalb sehr leicht, so lange nicht iu 
kurzen Intervallen selbstregistrirende Instrumente benutzt werden, Missverstäud- 
nisse darüber sich einschleichen, ob das Barometer während oder nach der Bö 
gestiegen sei; hieraus müssen wir uns manche widersprechende Auffassungen 
über das Verhältniss der Bö zur Barometer-Schwankung erklären, unter welchen 
die, von Herrn Dr. Schreiber a. a. O. citirte, von Kapt. Henry James die 
am bestimmtesten ausgesprochene ist; die mir zur Zeit nicht zugängliche Ab- 
handlung des letzteren findet sich in den „Trans. of the R. Soc. of Edinb.“, XX, 
1853, und trägt den Titel: „On a necessary corrcetion to the observed height 
of barometer depending upon the force of the wind“. Wenigstens vermag ich 
mir die angeführten Behauptungen von Kapt. James nicht anders als durch 
einen Irrthum zu erklären, da sie mit dem, was uns die in neuerer Zeit so 
zahlreich gewonnenen Barographen-Aufzeichnungen zeigen, durchaus nicht überein- 
stimmen. Die richtige Beobachtung, dass das Barometer (Aneroid) bei Wind- 
stössen oscillirt, glaubt James durch die Saugwirkung erklären zu können, 
welche bewegte Luftmassen auf eingeschlossene ruhende Luftmengen in Gebäuden 
ausüben müssen, und giebt er als das Ergebniss seiner Versuche nicht nur an 
„every gust of wind was indieated by a corresponding depression of the 
barometer“, sondern er liefert auch eine Tabelle, in welcher die Erniedrigung 
des Barometers für verschiedene Windgeschwindigkeiten aufgeführt ist, und in 
welcher die Zahlen von 0,25mm bei 6'%m per Sekunde bis 1,15mm bei 18m 
per Sekunde fortschreiten, 
Aus den beigegebenen Thermographen-Kurven folgt, dass die Temperatur 
durch Gewitterböen sehr verschiedenartig heeinflusst wird. In der Regel finden 
wir zwar die Bö von einer starken Erniedrigung der Temperatur begleitet, 
wovon die Kurven vom 18. und 26. Mai 1878 und vom 29. Mai 1879, sowie 
jene von der Eurydice-Bö bei Cl. Ley und vom 28. Oktober 1878 in der
	        
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