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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 7 (1879)

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Temperatur des Wassers bemerkbar machte. Während dort Mittags, wo sich 
das Kanonenboot noch im Imnern derselben befand, die Wassertemperatur bloss 
15° C, betrug, hatte dieselbe sich bis Abends 10 Uhr bis auf 24° C, gesteigert. 
Um diese Zeit bedeckte sich der bis dahin klare Himmel, jedoch blieb 
der Wind nordöstlich. Am folgenden Tage, den 11. November, frischte der 
nordöstliche Wind mit Seegang etwas auf und zwang mich, unter Dampf zu 
bleiben, während er mich ‚gleichzeitig verhinderte, eine nördlichere Breite zu 
erreichen. Am Abend dieses Tages wurde der. Wind dann zwar unbeständig, 
setzte sich schliesslich aber doch wieder auf NE fest und wehte am 12. November 
bei stark fallendem Barometer sturmartig aus Ost. Nachdem er dann am 
Nachmittage schnell abgeflaut hatte, kam um 1* erst schwacher West durch, 
welcher aber, Abends in einer schweren Regenbö voll zum Durchbruch kommend; 
im Laufe der Nacht bis zur Stärke 10 zunahın (s. S. 288). 
Das Kanonenboot lenzte vor dem dichtgereeften Vormars- und Fockstag- 
segel die Nacht hindurch und den Vormittag des 13, November vor diesem 
Sturm und sehr schwerer See. Als der Wind anfing nach Norden zu drehen, 
und immer noch mit Stärke 8 wehte, wodurch das Fahrzeug schwer arbeitete, 
drehte ich unter. Grossgaffelsegel und dichtgereeftem Besan, mit langsam 
arbeitender Maschine über B. B. bei, um so in der Lage zu sein, bei dem immer 
mehr nach Nord drehenden Winde die kolossale See steven zu können, Erst 
am 14. November Vormittags wurde der Wind südöstlich und konnte damit 
wieder Kurs gesteuert werden, auch wurde der wegen des stürmischen Wetters 
eingenommene Klüverbaum wieder ausgebracht. Bereits in der darauf folgenden 
Nacht sprang der bis dahin südliche Wind plötzlich auf WSW herum und nahm 
so schnell bis zur Stärke 9 zu, dass abermals beigedreht werden musste. 
Unter wechselnden, doch meist nördlichen und westlichen stürmischen 
Winden war das Schiff am 19. November d. J. auf 35%42° N-Br bis zu 154!/2° O-Lg 
vorgedrungen, als sich am Nachmittage des vorgenannten Tages aus Ost ein 
äusserst schwerer Sturm entwickelte (s. S. 289), so dass das Kanonenboot um 
9! p.m. über B. B.-Bug beigelegt werden musste. Obwohl auf dieser Reise 
bereits an abnorme Schwankungen des Barometers gewöhnt, war das Fallen 
desselben bei fortwährend zunehmendem Sturme diesesmal doch ein so rapides 
(von 12% bis 4" a. m. 5,25mm), dass mir über die Natur des Sturmes ernstliche 
Besorgnisse entstanden, und mir selbst die Möglichkeit, dass das Centrum einer 
Cyklone im Anzuge sei, wahrscheinlich wurde, so wenig auch Ort und Jahres- 
zeit einen. solchen erwarten liessen. Nur‘ der Umstand, “dass die See, wenn 
auch kolossal und brechend, so doch regelmässig recht von Osten lief, machte 
diese Annahme wieder unwahrscheinlich, Als jedoch am Vormittage der 
unausgesetzt recht aus Ost wehende Sturm bis Stärke 11 zunahm, wobei das 
Barometer stark fiel, beschloss ich, da das Grosssturmsegel. und der Sturm- 
besan ‚von der hohen Se6 vollkommen bekalmt wurden ‚und dann losschlugen, 
und auf das Kanonenboot deshalb nicht mehr den Druck ausübten, um es am 
Winde zu halten, Dampf aufzumachen, um dasselbe besser steuern zu können, 
Bald nach 2 Uhr, als das Barometer einen Stand von 747,7 mm erreicht 
hatte, setzte erst flau, dann schnell auffrischend der Wind aus SSW ein, . und 
glich die von Osten laufende See, deren Köpfe durch den aus Süden kommenden 
Wind scharf abgekämmt wurden, einer einzigen schweren Brandung, Um 8* p.m. 
hatte der Wind Stärke 10 bis 11 erreicht, das Barometer stand jetzt 740 mm 
und blieb :so eine halbe Stunde lang stehen. Dann begann es noch schneller 
zu steigen, als es zuvor gefallen war, während der Sturm durch West auf 
NNW drehte und von 9 bis 11®* p. m. zum Orkan wurde. 
Die durch den ganz ausserordentlich schnell drehenden Wind von allen 
Seiten durcheinander‘ gejagte und ‘sich aufthürmende See war mit fliegendem 
dampfartigem Wasserstaube und Schaum bedeckt und drohte, von allen Seiten 
über das Schiff zu brechen, und wurde das Getöse: des Windes dabei oft so 
gewaltig, dass man auf der Kommandobrücke sich nur verständigen konnte, 
wenn man sich aus unmittelbarer Nähe in die Ohren schrie. . 
Gegen Morgen des folgenden Tages, am 21. November, war der Wind 
bis NzW herumgegangen und wehte nur noch in Stärke 7, das Barometer stand 
wiederum 768,7mm, und flaute der Wind dann im Laufe des Vormittags, als 
bereits wieder Kurs gesteuert wurde, noch mehr ab. 
Ann. d. Hydr., 1879, Heft VI (Juni).
	        
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