177
Hydrographische und meteorologische Beiträge zur Kenntniss der
Duke of York-Inseln und der Bai von Ratavul an der Nordküste
von Neu-Britannien.
Mit zwei Kartenskizzen auf einer Tafel,1) ;
(Mittheilung von der Deutschen Seewarte nach Berichten des Kapitän H. W. Wendt.)
Ueber die im Jahre 1767 von Kapt. Carteret entdeckten, im St. Georgs-
Kanal, zwischen Neu-Britannien und Neu-Irland liegenden Duke of York-Inseln
ist ausser den dürftigen Notizen in Findlay’s Sail. Dir., vierte Ausgabe, und den
vom Freiherrn von Schleinitz in den „Annalen der Hydrographie und Maritimen
Meteorologie“, 1876, pag. ll u. 400, gemachten Angaben Neueres, soweit bekannt,
pur noch in den „Mittheilungen der Geographischen Gesellschaft in Hamburg“,
1876—77, pag.340—346, ein Aufsatz (mit einer Karte) erschienen, Da diese Insel-
yruppe in neuerer Zeit durch den häufigeren Besuch von deutschen Handels-
schiffen ein grösseres Interesse gewinnt und die Genauigkeit der geographischen
Positionsbestimmungen derselben noch zu wünschen übrig lässt, so mögen die
nachfolgenden, etwas eingehenderen, von einer an Ort und Stelle aufgenommenen
Kartenskizze begleiteten Notizen des erst kürzlich von New-Britannien nach
Hamburg zurückgekehrten Kapt. H. W. Wendt vom Schiffe „Peter Godeffroy“,
die sich ausserdem auch durch dort angestellte meteorologische Beobachtungen
auszeichnen, als willkommene Beiträge zur Kenntniss dieser Inseln hier eine
Stelle finden.*) .
Kapt. Wendt hielt sich mit seinem Schiffe „Peter Godeffroy“ vom 6. Juni
bis zum 6. Juli 1878 in dem an der Südseite von Duke of York gelegenen Hafen
von Mioko oder Meoko auf, segelte alsdann hinüber nach der Küste von Newu-
Britannien, wo derselbe zwischen Kap Stephens und Kap Lwen vom 7, Juli
bis 25. August verweilte, an welchem Tage die Rückreise nach Hamburg an-
getreten wurde.
Kapt. Wendt.berichtet über seinen Aufenthalt daselbst Folgendes:
„Der Hafen von Mioko (Meoko nach Kapt. von Werner) oder Wesley*
Hafen befindet sich an der Südseite der grössten Insel Duke of York, auch
Amacata genannt, und ist ringsum von kleinen Inseln eingeschlossen, so dass
er vor allen Winden geschützt ist. Man kann in denselben sowohl von Osten,
als von Westen einsegeln, je nachdem der Wind östlich oder westlich ist;
kreuzen kann man übrigens in keiner der beiden Passagen. Die Ostpassage ist
für das Einsegeln die bequemere, weil in und ausserhalb derselben keine
Untiefen und Riffe liegen; dieselbe ist leicht kenntlich ‚an der kleinen Insel
Muarlin, die zwischen Mioko und Amacata liegt. Man kann sowohl nördlich,
als südlich von Muarlin passiren, jedoch ist die südlichere Passage wegen
ihrer grösseren Breite und Tiefe vorzuziehen. Man muss beim Einsegeln
gut Fahrt im Schiffe haben, um dasselbe in Bezug auf Steuerfähigkeit in der
Gewalt zu behalten, weil vor der Mündung der Passage öfters ein Wirbelstrom
herrscht und der Wind auch gewöhnlich abflaut. Mit einem tiefgehenden Schiffe
halte man sich !/s näher an Muwarlin, als an Mioko, in ca 20m Tiefe bis in
den Hafen hinein. Von Mioko ab erstreckt sich in die Passage eine Bank
mit geringeren Tiefen. In dem Hafen selbst wechselt die Wassertiefe von
‘) Die grössere Skizze, welche die Duke of York-Gruppe darstellt, ist nach einer, der Deutschen
Seewarte von Kapt. Wendt zur Verfügung gestellten, an Ort und Stelle aufgenommenen Skizze und
nach dem neuerdings von S. M. S. „Ariadne“, Korv.-Kapt. von Werner, eingegangenen Material
'Skizze und Vertonungen der Duke of York-Inseln) angefertigt, Als Grundlage dienten die Orts-
bestimmung der Credner-Inseln nach Kapt, z. S, Frhr. von Schleinitz in 4° 16' S-Br, 152° 22'
O-Lg und der Faktorei auf Makata, nach Korv.-Kapt, von Werner, in 4° 8,5' S-Br, 152° 26' O-Lg,
sowie die Angabe des Kapt. Wendt, dass die Credner-Inseln von der Faktorei auf Mioko aus gerade
durch die Bootspassage hindurch sichtbar waren, wonach sich annähernd genau die relative Lage der
Inseln der ganzen Gruppe ergeben dürfte, Die Tiefenangaben in Meter sind auf der Skizze nach
den Lothungen des Kapt. Wendt angegeben. Die kleinere Skizze ist eine Wiedergabe der von
Kapt. z. S. Frhr. von Schleinitz in den „Ann. d. Hydr., etc.“ 1876 zu Heft IX u. X gegebenen
Skizze der Gazelle-Halbinsel auf Neu-Britannien, in welche die von Kapt. Wendt untersuchten Riffe
und Bänke, sowie die von ihm besuchte Bucht Port Weber eingetragen sind. A. d, R.
2%) Die Bemerkungen des Kapt. von Werner über die Duke of York-Inseln werden mit dem
Berichte desselben Offiziers über einige andere Inselgruppen des südlichen Stillen Oceans in einem
der nächsten Hefte dieser Annalen veröffentlicht werden. Ad. R.: