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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 7 (1879)

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In der vierten Stunde sind beide Ströme an der Oberfläche gleich stark, 
während in der Tiefe wiederum der Fluthstrom nicht unbedeutend rascher fliesst. 
Der Ebbestrom nimmt dann allmählich bis zur sechsten Stunde ab; der Fluth- 
strom dagegen ist in der fünften Stunde. noch erheblich stärker, als der Ebbe- 
strom und nimmt dann um so rascher ab, 
Die Diagramme lassen ferner. erkennen, dass die drei Kurven des Fluth- 
stroms dichter zusammen und unter einander viel mehr parallel verlaufen, als 
dies bei den drei Kurven des Ebbestroms der Fall ist. Es muss also die Ab- 
nahme der Stromgeschwindigkeit von der Oberfläche nach der Tiefe bei Ebbe 
in einem anderen Verhältnisse stattfinden, als bei Fluth, wie dies auch aus den 
unter der Geschwindigkeitstabelle gegebenen Werthen für die mittlere Stärke 
der beiden Strömungen folgt. Die Abnahme der Geschwindigkeit des Ebbe- 
stroms beträgt danach bis zur Tiefe von 5m: 12,3 %%, bis zur Tiefe von 10m: 
24,7 %, die des Fluthstroms, aber nur. 4,5 resp. 12,5%. Um die Ursachen 
dieses sehr eigenthümlichen differirenden Verhaltens von Ebbe und Fluth zu 
ergründen, scheinf es‘ angezeigt, die beiderseitigen Geschwindigkeitsabnahmen 
nach der Tiefe mit denjenigen zu vergleichen, weiche man durch Beobachtungen 
in Flüssen und Kanälen gefunden hat, in denen das Gefälle der Sohle die Strom- 
ursache ist. Die hierüber angestellten Untersuchungen haben allerdings von 
einander abweichende Resultate ergeben, so dass die für die Geschwindigkeits- 
abnahme nach der Tiefe-aufgestellten empirischen Gesetze als endgültige noch 
nicht. angesehen werden können. Namentlich scheint es, als ob die Verhältnisse 
in künstlichen Kanälen und in mehr oder minder tiefen Flüssen nicht unerheblich 
von einander abweichen. Zur Aufklärung der Frage vermögen vielleicht gerade 
Beobachtungen in so breiten Strömen, wie die Jade, wo man von einem Einfluss 
der seitlichen Uferwände fast abstrahiren kann, noch mehr aber wahrscheinlich 
gleich genaue Beobachtungen in offener See beizutragen. 
Im Folgenden sollen zunächst die in der Jade beobachteten Wasser- 
bewegungen mit denjenigen verglichen werden, welche sich bei Anwendung eines 
aus älteren Beobachtungen und eines aus neueren Beobachtungen auf empirischem 
Wege ermittelten konstanten Faktors für die Reibung und Kohäsion der Wasser- 
schichten ergeben würden. Ve 
Alle hierhin schlagenden Beobachtungen lassen im Allgemeinen eine mehr 
oder weniger regelmässige Abnahme der Geschwindigkeit nach der Tiefe, die 
naturgemäss auf die Reibung des Wassers an dem Boden des Flussprofils und 
auf die Kohäsion der einzelnen Wasserschichten untereinander zurückgeführt 
wird, erkennen. Freilich ist in mehreren Fällen konstatirt worden, dass die 
grösste Geschwindigkeit nicht auf der Oberfläche, sondern etwas unterhalb der- 
gelben stattfand und dass erst von hier die Abnahme nach der Tiefe begann, 
— worauf wir am Schlusse der Abhandlung zurückkommen werden. 
; Die Geschwindigkeitsabnahme nach der Tiefe würde nun korrekt durch 
eine Kurve ausgedrückt werden müssen. Da es sich hier aber nur um einen 
Vergleich der Geschwindigkeitsabnahme verschiedenartiger Ströme handelt, wird 
man, ohne einen besonders in Betracht kommenden Fehler zu begehen, eine 
gerade Linie substituiren oder, was dasselbe ist, annehmen können, dass‘ bei 
ein und derselben Tiefe des Stroms die Abnahme. der Geschwindigkeit. in 
Proportion zur Tiefe der betreffenden Wasserschicht unter der Oberfläche 
erfolge. Setzt man nun die Geschwindigkeit an der Oberfläche — V, diejenige 
in der Tiefe t=— v und die ganze Tiefe des Wassers = T, so ist: *) 
v= (1—017. 4), 
in welcher Gleichung 0,17 den aus älteren Versuchen von Ximenes, Brünnings 
and Funk ermittelten konstanten Faktor bildet. ; 
Mit Hülfe dieser Gleichung würde man für die nach. der obigen Tabelle 
in der Jade ermittelten mittleren StromgeschwindigKeiten der Oberfläche die 
folgenden Werthe für die Tiefen von 5 und 10m unter der Oberfläche erhalten, 
wenn man annimmt, dass das Feuerschiff bei Niedrigwasser (wie es der Wirklich- 
keit entspricht) in einer Tiefe von 12m zu Anker gelegen hat, und wenn man 
dabei ferner berücksichtigt, dass das Steigen des Wassers mit der Fluth an der 
) „Lehrbuch der Ingenieur- und Maschinen-Mechanik“. von Julius Weisbach, 
Aun. d. Hydr., 1879, Heft Y (Mail
	        
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