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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 7 (1879)

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Hiernach ist das Wasser in dem östlichsten Theile des Ostbeckens des 
Mittelmeeres bis zu grösseren Tiefen durchwärmt, als in den westlicheren Theilen 
und noch mehr im Vergleich zu dem Wasser des westlichen Beckens (s. oben). 
Ausser von den klimatischen, von den unbedeutenden Verschiedenheiten der 
Breite abhängigen Unterschieden ist die höhere Temperatur des östlichen 
Mittelmeerbeckens wohl zum Theil dem Umstande zuzuschreiben, dass dem öst- 
lichen Theile von Nordafrika Ketten hoher Gebirge fehlen, ähnlich dem Atlas, 
und den anderen hohen Gipfeln, die sich zwischen der Sahara und der Küste 
von Marocco und Algier hinziehen, und welche die heissen, aus Centralafrika 
kommenden Winde abkühlen. 
Die hier an einigen Beispielen illustrirte Temperaturvertheilung des 
Wassers des Mittelländischen Meeres von der Oberfläche bis zum Boden des- 
selben, wonach von 550m (300 Faden) abwärts eine gleichförmige Temperatur 
von ca 13° herrscht, weist ganz entschieden darauf hin, dass das gesammte 
Mittelmeerbecken von dem kalten Tiefenwasser des Atlantischen Oceans, dessen 
Tomperatur in Tiefen zwischen 500 und 4500 m bis zu 2° abnimmt, abgeschnitten 
ist, und zwar durch die oben erwähnte Bodenschwelle der Sirasse von G&raltar, 
Die Oberflächentemperatur des gesammten Mittelländischen Meeres folgt in den 
verschiedenen Jahreszeiten ziemlich eng dem Gange der Lufttemperatur, nur dass 
3ie im Sommer etwas niedriger (besonders bei starker Verdunstung während 
grosser Trockenheit), und etwas höher im Winter ist. Die mittlere Winter- 
temperatur der Luft schwankt in dem Gebiete des Mittelländischen Meeres in den 
engen Grenzen von 10° und 13°. Während nun die Wintertemperatur des 
Mittelmeerwassers ganz oder nahezu gleichförmig ist, von der Oberfläche bis zum 
Boden, selbst bis zur Tiefe von über 3600m, zeigt die hohe Sommertemperatur 
eine schnelle Abnahme in den der Oberfläche zunächst liegenden Schichten, so 
im westlichen Becken von 21°—27° an der Oberfläche bis zu 14,5° in einer 
Tiefe von 91m und bis 12,8°—13° in einer Tiefe von 580m, von wo ab die 
Temperatur in allen Tiefen dieselbe bleibt; in dem östlichen Becken sinkt die 
Temperatur von 21°—27° an der Oberfläche bis zu 17,8° in 91m, bis 15° in 
183m, bis 14,2° in 366 m und bis 13,6° in 550m, von wo ab sie bis zum 
Meeresboden nicht mehr sinkt. So haben wir also in dem westlichen Becken 
eine mächtige Wasserschicht von 2550m Dicke ‚und in dem östlichen Becken 
eine solche von 3100m Mächtigkeit, deren Temperatur zu allen Jahreszeiten 
stets konstant und gleichförmig bleibt, und dieselbe ist als die mittlere Winter- 
temperatur des betreffenden Gebietes des Mittelmeeres zu betrachten (vgl. „Proceed, 
of the R, Geogr. Soc.“, 1874, Vol. 18, pag. 320 und 1877, Vol. 21, pag. 302). 
Das Adriatische Meer. Dieser für sich abgeschlossene Theil des 
Mittelländischen Meeres, welchen man jetzt auch kurz Adria zu nennen pflegt, 
ist in seinen Tiefen-Temperaturverhältnissen und in seinen physikalischen und 
chemischen Beziehungen von allen Theilen dieses Binnenmeeres am eingehendsten 
durchforscht - worden und verdient eine gesammte Besprechung, zumal die 
Diskussionen der Ergebnisse dieser Forschungen grösstentheils der neuesten Zeit 
angehören und noch nicht allgemein bekannt sind. Allerdings betreffen die 
physisch-oceanischen Beobachtungen zumeist die Küstentheile, gewähren aber 
doch ähnlich, wie es bei der Ost- und Nordsee der Fall ist (s. S. 260 ff.), einen 
Ueberblick über den Gang der Temperatur und des specifischen Gewichtes in 
verschiedenen Tiefen und an verschiedenen Küstentheilen, welcher bei der grossen 
Längenausdehnung der Adria von Nord nach Süd nicht ohne Interesse ist. 
Für die Kenntniss der Physik der Adria haben zunächst die Arbeiten 
der Adria-Kommission beigetragen. Diese im Jahre 1868 von der Kaiserlichen 
Akademie der Wissenschaften zu Wien eingesetzte Kommission hatte die physio- 
graphische Erforschung des Adriatischen Meeres zum Zweck, an Seite der von 
der Kriegsmarine ressortirenden Abtheilung der Neu-Aufnahme des Adriatischen 
Meeres in geodätischer und hydrographischer Beziehung, und begann ihre 
Thätigkeit mit der Errichtung von Stationen physisch-oceanischer Beobachtungen 
von Zriest bis Corfu. Auf den Stationen Fiume und Lesina sind in den Jahren 
1870—1872 Meerestemperaturen: in der Tiefe von 1, 6, 30, 60, und 90 österr, 
Fuss und in Corfw solche in Tiefen von 2, 4, 6, 30 und 90 österr. Fuss ge- 
messen. Der Schwerpunkt der Arbeiten der Adria-Kommission lag aber auf 
einem anderen Gebiete der oceanischen Physik, nämlich auf dem der Fluth-
	        
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