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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 7 (1879)

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Küstenstromes zu erreichen, schoss der Wind aus nach NW und brachte kühles, 
heiteres Wetter. Je mehr der Himmel abklarte, desto stärker wurde der Wind, 
und schliesslich wehte ein‘ voller Sturm aus NW. Auffallenderweise wehte der- 
selbe jedoch nur in ganz kurzen Stössen besonders heftig; diese herankommenden 
Stösse konnte man schon in weiter Ferne bemerken, bevor sie das Schiff trafen, 
denn das Wasser Schäumte weiss auf dem sehr kleinen Raume, den jeder der 
Stösse einnahm, als ob es durch eine Wasserhose in geringe Höhe emporgehoben 
wurde. Auf dem Wasser sauseten sie mit grösster Schnelligkeit daher, das 
unter Sturmsegeln liegende Schiff mit solcher Kraft treffend, dass es dadurch 
bedeutend stärker übergeneigt wurde. Die Luft war dabei wunderbar rein und 
durchsichtig, am Himmel kaum ein Wölkchen zu sehen, das Barometer hoch. 
Die an der Oberfläche des warmen Golfstromwassers erwärmte Luft flimmerte, 
wenn man nach der Kimm sah. Der Wind veränderte seine Richtung in den 
Stössen um 2 oder 3 Striche. Der Wind lief später NNE und dann erst gelang 
es dem „Neptun“, dem Golfstrom und seiner Gegenströmung zu entkommen.“ 
„Es war dies oiner der regelmässig verlaufenden Winterstürme der 
amerikanischen Küste, welche auch schon Maury erwähnt, die nach sehr warmem 
Wetter oft solche Kälte von der Küste bringen, dass die im kalten Küsten- 
strome befindlichen Schiffe buchstäblich ganz mit Eis bedeckt werden, so dass 
deren einzige Hülfe dann ist, abzuhalten, um im warmen Golfstrome wieder 
aufzuthauen. Diese Stürme sind in mancher Beziehung dasselbe, was die 
Pampero’s des Südatlantischen Oceans sind. In beiden Fällen warmes, schwüles 
Wetter, häufig Gewitter, ein Ausschiessen des Windes, dann Aufklaren der Luft 
und längere Zeit nachher stürmische Winde aus nordwestlicher bezw. südwest- 
licher Richtung.“ 
„Nach warmem Weiter und südlichem Winde beobachtete man au Bord 
des „Neptun“ vier Wochen später in Baltimore dieselbe Erscheinung, wie die 
zuerst erwähnte. Es wüthete ein sehr schwerer Sturm aus NW, auch hier 
indessen nur auf sehr kleinen Flächen in seiner ganzen Kraft, dann aber war 
das Wasser weiss von Schaum, der weit ans Ufer hinaufgepeitscht wurde.“ 
Auf- und absteigende Bewegungen werden in der Luft in der Regel, da 
jede derselben zu ihrer Kompensation der entgegengesetzten unmittelbar bedarf, 
in nächster Nachbarschaft mit einander vorkommen. Die Stärke der Temperatur- 
abnahme mit der Höhe, welche zum selbstständigen Hervorbringen von beiderlei 
vertikalen Bewegungen erforderlich ist, stellt sich aus mehreren Ursachen für 
feuchte, dampfreiche Luft bedeutend geringer, als für trockene Luft, denn die 
Aufwärtsbewegung hört auf, sobald die aufsteigende Luft kälter wird, .als ihre 
Umgebung, und die Abwärtsbewegung, sobald die Luft sich dabei über die 
Temperatur der letzteren erwärmt; gesättigt feuchte Luft erkaltet aber beim 
Aufsteigen, wie dieses durch die für alle unsere Vorstellungen auf diesem Gebiet 
grundlegenden Arbeiten von W. Thomson, Peslin, Reye und Hann nach- 
gewiesen ist, bedeutend (bei Temperaturen zwischen 0° und -}- 20°C um etwa 
die Hälfte) langsamer als trockene, und umgekehrt erwärmt sich absteigende 
Luft, welche mit flüssigem Wasser in der Form von Nebel oder von Regen- 
tropfen gemischt ist, durch die grosse Wärmekapacität und Verdunstung des 
letzteren viel langsamer, als trockene, und erhält dieselbe ausserdem, wie oben 
betont wurde, auch durch das Gewicht (event. den Stoss) der Flüssigkeit einen 
Antrieb zum Niedersinken. Starke Niederschläge, die selbst stets ip einem 
Aufsteigen der Luft ihre Ursache haben, begünstigen somit ihrerseits die 
Bildung herabsteigen der Luftströme in mehrfacher Weise auf das entschiedenste. 
Von solchen Orten abgesehen, die an Gebirgshängen liegen, und wo das 
Hinaufschieben der Luft auf schiefer Ebene durch die horizontalen Luftströmungen 
die Hauptrolle spielt, sind die Bedingungen für einen starken Luftaustausch 
zwischen der Höhe und der Tiefe am günstigsten, wenn in der Höhe eine kalte 
Luftströmung eingetreten ist, während in der Tiefe die warme und dampfreiche 
Luft des vorhergehenden Zustands noch theilweise zurückgeblieben ist; und das 
ist durch die grössere Windgeschwindigkeit in der Höhe auf der Südwestseite 
einer Depression (Nordhemisphäre, NW-Seite in der südlichen) nothwendig der 
Fall, wenigstens in einiger Entfernung vom Wirbelcentrum. 
In genauer Uebereinstimmung hiermit finden wir sowohl das Auftreten 
von Böen und Windstössen, als die Entwickelung von sekundären Minima — 
Ann. dd. Hydr., 1879, Heft YII (Juli.
	        
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