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8. Reise der Bremer Bark „Niagara“, Kapt. W. Wischhusen.
Während einer Reise von Hamburg nach Hongkong begann man am
25. Juli 1877 an Bord der Bark „Niagara“ die Führung des meteorologischen
Journals. Günstige Nord- und Ostwinde, die einige Tage später einsetzten,
{führten das Schiff vom Eingange des Kanals bis nach 40° N-Br in 15,8° W-Lg
am 31. Juli und nach 33° N-Br in 20° W-Lg am 4. August. Hier wurde man
durch leichten südwestlichen Wind noch einige Tage ‚aufgehalten; erst am
8. August wurde derselbe in 29,6° N-Br und 20,3° W-Lg durch den NE-Passat
verdrängt. Die leichten, innerhalb dessen Gebiets angetroffenen Winde brachten
„Niagara“ nach 20° N-Br in 25,2° W-Lg am 13. August und nach 10° N-Br
in 27,5° W-Lg am 19. August. In 8,6° N-Br und 27,7° W-Lg endete der
Passat; veränderlicher Wind herrschte für den folgenden Tag, dann kam be-
ständiger, aber leichter südwestlicher Monsun durch. Mit ihm erreichte „Nza-
gara“ 4° N-Br in 19,8° W-Lg, wo am 25, August bei Südwind gewendet
wurde. Kurze Zeit darauf lief der Wind östlich, und am 27. August konnte in
24° W-Lg der Aequator überschritten werden, Die Reisedauer vom Kanale her
betrug 34, von 30° N-Br her 20 Tage.
Im Südatlantischen Ocean wurde 10° S-Br in 28° W-Lg am 31. August,
20° S-Br in 33,8° W-Lg am 6. September und 30° S-Br in 33° W-Lg am
11. September überschritten. Das Passatgebiet erstreckte sich bis nach 25,6°
Süd; in der Nähe dieser Breite machte der Wind eine rasch verlaufende Drehung
durch alle Striche der Rose durch, um später noch wieder längere Zeit aus öst-
licher Richtung zu wehen. Auch in der Folge wurden noch mehrere solcher
Drehungen um den ganzen Kompass beobachtet, die für den raschen Fortgang
der Reise nicht gerade günstig waren. Am 21. September, 25 Tage später
als man den Aequator verlassen hatte, gelangte „Niagara“ in 38,8 S-Br zum
Meridian von Greenwich,
Zum Ablaufen der Länge wählte Kapt. Wischhusen den 43. Grad süd-
licher Breite, in dessen Nähe befriedigende Windverhältnisse angetroffen wurden,
Nur einen sehr schweren Sturm hatte man zu überstehen; derselbe ereignete
sich am 6. und 7. Oktober in 43° S-Br und 64° O-Lg. Er begann aus west-.
nordwestlicher Richtung und endete in SW. Der geringste Luftdruck war
748,4 mm. Am 11. Oktober kreuzte das Schiff in 41° S-Br den Meridian von
80° Ost, es befand sich bis dahin 19 Tage in östlicher Länge.
Sehr frischer westlicher Wind begleitete die Bark bis an die Südgrenze
des SE-Passats. Am 16. Oktober erfolgte in 35° S-Br und 100,2° O-Lg, ohne
dass dadurch eine Verzögerung in der Fahrt hervorgerufen wurde, der Ueber-
gang des durch Süd drehenden Windes in den Passat. Und auch in dessen
Gebiet wehten bis nach 24° S-Br hin kräftige Winde, dort wurden dieselben
fauer und nahmen eine, sich zwischen S und SSW haltende Richtung an.
„Niagara“ überschritt 30° S-Br in 104° O-Lg am 18. Oktober, 20° S-Br in
114° O-Lg am 24. Oktober und 10° S-Br in 116,5° O-Lg am 30, Oktober. Am
23. Oktober befand sich die Bark in Sicht des Nordwest-Kaps von Australien
und am 30. Oktober kamen die Inseln Lombock und Sumbava in Sicht, nach
98tägiger Reise von Lizard her.
Mit ganz leichtem südöstlichen Winde wurde am 1. November die Allas-
Strasse, aus welcher die Strömung mit etwa 12—15 Sm Fahrt im Etmale nach
Süden setzte, durchsegelt. Sowie man sich nördlich von derselben befand und
frei von den Inseln war, kam wieder frischer SE-Wind durch, der die Bark in
kurzer Zeit durch die Java-See führte. Bis nach 3,2° S-Br in der Makassar-
Strasse hielt die allmählich abflauende Brise an; dann folgte für viele Tage ganz
leichte, vorherrschend aus nordöstlicher und nordwestlicher Richtung kommende
Mallung. Da ausserdem hier auch die Strömung mit bedeutender Stärke nach
Süden lief, so war eine sehr lange Zeit erforderlich, um die Strasse zu passiren.
Doch glückte es der Bark, doch endlich dies Ziel zu erreichen; sie brauchte
nicht wieder umzukehren, um östlich von Celebes eine günstigere Gelegen-
heit aufzusuchen, wie es die Hamburger eiserne Bark „Adolph“, deren Fahrt in
der Makassar-Strasse im ersten Heft der „Ann. d. Hydr.“ etc. für das Jahr 1879
beschrieben wurde, thun musste, Es zeigt sich bei Vergleichung der Reisen
dieser beiden Schiffe wieder deutlich, wie in diesen engen Gewässern und bei