2. Hydrographische Notizen über einige Inseln im Südlichen Stillen Ocean.
1. Marquesas-Inseln.') „Fatu-Hiwa. Point Venus ist auf der eng-
lischen Admiralitäts-Karte: No, 1640’ (Tit. XII, No. 283) als 1750 Fuss oder
228,6m hoch angegeben. Die Höhe beträgt aber nach den von Bord aus an-
gestellten ungefähren Messungen ca 1900 Fuss oder ca 580m. Das Schiff lag
nach der Ankerpeilung von Venus Point 0,8 Sm ab; wäre‘ die Spitze 229m
hoch, so hätte die Entfernung nur 0,3 Sm betragen können, was dem Augen-
schein nach unmöglich war.
Diese falsche Angabe kann beim Ansteuern der Bon- Repos - Bai leicht
zu Irrthümern Veranlassung geben; man glaubt, dass Venus Point erst hinter
der Spitze auftauchen muss, während man es in der That schon passirt hat und
vor der Bai sich befindet; es kann sogar der Fall leicht eintreten, dass man
an der Bai vorüberfährt, zumal die der Karte beigefügte Vertonung der Wirklich-
keit nur sehr wenig gleicht. An der nördlich von Omoa liegenden Spitze ist
eine Stelle, welche auf der Karte mit „good landing place“ bezeichnet ist. In
der That befindet sich hier ein verhältnissmässig glatter, vorspringender Stein,
auf welchem die See nicht in der Weise brandet, als sonst überall, so dass ein
Landen mit Booten möglich ist. Dennoch muss diese Landung, da das Boot
bei der hohen Dünung stets einige Meter auf und nieder geht, mit äusserster
Vorsicht ausgeführt werden, auch hat man von hier aus, um das Dorf zu
erreichen, einen überaus anstrengenden Marsch über die von der hohen Brandung
umspülten Klippen zu machen, bei welchem man dem Durchnässtwerden fort-
während ausgesetzt ist. Ein solcher Landungsplatz kann, wenn er gleich der
einzige ist, wohl kaum als gut bezeichnet werden. ;
An der Westküste von Fatu-Hiwa liegt noch ein zweiter Ankerplatz,
welcher von französischen Kriegsschiffen alljährlich besucht wird. Derselbe
liegt unmittelbar nördlich von der Bon-Repos-Bai in einer flachen Bucht. Die
englische Admiralitäts-Karte enthält keinen Plan von letzterer, doch dürften
die Franzosen wohl unfehlbar im Besitz eines solchen sein. Im August 1877
strandete hier ein französischer Kriegsschoner bei dunkeler Nacht und Wind-
stille und ging gänzlich verloren; die Mannschaft wurde gerettet.
Resolution-Bai. Die auf der englischen Karte veröffentlichte Vertonung
dieser Bai muss mit Vorsicht aufgenommen werden; der Hintergrund hebt
sich nicht‘ annähernd so scharf gegen das Land ab, als dies seiner hellen
Schraffirung nach vorausgesetzt werden kann; überhaupt verführt die Vertonung
zu der Annahme, dass ein besonders auffallendes und malerisches Bild sich
darbieten werde, was aber durchaus nicht der Fall ist.
Nuka-Hiwa. Findlay’s „South Pacific Directory“ giebt auf Seite 653
einen Bericht des Kapt. Krusenstern über die Ansicht der Südküste dieser
Insel, sowie auf Seite 654 einen, solchen von Sir Eduard Belcher über die
Einfahrt zum Hafen von Taz-o-hae. Von der in letzterem Bericht gegebenen
Anweisung, einen hohen Basaltfelsen als Marke zum Ansteuern dieses Hafens
zu benutzen, konnte an Bord S.M. S. „Ariadne“ kein Nutzen gezogen werden,
da der Felsen nicht ausgemacht werden konnte; vielmehr wurde die Einfahrt
erst‘ mit Sicherheit erkannt, als die beiden, vor dem Hafen liegenden kleinen
Inseln sich: gegen den Hintergrund abhoben, was auf 3 Sm Entfernung eintrat.
Ueber die Insel selbst ist zu bemerken, dass während des dort gehabten
Aufenthaltes schwere Regengüsse stattfanden, welche durch den von den Bergen
herabgespülten Sand dem Wasser eine schmutzig gelbe Farbe gaben; an Ge-
winnung von Trinkwasser wäre daher im Bedarfsfalle nicht zu denken gewesen,
da alle Bäche ein dunkelgelbes schmutziges Wasser mit sich führten. Nach
Aussagen von Missionairen soll die Regenzeit auf den Marquesas - Inseln von
Jahr zu Jahr an Dauer zugenommen haben und jetzt bis zum Monat Mai, statt
bis März anhalten, wodurch das Reifen der Früchte sehr erschwert wird und
vieles Obst gar nicht zur Reife gelangt.“ . 2 2
2. Paumotu-Archipel.?) „Innerhalb der Grenzen dieser Gruppe sind im
Laufe des letzten Jahres zwei heftige Orkane beobachtet worden, während dies
‘) S. „Hydr. Mitth.“, 1874, pag. 153; Findlay’s „South Pacific Directory“ (1871), pag. 642 ff.
%) Findlay’s „South Pacific Directory“ (1871), pag. 489 ff.
Ann. d. Hydr., 1879, Heft X (Januar).