268
Bericht
über die zweite auf der Deutschen Seewarte im Winter 1878—79
abgehaltene Konkurrenzprüfung von Marine-Chronometern,
1
An dieser, in Gemässheit der von dem Herrn Chef der Kaiserlichen
Admiralität unter. dem 2. December 1875 erlassenen Instruktion für die Deutsche
Seewarte, innerhalb der Tage vom 18. September 1878 bis 17. März 1879 in
der, der Leitung der Hamburger Sternwarte unterstellten IV. Abtheilung der
Seewarte — Chronometer-Prüfungs-Institut — veranstalteten Konkurrenzprüfung
ron Marine-Chronometern hatten sich 12 deutsche und 3 schweizer Fabrikanten
durch Einlieferung von im Ganzen 51 von ihnen angefertigten Chronometern
betheiligt.
Die Uhren wurden die Untersuchungszeit hindurch, im Ganzen an 180
Tagen, jeden Morgen um 10 Uhr durch den Abtheilungs-Assistenten Herrn
Dr. Boeddicker mit der Normaluhr der Sternwarte, vermittelst eines von
dem Mechaniker Fuess in Berlin für diesen Zweck angefertigten Registrir-
apparates, auf chronographischem Wege verglichen, und ausserdem von mir
an jedem fünften Tage, zur Herstellung der wünschenswerthen Kontrolle, eine
zweite unabhängige Vergleichung in den Nachmittagsstunden zwischen 2 und
4 Uhr ausgeführt. Während meiner zeitweiligen Abwesenheit von der Stern-
warte, in den Tagen vom 18. Oktober bis 30. November, übernahm der Obser-
vator der Sternwarte Herr Dr. Schrader diese zweite Vergleichung; die zur
Ermittelung des Standes der Normaluhr erforderlichen Zeitbestimmungen wurden
gleichfalls von Herrn Dr. Schrader in umfassendster Weise am Meridiankreise
der Sternwarte angestellt.
Bei der Prüfung der Chronometer wurde der von der Direktion der
Seewarte in ihrem Konkurrenzausschreiben vom 1. Juni 1878 angegebene Unter-
suchungsmodus genau befolgt und die Temperaturen, denen die Uhren während
der Untersuchungszeit von 5 bis 30 Grad Celsius ausgesetzt wurden, in 10- resp.
20-, oder 30-tägigen Intervallen von 5 zu 5 Grad variirt, die Chronometer somit
den mittleren Temperaturen von 5, 10, 15, 20, 25 und 30 Grad Celsius, wobei
jede im Ganzen durch einen Zeitraum von drei Dekaden vertreten ist, exponirt,
Auf die Innehaltung dieser Temperaturen während der betreffenden Zeit-
intervalle wurde seitens des Herrn Dr. Boeddicker die grösste Sorgfalt ver-
wendet, und betrug die niedrigste an den meteorologischen Instrumenten ab-
gelesene Dekadentemperatur -} 4,6 Grad, die höchste -|- 30,8 Grad. Die Prüfung
der Uhren in der niedrigsten Mitteltemperatur von +5 Grad wurde auf die
Mitte der Untersuchungszeit, auf die Tage December 27 bis Januar 26 gelegt,
und da durch die um diese Zeit hier stattüändende kalte Witterung die Unter-
suchungen wesentlich begünstigt wurden, so konnte von der Erzeugung künst-
licher Kältetemperaturen im Allgemeinen Abstand genommen werden, und es
konnten ferner die Uhren an dem ihnen einmal zu Beginn der Untersuchungen
angewiesenen Orte belassen werden,
Die aus den Vergleichungen mit der Normaluhr abgeleiteten täglichen
Gänge der einzelnen Chronometer wurden zu 10-tägigen Summen vereinigt, und
die Beträge selbst, in Zeitsekunden und Zehntheilen derselben abgerundet, durch
Herrn Dr. Boeddicker in die folgenden Gangtabellen I und II eingetragen.
Während Tabelle I (pag. 270 und 271) diese zehntägigen Summen der
täglichen Gänge nach der Zeit geordnet angiebt, giebt Tabelle II (pag. 272
und 273) dieselben nach den Temperaturen, bei welchen die Chronometer
in den betreffenden Dekaden untersucht worden, geordnet an. Behufs einer
möglichst genauen Bestimmung der für diese Dekaden geltenden Mitteltemperaturen
wurde gleichzeitig mit den Chronometern ein sogenanntes Thermochronometer,