Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 7 (1879)

an 
Nach diesem Unwetter kam wiederum nordöstlicher Wind durch, der 
dann in der, auf dieser Reise bisher gewöhnlichen Weise auf SE und weiter 
bis SSW drehte, Nachdem das Kanonenboot aus letzterer Richtung in der 
Nacht vom 22. auf den 23. November abermals wegen eines kurz anhaltenden 
Sturmes beigelegen hatte, traf es bis zum 30. November im Grossen und Ganzen 
besseres Wetter, Am 30. November tobte ein neuer schwerer Sturm aus West, 
vor dem das Kanonenboot mit dichtgereeftem Fock- und Vormarssegel lenzte. 
Nachdem ich in der Nacht vom 1. auf den 2. December‘) noch einmal gezwungen 
war, das Kanonenboot in einem Sturme aus West beizulegen, besserte sich das 
Weiter von da ab in überraschend günstiger Weise, der Wind blieb mit 
mässiger Stärke westlich, doch so, dass das Kanonenboot ziemlich gute Fahrt 
machte, und blieb es trocken und klar, so dass auch wieder tägliche Mittags- 
Observationen erhalten wurden. 
Am 7. December entwickelte sich der vorher auf Nord gegangene Wind 
zum regulären NE-Passat, der am 9. December aber auf SE drehte, so dass 
ich schon fürchtete, den letzten Theil der Reise unter Dampf zurücklegen zu 
müssen. Nachdem es am letzterwähnten Tage beinahe still gewesen war, setzte 
am Abend desselben der in dieser Jahreszeit meist seltene Nordwind mit einer 
schweren Regenbö kräftig ein und begleitete das Kanonenboot bis zu den 
Hawai-Inseln, von welchen am 11. December mit Tagesanbruch die Insel Oahı 
genau in der erwarteten Peilung (Kap Kaena in SSO!/40) in Sicht kam, Die 
nordwestlichste ca 1830m hohe Insel der Sandwich- (Hawatı-) Gruppe wurde 
nicht gesehen, weil der Horizont überall mit Regenwolken und niedergehenden 
Schauern bedeckt war. Auch Oahu wurde dadurch oft völlig unsichtbar. 
Nachdem das Kanonenboot im Laufe des Vormittags die West- oder Lee-Seite 
dieser Insel und gegen Mittag das SW-HEnde derselben (Spitze Barber) passirt 
hatte, wurde am Nachmittag desselben Tages um 1'/* im Hafen von Honolulu, 
woselbst etwa 10 Kauffahrer lagen, geankert. 
Die Reise hatte somit 32 Tage gedauert, während welcher im Ganzen 
3600 Sm zurückgelegt wurden, und würde ohne Zweifel bei denselben Winden, 
welche im Ganzen als sehr günstig bezeichnet werden müssen, von einem 
grösseren Schiffe noch weit schneller zurückgelegt worden sein, welches nicht, 
wie dies bei einem Kanonenboote oft unvermeidlich wird, beiliegend den grössten 
Höheneffekt der stürmischen, aber günstigen Winde unbenutzt vorüber zu gehen 
lassen braucht. * 
Die Meeresströmung hatte mit wenigen Ausnahmen das Kanonenboot 
stets begleitet und bis Honolulu nach rw S78° E 380 Sm gesetzt, oder die 
Stunde !/ Sm.“ 
2. Bemerkungen über die von S. M. Kbt, „Albatross“, Korv.-Kapt. Mensing I, 
auf der Reise von Yokohama bis Honolulu im November und December 1878 
angetroffenen Stürme. 
Nachstehende Angaben sind dem mit grosser Sorgfalt geführten Journale 
des „Albatross“ entnommen. 
1. Sturm vom 12. November 1878, Am Mittag des 12. November 
befand sich der „Albatross“ in 35° 44,2‘ N-Br und 142° 34,4‘ O-Lg. Seit 
5% a. m. hatte der nordöstliche Wind an Heftigkeit zugenommen, mit häufigen 
Böen aus derselben Richtung und Regen. Um 1! p. m, nahm der Wind an 
Stärke wieder ab und das Barometer begann gleichzeitig stark (um 4mm in 
vier Stunden) zu fallen, welches ein Drehen des Windes nach NW vermuthen 
liess; dieser Wechsel fand auch in der That um 4/4" p.m. statt; der anfangs 
sehr schwache NW-Wind (0—1) wuchs bis 7*p. m. zur Stärke 3 an; 7'* p. m. 
stand eine schwarze Bank in NW bis West, in der es einige Male blitzte; um 
7» 50" p. m. setzte sodann eine sehr schwere Regenbö aus West ein, von 
Stärke 10, die ununterbrochen bis 9* 45” p. m. dauerte. Dann blieb der Wind 
stetig aus WNW mit Stärke 9 bis zum Morgen des 13. November; an diesem 
Tage drehte der Wind mit steigendem Barometer durch Nord auf NE. 
‘) Der hier erwähnte 1. December ist der doppelt als 1. December gezählte Tag bei dem 
Uebergang von Ost- in West-Länge (s. S. 291).
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.