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In dem ersteren Schnitte, welcher an der Oberfläche eine Strecke von
2700 Sm misst, besteht der Meeresboden in den ersten 80 Sm, von den Canarischen
Inseln an gerechnet, aus vulkanischem Sand und Schlamm, dann auf einer Strecke
von 350 Sm und in Tiefen von 3420m bis 4060m (1870 bis 2220 Faden) aus
Globigerinenschlamm, und von da 1050 Sm weit, in der östlichen Einsenkung
des Nordatlantic in, zuerst bis 5760m (3150 Faden) zunehmenden und daun bis
4709m (2575 Faden) abnehmenden Tiefen aus rothem oder grauem Thon. Auf
der grössten Tiefe, 5760m, war der Thon ganz rein und weich und enthielt
kaum eine Spur von Kalk, auf den weniger tiefen Stellen vor und nach diesen
grössten Tiefen erwies sich der Thon als von grauer Farbe und mehr oder
weniger kalkhaltig, Die folgenden über 330 Sm sich erstreckenden Lothungen
wurden auf dem „Dolphin rise“ genommen und ergaben in Tiefen von 3475 bis
3750m (1900—2050 Faden) als Grundproben sehr charakteristische Beispiele
der Globigerinen-Formation. Bei dem Uebergange aus diesem Mittelplateau
des Nordatlantic in die westliche Einsenkung mit Tiefen bis ca 5500m zeigt
sich wieder unter einer Oberflächen-Strecke von 850 Sm Ausdehnung der rothe
Thon in voller Reinheit, bis dicht bei Sombrero, von 40 Sm Abstand von dieser
Insel ab, der Globigerinenschlamm in Tiefen von 2600m wieder in seine Rechte
eintritt, Auf dieser ganzen Strecke von 2700 Sm Ausdehnung an der Oberfläche
besteht demgemäss der Meeresboden, in Summa der Theilstrecken. desselben,
1900 Sm weit aus rothem Thon und nur 720 Sm weit aus Globigerinenschlamm.
Dieser Schnitt zeigt also die grosse Ausdehnung und die geologische Wichtigkeit
des rothen Thones des Meeresgrundes. (s. Wyv. Thomsona, a. 0. I, pag. 225.)
In dem zweiten Schnitte von Bermuda nach Madeira (von ca 2000 Sm
Längenausdehnung) besteht der Meeresboden zur grösseren Hälfte (zwischen
Bermuda und 40° O-Lg auf 38° N-Br) aus grauem, an einigen Stellen auch
aus rothem Thon, und zwar in Tiefen von ca 4300 bis 5250m (genauer
2360—2875 Faden).
Auf der nordatlantischen Bodenerhebung, auf welcher die Azoren ruhen,
and jenseits derselben in der östlichen Einsenkung bis Madeira ist der Meeres-
hoden in Tiefen von 1650—4890m mit Globigerinenschlamm bedeckt. Dieser
selbe Schlamm erstreckt sich am Meeresboden von Madeira aus nach Nordost hin
bis zur Strasse von Gibraltar und längs der Küste von Portugal. Ferner bedeckt
er, mit röthlicher Färbung verschen, den Meeresboden südlich von den Canarischen
Inseln bis in die Nähe der Kap Verde’schen Inseln, in deren Nähe er durch dunkel-
braunen oder grauen Schlamm und grünen und vulkanischen Sand ersetzt wird.
Südlich von San Jago in ca 14° N-Br und 23° W-Lg beginnt abermals
die Globigerinen-Formation, welche sich nach den Untersuchungen der „Challenger“-
Expedition auf ihrer Aus- und Heimreise weiter nach Süden auf dem Rücken
der unterseeischen Bodenerhebung zwischen dem Aequator bis Zristan d’Acunha
in Tiefen zwischen 2550 bis 4100m und südwestlich bis zum Kap St. Roque bis
zu Tiefen von 4700m hin verfolgen lässt. Der rothe und graue Thon findet
sich wieder vor in den östlichen und westlichen Einsenkungen zwischen den Fest-
ländern von Afrika und Süd-Amerika und dem erwähnten unterseeischen Höhen-
zuge und erreicht in dem östlichen Theile Tiefen von ca 4800m und in
dem westlichen bis 5300 m,
An manchen Stellen zeigen diese Globigerinen-Ablagerungen und die rothen
Thone eine chokoladenbraune Färbung, welche von ihrem Mangangehalt herrühren.
In der Form von Mangansuperoxyd (Braunstein) finden sich am Meeresboden
in allen Tiefen von ca 1000m abwärts und in fast allen Bodenablagerungen
— am häufigsten allerdings in dem Tiefseethon — kleine Körner, Konkretionen,
Knollen (bis zu 1—2 kg im Gewicht), Inkrustationen etc. von Mangansuperoxyd,
welche, ebenso wie die am Eingange dieser Artikel (pag. 54) erwähnten Bimsstein-
and Lavastücke auf den tieferen Stellen des Meeresbodens, vulkanischen Ursprunges
zu sein scheinen.!) Wir werden auf diesen Gegenstand bei der Betrachtung der
Bodenverhältnisse des Stillen Oceans noch näher zurückkommen. Im Atlantischen
Ocean wurden diese manganhaltigen Körner und Knollen in besonders grossen
Mengen bei den Canarischen Inseln und zwischen diesen und St. Thomas mitten
im Ocean angetroffen.
\ Vol. W. Gümbel im Sitz.-Ber. d. Akad. d. Wiss. zu München, 1878, Il, pag. 189 ff.