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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 7 (1879)

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schwerer gewordene Wasser durch die Passatwinde nach dem Aequator zu ge- 
drängt werde, wo es einen konstanten Vorrath von wärmerem, aber weniger 
salzhaltigem Wasser antrifft, welcher es zwingt, unter denselben unterzutauchen“. 
Das aus dem Herzen der Passat-Region stammende Wasser wird an seiner 
Oberfläche fortdauernd koncentrirt, zugleich aber bei seinem Vordringen nach 
niedrigeren Breiten höher erwärmt, also leichter. In der Nähe des Aequators 
hört aber die Erhöhung der Temperatur mit abnehmender Breite auf, und das 
schwerere Wasser der Passat-Zonen wird an sich fähig, niederzusinken, selbst 
wenn nicht die tropischen Regenmassen das Oberflächenwasser leichter machten, 
Die überwiegende Stärke des SE-Passates drängt das Wasser des Südatlantic 
über den Aequator hinaus in den Nordatlantic; dieses folgt dem Laufe des 
Aequatorialstromes bis in das Antillen-Meer und in den Golf von Mexico, wo 
es als Golfstrom sich in so hervorragender Weise bemerklich macht, und bildet 
endlich das warme und dichte Wasserbecken des Sargasso-Meeres, welches, 
amgürtet von einem System von Luft- und Meeresströmungen an seiner Oberfläche, 
yerade in den centralen Theilen der Passat-Region gelegen ist, wo die Ver- 
dunstung sehr stark ist und gleichzeitig nur sehr unbedeutende jährliche 
Schwankungen der Temperatur vorkommen, wo also alle Bedingungen für eine 
Verbreitung der Wärme und des specifischen Gewichtes nach unten hin erfüllt 
3zind. Diese Erscheinung einer hohen Temperatur und Dichte des Wassers am 
Meeresgrunde kommt dem Atlantischen Ocean und in diesem wieder der er- 
wähnten Sargasso-See allein zu. In 26° 21‘ N-Br und 33° 37‘ W-Lg betrug das 
specifische Gewicht im Mittel aus neun Bestimmungen am 3, Mai 1876 in ver- 
schiedenen Tiefen bis zu 4938m (2700 Fad.) 1,02721 und die durchschnittliche 
Temperatur des Wassers bis zu dieser Tiefe 5° C., während das Mittel aus 
zehn Bestimmungen in verschiedenen Tiefen bis zu 5395m (2950 Fad.) am 
21. Juli 1875 im Stillen Ocean, in 30° 22‘ N-Br und 154° 56‘ W-Lg, also in 
„Fleurier’s Wirbel“, dem sogen. Analogon des Sargasso-Meeres im Stillen Ocean, 
als Durchschnitt das specifische Gewicht nur zu 1,02547 und die Temperatur 
zu 3° C. gefunden wurde, 
Ausser den eben geschilderten, das Meerwasser koncentrirenden KEin- 
fAüssen der Passat-Zonen ist für den Nordatlantic und das Verhalten des spe- 
cifischen Gewichtes in demselben noch der Umstand wohl zu beachten, dass 
der Nordatlantic als der Recipient für all das stark salzhaltige Wasser des 
Mittelländischen Meeres zu betrachten ist, in welchem die Verdunstung mit 
grosser Kraft auftritt und dessen auslaufender warmer und schwerer Oberflächen- 
3atrom in den Nordatlantic sich ergiesst und in gewissem Grade zu dem 
hohen specifischen Gewichte und der Temperatur des tieferen Wassers in 
diesem Theile des Atlautischen Oceans beiträgt. In der That zeigt der Verlauf 
der aequi-salinen Linien, dass diese in dem erwähnten meridionalen Schnitte 
(von 32° S-Br bis 32° N-Br) von Süden nach Norden hin aufsteigen, zwischen 
20°—30° N-Br sich senken und in der Tiefe wieder nach Süden zu umkurven., Das 
Buchanan’sche Diagramm reicht leider nur bis 32° N-Br hinauf; es sind aber 
nach dem Verlauf der erwähnten Linien alle Anzeichen vorhanden, dass weiter 
nördlich eine Stelle anzutreffen ist, wo das specifische (auf dieselbe Temperatur 
reducirte) Gewicht in allen Tiefen nahezu dasselbe ist, wo also die Differenzen 
im absoluten specifischen Gewichte und Salzgehalte und die in der Temperatur 
sich gegenseitig kompensiren. „Hier würde also die grösste Mischung von 
Oberflächen- und Tiefenwasser stattfinden, hervorgerufen zum grössten Theile 
durch ausgeprägte jährliche Variationen der Temperatur in einer vergleichs- 
weise trockenen Atmosphäre“, Eine ähnliche Stelle ist im Indischen Ocean 
von Frhr. von Schleinitz angetroffen worden (s. Indischer Ocean). 
Nordsee. 
Für die Kenntniss der physikalischen, chemischen und biologischen Ver- 
hältnisse der Nordsee bieten die Arbeiten der „Kieler Kommission zur wissen- 
schaftlichen Untersuchung der deutschen Meere“, welche in den Jahresberichten 
derselben von 1872—76 (s. „Ann. d. Hydr. etc.“, 1875, pag. 186, und 1878, 
pag. 132) veröffentlicht und zum Theil in diesen Annalen (s. „Ann. d. Hydr. ete.“, 
1875, pay. 171, 1878, pag. 118) wiedergegeben sind, das werthvollste Material
	        
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