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N-Br in 22° W-Lg am 4. Januar 1878. In 34° N-Br und 17° W-Lg traf man
frischen NE-Wind an, der zum Passat wurde. Das Schiff steuerte dann west-
licher, holte indessen noch Süd mit an, bis 22,2° N-Br in 50° W-Lg erreicht war,
Der Passat wehte nicht sehr frisch und beständig, jedoch war „Lina“ im Stande,
mit ihm 30° W-Lg in 25° N-Br am 8, Januar und 60° W-Lg in 23,4° N-Br
am 20. Januar .zu kreuzen. Als weiterhin wieder nördlicher gesteuert wurde,
schien schon in 24° N-Br und 62° W-Lg die polare Grenze des Passats erreicht
zu sein. Mit ziemlich frischen veränderlichen Winden, die indessen noch vor-
herrschend aus östlicher Richtung wehten, gelangte man am 25, Januar nach
dem Parallel von 30° Nord in: 72° W-Lg. Die Zurücklegung.des jetzt noch
fernliegenden Theils der Reise wurde durch nördliche Winde etwas verzögert.
Am 4. Februar gelang es, den Hafen von Newyork zu erreichen, nach 43tägiger
Reise von der Höhe der Seilly-Inselgruppe her.
Am 5. März ging „Lina“, jetzt nach Antwerpen bestimmt, wieder in See.
Das meteorologische Journal wurde auf dieser Reise nur bis zum 16. März, als
das Schiff sich in 46,5° N-Br und 27,5° W-Lg befand, geführt.
Zum zweiten Male nach Newyork bestimmt, befand sich „Lina“ am
24. Mai 1878 wieder in geringer Entfernung von den Scilly-Inseln, Auf der
direkten Route suchte man sich diesmal dem Ziele zu nähern. Mässige West-
winde, die sehr veränderlich in ihrer Richtung waren, ermöglichten ein ziemlich
rasches Fortschreiten des Schiffes nach Westen. Am 5. Juni stand das Schiff
in 30° W-Lg und 49,6° N-Br und am 14. Juni in 44,5° N-Br auf den Bänken
von Neufundland. Westlich derselben traf das sich nördlich vom .Golfstrome
haltende Schiff günstigere Winde, wie dies im Sommer so häufig vorkommt,
und am 24. Juni konnte in der Nähe von Sandy Hook geankert werden, Die
Dauer der Reise über den Ocean betrug 31 Tage.
In Newyork konnte für das Schiff keine günstige Fracht abgeschlossen
werden, es versegelte deshalb nach Baltimore und verliess beladen diesen Platz
wieder, um nach Bremen zurückzukehren. Am 26. Juli wurde der offene Ocean
erreicht und vor möässigen, beständigen Westwinden nach Osten gesegelt. Ruhig
und rasch verlief die Fahrt, man schnitt 60° W-Lg in 38,2° N-Br am 29. Juli,
30° W-Lg in 44,5° N-Br am 10. August und am 16. August konnte, nach nur
22tägiger Reise, in den Kanal eingesegelt werden. :
12. Reise des Bremer Vollschiffes „Hedwig“, Kapt. Th. Minssen,
In der ersten Woche des Oktobers 1878 verliess das nach Newyork be-
stimmte‘ Vollschiff „Hedwig“ die Wesermündung. Bei südöstlichen Winden
schlug Kapt. Minssen die Nord um Schottland führende Route ein, und am
8. Oktober konnte „Hedwig“ Fair Island passiren. Südliche Winde, die hieher
das Schiff rasch geführt hatten, wehten noch für eine lange Zeit nachher, waren
jetzt aber einem raschen Fortgange nicht mehr so günstig. Am 16. Oktober
war 19° W-Lg in 59,4° N-Br erreicht, hier lief der Wind westlicher und wurde
so stürmisch, dass man die gewonnene Länge kaum behaupten konnte. „Hedwig“
lag südwärts jetzt und kreuzte 50° N-Br in 21° W-Lg am 24. Oktober, Am
27. Oktober überschritt man bei frischem Ostwind 30° W-Lg in 44,8° N-Br und
am 2. November, an welchem. Tage ein schwerer Sturm aus Westen wehte, er-
reichte „Hedwig“ 50° W-Lg in 41,2° N-Br. Unter beständigem Kampfe gegen
Westwinde musste auch der übrige Theil der Reise zurückgelegt werden; häufig
traten hier noch Stürme auf, und nur dem Umstande, dass der Wind sehr ver-
änderlich in seiner Richtung war, hatte man es zu verdanken, dass ein- noch
einigermaassen zufriedenstellender Fortgang erzielt werden konnte. „Hedwig“
kreuzte 60° W-Lg in 42,1° N-Br am 10. November, 70° W-Lg in 39,8° N-Br
am 16. November und erreichte am folgenden Tage bei frischem Ostwinde die
Bai von Newyork, Die Dauer der Reise von der Nordspitze Schottlands her
betrug 41 Tage und war kürzer, als die gleichzeitig ausgeführten Reisen
mehrerer anderer Bremer Schiffe, die den Weg durch die Passatregion genom-
men hatten. . .
Am 25. December trat das Schiff wieder die Heimreise nach Bremen an;
diese‘ verlief ausserordentlich stürmisch, zugleich aber auch, da die Richtung
der angetroffenen Winde fast immer einc westliche war, sehr rasch. Die meisten
Ann, d. Hydr., 1879, Heft Y (Maik