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gegenüberliegenden Ufer, so zu sagen, auf der Stelle treten und dampfiec am
10. Februar um 2* Morgens, wo es etwas heller wurde, weiter; hierbei muss
ich erwähnen, dass die Karten für den Sarmiento-Kanal überhaupt, ebenso wie
für den /nocentes- und Trinidad - Kanal, in hohem Grade unrichtig sind, die
Peilungen stimmen um ganze Striche nicht.
Da ich bereits in Montevideo erfahren hatte, dass Sir George Nares
in Puerto Bueno eine Kohlenstation eingerichtet und später vom Admiral Serne
gehört hatte, dass dieser Offizier den Fallos Channel vermessen und gefunden
hatte, dass derselbe den Golf von Penas mit dem Golf von Trinidad verbindet
und ein viel besseres Fahrwasser abgiebt, als der bis jetzt gebrauchte Kanal
zwischen dem Indian Reach und den English Narrows, so beabsichtigte ich, die
„Alert“ aufzusuchen, um mir hierüber Gewissheit zu verschaffen. Um 5" am.
am 10. Februar lief ich in Puerto Bueno ein; die „Alert“ war nicht da, die
sogenannte Kohlenstation bestand aus einem Haufen, beiläufg gesagt, schr
schlechter Kohlen, in welche ein Pfahl mit einem Brett gesteckt war, auf dem
geschrieben stand: These coals belong to H.M.S. „Alert“,
[ch blieb drei Tage in Puerto Bueno. Während der ganzen Zeit regnete
es in Strömen, die Zeit wurde jedoch benutzt, um das Wasser wieder aufzufüllen
und möglichst viel Holz zu. fällen. Ich kann hier nicht umhin, zu bemerken,
dass das Heizen mit Holz für grosse Schiffe doch nur ein sehr mangelhafter
Nothbehelf ist. Das Holz in diesen Gegenden ist zwar getrocknet ein sehr gutes
Brennholz, doch macht das Fällen und Zerkleinern desselben eine derartige
kolossale Arbeit, dass es nicht im Verhältniss zu den ersparten Kohlen steht;
ausserdem ist das Holz so zähe, dass sämmtliche Instrumente damit ruinirt
werden; Aexte verderben, eiserne Keile, die zum Spalten benutzt wurden, rissen
von oben bis unten anf. Die Probe-Versuche ergaben einen Brennwerth von
3 zu 7 gegen Wales-Kohlen, Der Hafen selbst ist dadurch, dass er von den
landesüblichen „Williwaws“ verschont bleibt, den meisten anderen vorzuziehen,
doch habe ich gefunden, dass er kleiner, wie auf der Karte angegeben, ist. Es
ist zu empfehlen, hier, wie in allen übrigen Häfen, gleich mit zwei Ankern zu
ankern, und zwar, in diesem speciellen Falle, die Anker Nord und Süd mit je
80 bis 100m Kette auszulegen. Beim Einlaufen in den Hafen und Aufdrehen im
inneren Theil desselben — der äussere Theil verdient den Namen Hafen nicht —
steuere man nicht südlicher wie NO, denn der sonst untrügliche Seetang ist in
diesem Hafen sehr wenig sichtbar. Das Riff im Süden, sowie die Inseln im
Norden, sind beide auf 15m zu passiren, und es setzt ein ziemlich starker Strom
durch den Hafen von Nord nach Süd, welcher das Aufdrehen eines Schiffes
sehr erschwert und, wenn man denselben nicht kennt, ein Schiff auf das östliche
Ufer setzen kann, wie ich zu meinem Schaden erfahren habe. Ausser dem
frischen Wasser, welches einem 3 bis 4m hohen See durch einen Wasserfall
entfliesst, aber schlecht ist, giebt es in der Südecke des Hafens noch einen
ziemlich starken Bach mit ganz vorzüglichem Wasser, und wenn es regnet
noch unzählige andere kleine Bäche. Das Holz ist auch in der südlichen
Hälfte besser und näher nach dem Wasser zu fällen, wie bei dem eigentlichen
Ankerplatz der Schiffe. Der Ankergrund ist gut, Schlamm; der engste
Durchmesser des Hafens jedoch nur 350m, so dass ein grosses Schiff
mit 100m Kette vor einem Anker nur eben frei schwaien kann, In diesen
engen Häfen, besonders solchen, welche Böen ausgesetzt sind, scheint es mir
richtiger zu sein, im Falle man nur mit einem Anker ankern will, mit wenig
Kette zu ankern. Da die Böen von den verschiedensten Richtungen herkommen,
so hat ein Schiff, welches wenig Kette aus hat, nicht viel Fahrt bekommen, ehe
die Kette auf die neue Windrichtung wieder steif kommt, während bei langer
Kette das Schiff Zeit hat, mit viel grösserer Heftigkeit die Kette einzusegeln,
und dieselbe dadurch leichter bricht; ausserdem behält man Platz Kette zu
stecken, resp. wenn die Kette bricht oder das Schiff treibt, einen zweiten Anker
fallen zu lassen, der noch halten kann, ehe das Schiff auf den Grund kommt.
Im Durchschnitt scheinen die „Williwaws“ überall ihre höchste Stärke kurz nach
Sonnenuntergang zu erreichen.
Am 13. Februar um 5a, m. verliess ich Puerto Bueno, dampfte mit drei
Kesseln durch den Conception-Kanal und um 3"p. m. in den Golf von Trinidad,
Um 7" war das Kap Primero querab, es wurde nun gegen einen leichten west-